Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite
Siebente Vorlesung.

33+) Theorem. Es ist allgemein:
a + b = a b + a b1 + a1 b.

Beweis. Wir haben:
a + b = a · 1 + 1 · b = a (b + b1) + (a + a1) b = (a b + a b1) + (a b + a1 b) = a b + a b1 + a1 b,
mit Rücksicht auf die Sätze 21x), 30+), 30x) und IIIx (sogar schon IIIx0),
endlich 14+) -- nicht zu gedenken der Theoreme 16), 12+) und 13+)
Zusätze. Man darf nämlich den Faktor 1 hinzusetzen, für 1 nach
Belieben b + b1 oder a + a1 substituiren (da diese Terme der 1 gleich
sind), sodann ausmultipliziren, weil hier die Summanden disjunkte sind,
endlich die Additionsklammern weglassen, und die Wiederholung des
Summanden a b als tautologisch unterlassen.

Zusatz zu Th. 33+). Für beliebige a, b ist auch:
a + b = a + a1 b = a b1 + b,
d. h. Eine Summe bleibt ungeändert, wenn man einen Summanden mul-
tiplizirt mit der Negation eines andern
, und umgekehrt: so oft in einem
Glied einer Summe ein Faktor steht, der als die Negation eines andern
Glieds derselben erscheint, darf man diesen Faktor unterdrücken.

Beweis. Es ist ähnlich wie oben:
a + b = a · 1 + b = a (b + b1) + b = (a b + a b1) + b = a b1 + (a b + b) = a b1 + b
mit Rücksicht, ferner, auf das Absorptionsgesetz 23x). Und analog
wenn b und a vertauscht werden. Dies ist der selbständige Beweis
des für die Technik des Kalkuls ungemein wichtigen Zusatzes. Am
schnellsten ergibt sich derselbe aus der Formel 33+) durch Vereinigung
des ersten Terms rechterhand mit dem zweiten oder dritten gemäss
27+), 30+) und 21x).

Durch Anwendung vorstehender Sätze kann eine binomische Summe
jederzeit in eine "reduzirte" verwandelt werden. Es ist ratsam, sich
dieselben einzuprägen. Ihre Veranschaulichung geben wir unter dem
nächsten Satze.

34+) Theorem. Was auch a und b für Gebiete vorstellen mögen,
so ist:

1 = a b + a b1 + a1 b + a1 b1.

Beweis. Man hat in der bisherigen Weise:
1 = a + a1 = a · 1 + a1 · 1 = a (b + b1) + a1 (b + b1) = a b + a b1 + a1 b + a1 b1
unter Berufung auf IIIx [oder auch nur IIIx0]. --

Sind a und b z. B. Kreisflächen, so entsprechen den Gliedern
rechterhand in 34+) die vier Teile, in welche von den Konturen dieser

Siebente Vorlesung.

33+) Theorem. Es ist allgemein:
a + b = a b + a b1 + a1 b.

Beweis. Wir haben:
a + b = a · 1 + 1 · b = a (b + b1) + (a + a1) b = (a b + a b1) + (a b + a1 b) = a b + a b1 + a1 b,
mit Rