tante nicht immer eine Relation sein, sondern manchmal nur eine analytische Proposition, eine Identität.
Soll in der Arithmetik ein System von Gleichungen nach einem System von Unbekannten auflösbar sein, so darf die Anzahl der unabhängigen Gleichungen nicht grösser sein, als die Anzahl der Unbekannten und dürfen auch keine den andern widersprechende Gleichungen mit vorliegen.
Im identischen Kalkul darf sie beliebig gross sein.
Eine Ähnlichkeit zwischen beiden Disziplinen erblicken wir aber darin, dass hier wie dort das Auflösungsproblem nicht unbedingt, nicht in allen Fällen lösbar ist.
In der Arithmetik erscheinen durch die Gleichungen die Unbekannten nicht völlig bestimmt, sie bleiben teilweise willkürlich, die Auflösungen sind vieldeutige, jedenfalls dann, wenn (Auflösbarkeit vorausgesetzt) die An- zahl der Gleichungen kleiner ist, wie die der Unbekannten.
Im identischen Kalkul ist die Auflösung in der Regel eine mehrdeu- tige, auch schon bei einer Gleichung ersten Grades mit einer Unbekannten, und mit andern Problemen als mit einer Gleichung ersten Grades können wir hier zunächst überhaupt nicht zu thun haben.
e) Um für die Anwendungen das Th. 50+) sich einzuprägen, merke man (einerseits):
Die Resultante der Elimination eines Symbols, einer Unbekannten x, aus einer rechts auf 0 gebrachten links nach dieser entwickelten Glei- chung ergibt sich, indem man das Produkt der Koeffizienten von dieser Unbekannten und ihrer Negation gleich 0 setzt.
Man kann aber -- auf zwei Arten -- der Gleichung eine solche Form geben, dass die Elimination sich schon vollzieht, indem man ein- fach den Eliminanden und seine Negation ausstreicht, unterdrückt.
Einmal nämlich trifft dies zu, wenn man die linke Seite der Glei- chung als Produkt schreibt, sie in ihre "letzten Faktoren" zerlegt. So wird sie: (a + x1) (b + x) = 0 und unterdrückt man hier die zwei- ten Glieder der Binome, so ergibt sich in der That die Resultante: a b = 0.
Ebenso trifft es zu, wenn man, die linke Seite wie früher entwickelt lassend, die Gleichung rechts auf 1 bringt -- vergl. Th. 32). Für a x + b x1 = 0 haben wir dann zu sagen: a1x + b1x1 = 1 und wird durch Löschen von x und x1 hier in der That entstehen: a1 + b1 = 1, eine Gleichung die mit der Resul- tante a b = 0 nach Th. 32 und 36) äquivalent ist.
Stellte man aber, während die Gleichung rechts auf 1 gebracht ist, zugleich auch die linke Seite als Produkt dar, schriebe man also:
Eilfte Vorlesung.
tante nicht immer eine Relation sein, sondern manchmal nur eine analytische Proposition, eine Identität.
Soll in der Arithmetik ein System von Gleichungen nach einem System von Unbekannten auflösbar sein, so darf die Anzahl der unabhängigen Gleichungen nicht grösser sein, als die Anzahl der Unbekannten und dürfen auch keine den andern widersprechende Gleichungen mit vorliegen.
Im identischen Kalkul darf sie beliebig gross sein.
Eine Ähnlichkeit zwischen beiden Disziplinen erblicken wir aber darin, dass hier wie dort das Auflösungsproblem nicht unbedingt, nicht in allen Fällen lösbar ist.
In der Arithmetik erscheinen durch die Gleichungen die Unbekannten nicht völlig bestimmt, sie bleiben teilweise willkürlich, die Auflösungen sind vieldeutige, jedenfalls dann, wenn (Auflösbarkeit vorausgesetzt) die An- zahl der Gleichungen kleiner ist, wie die der Unbekannten.
Im identischen Kalkul ist die Auflösung in der Regel eine mehrdeu- tige, auch schon bei einer Gleichung ersten Grades mit einer Unbekannten, und mit andern Problemen als mit einer Gleichung ersten Grades können wir hier zunächst überhaupt nicht zu thun haben.
η) Um für die Anwendungen das Th. 50+) sich einzuprägen, merke man (einerseits):
Die Resultante der Elimination eines Symbols, einer Unbekannten x, aus einer rechts auf 0 gebrachten links nach dieser entwickelten Glei- chung ergibt sich, indem man das Produkt der Koeffizienten von dieser Unbekannten und ihrer Negation gleich 0 setzt.
Man kann aber — auf zwei Arten — der Gleichung eine solche Form geben, dass die Elimination sich schon vollzieht, indem man ein- fach den Eliminanden und seine Negation ausstreicht, unterdrückt.
Einmal nämlich trifft dies zu, wenn man die linke Seite der Glei- chung als Produkt schreibt, sie in ihre „letzten Faktoren“ zerlegt. So wird sie: (a + x1) (b + x) = 0 und unterdrückt man hier die zwei- ten Glieder der Binome, so ergibt sich in der That die Resultante: a b = 0.
Ebenso trifft es zu, wenn man, die linke Seite wie früher entwickelt lassend, die Gleichung rechts auf 1 bringt — vergl. Th. 32). Für a x + b x1 = 0 haben wir dann zu sagen: a1x + b1x1 = 1 und wird durch Löschen von x und x1 hier in der That entstehen: a1 + b1 = 1, eine Gleichung die mit der Resul- tante a b = 0 nach Th. 32 und 36) äquivalent ist.
Stellte man aber, während die Gleichung rechts auf 1 gebracht ist, zugleich auch die linke Seite als Produkt dar, schriebe man also:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0476"n="456"/><fwplace="top"type="header">Eilfte Vorlesung.</fw><lb/>
tante nicht immer eine Relation sein, sondern manchmal nur eine analytische<lb/>
Proposition, eine Identität.</p><lb/><p>Soll in der Arithmetik ein System von Gleichungen nach einem System<lb/>
von Unbekannten auflösbar sein, so darf die Anzahl der unabhängigen<lb/>
Gleichungen nicht grösser sein, als die Anzahl der Unbekannten und dürfen<lb/>
auch keine den andern widersprechende Gleichungen mit vorliegen.</p><lb/><p>Im identischen Kalkul darf sie beliebig gross sein.</p><lb/><p>Eine Ähnlichkeit zwischen beiden Disziplinen erblicken wir aber darin,<lb/>
dass hier wie dort das Auflösungsproblem nicht unbedingt, nicht in allen<lb/>
Fällen lösbar ist.</p><lb/><p>In der Arithmetik erscheinen durch die Gleichungen die Unbekannten<lb/>
nicht völlig bestimmt, sie bleiben teilweise willkürlich, die Auflösungen<lb/>
sind vieldeutige, jedenfalls dann, wenn (Auflösbarkeit vorausgesetzt) die An-<lb/>
zahl der Gleichungen kleiner ist, wie die der Unbekannten.</p><lb/><p>Im identischen Kalkul ist die Auflösung in der Regel eine mehrdeu-<lb/>
tige, auch schon bei einer Gleichung ersten Grades mit <hirendition="#i">einer</hi> Unbekannten,<lb/>
und mit andern Problemen als mit <hirendition="#i">einer</hi> Gleichung <hirendition="#i">ersten Grades</hi> können<lb/>
wir hier zunächst überhaupt nicht zu thun haben.</p><lb/><p><hirendition="#i">η</hi>) Um für die Anwendungen das Th. 50<hirendition="#sub">+</hi>) sich einzuprägen, merke<lb/>
man (einerseits):</p><lb/><p><hirendition="#i">Die Resultante der Elimination</hi> eines Symbols, <hirendition="#i">einer Unbekannten x,<lb/>
aus einer</hi> rechts auf 0 gebrachten links nach dieser entwickelten <hirendition="#i">Glei-<lb/>
chung ergibt sich, indem man das Produkt der Koeffizienten</hi> von dieser<lb/>
Unbekannten und ihrer Negation <hirendition="#i">gleich</hi> 0 <hirendition="#i">setzt</hi>.</p><lb/><p>Man kann aber — auf zwei Arten — der Gleichung eine solche<lb/>
Form geben, dass <hirendition="#i">die Elimination sich schon vollzieht, indem man ein-<lb/>
fach den Eliminanden und seine Negation ausstreicht, unterdrückt</hi>.</p><lb/><table><row><cell>Einmal nämlich trifft dies zu,<lb/>
wenn man die linke Seite der Glei-<lb/>
chung als Produkt schreibt, sie in<lb/>
ihre „letzten Faktoren“ zerlegt. So<lb/>
wird sie:<lb/>
(<hirendition="#i">a</hi> + <hirendition="#i">x</hi><hirendition="#sub">1</hi>) (<hirendition="#i">b</hi> + <hirendition="#i">x</hi>) = 0<lb/>
und unterdrückt man hier die zwei-<lb/>
ten Glieder der Binome, so ergibt<lb/>
sich in der That die Resultante:<lb/><hirendition="#i">a b</hi> = 0.</cell><cell>Ebenso trifft es zu, wenn man,<lb/><hirendition="#i">die linke Seite wie früher entwickelt<lb/>
lassend</hi>, <hirendition="#i">die Gleichung rechts auf</hi> 1<lb/><hirendition="#i">bringt</hi>— vergl. Th. 32).<lb/>
Für <hirendition="#i">a x</hi> + <hirendition="#i">b x</hi><hirendition="#sub">1</hi> = 0 haben wir<lb/>
dann zu sagen:<lb/><hirendition="#i">a</hi><hirendition="#sub">1</hi><hirendition="#i">x</hi> + <hirendition="#i">b</hi><hirendition="#sub">1</hi><hirendition="#i">x</hi><hirendition="#sub">1</hi> = 1<lb/>
und wird durch Löschen von <hirendition="#i">x</hi><lb/>
und <hirendition="#i">x</hi><hirendition="#sub">1</hi> hier in der That entstehen:<lb/><hirendition="#i">a</hi><hirendition="#sub">1</hi> + <hirendition="#i">b</hi><hirendition="#sub">1</hi> = 1,<lb/>
eine Gleichung die mit der Resul-<lb/>
tante <hirendition="#i">a b</hi> = 0 nach Th. 32 und 36)<lb/>
äquivalent ist.</cell></row><lb/></table><p>Stellte man aber, während die Gleichung rechts auf 1 gebracht ist,<lb/>
zugleich auch die linke Seite als Produkt dar, schriebe man also:<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[456/0476]
Eilfte Vorlesung.
tante nicht immer eine Relation sein, sondern manchmal nur eine analytische
Proposition, eine Identität.
Soll in der Arithmetik ein System von Gleichungen nach einem System
von Unbekannten auflösbar sein, so darf die Anzahl der unabhängigen
Gleichungen nicht grösser sein, als die Anzahl der Unbekannten und dürfen
auch keine den andern widersprechende Gleichungen mit vorliegen.
Im identischen Kalkul darf sie beliebig gross sein.
Eine Ähnlichkeit zwischen beiden Disziplinen erblicken wir aber darin,
dass hier wie dort das Auflösungsproblem nicht unbedingt, nicht in allen
Fällen lösbar ist.
In der Arithmetik erscheinen durch die Gleichungen die Unbekannten
nicht völlig bestimmt, sie bleiben teilweise willkürlich, die Auflösungen
sind vieldeutige, jedenfalls dann, wenn (Auflösbarkeit vorausgesetzt) die An-
zahl der Gleichungen kleiner ist, wie die der Unbekannten.
Im identischen Kalkul ist die Auflösung in der Regel eine mehrdeu-
tige, auch schon bei einer Gleichung ersten Grades mit einer Unbekannten,
und mit andern Problemen als mit einer Gleichung ersten Grades können
wir hier zunächst überhaupt nicht zu thun haben.
η) Um für die Anwendungen das Th. 50+) sich einzuprägen, merke
man (einerseits):
Die Resultante der Elimination eines Symbols, einer Unbekannten x,
aus einer rechts auf 0 gebrachten links nach dieser entwickelten Glei-
chung ergibt sich, indem man das Produkt der Koeffizienten von dieser
Unbekannten und ihrer Negation gleich 0 setzt.
Man kann aber — auf zwei Arten — der Gleichung eine solche
Form geben, dass die Elimination sich schon vollzieht, indem man ein-
fach den Eliminanden und seine Negation ausstreicht, unterdrückt.
Einmal nämlich trifft dies zu,
wenn man die linke Seite der Glei-
chung als Produkt schreibt, sie in
ihre „letzten Faktoren“ zerlegt. So
wird sie:
(a + x1) (b + x) = 0
und unterdrückt man hier die zwei-
ten Glieder der Binome, so ergibt
sich in der That die Resultante:
a b = 0. Ebenso trifft es zu, wenn man,
die linke Seite wie früher entwickelt
lassend, die Gleichung rechts auf 1
bringt — vergl. Th. 32).
Für a x + b x1 = 0 haben wir
dann zu sagen:
a1 x + b1 x1 = 1
und wird durch Löschen von x
und x1 hier in der That entstehen:
a1 + b1 = 1,
eine Gleichung die mit der Resul-
tante a b = 0 nach Th. 32 und 36)
äquivalent ist.
Stellte man aber, während die Gleichung rechts auf 1 gebracht ist,
zugleich auch die linke Seite als Produkt dar, schriebe man also:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik01_1890/476>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.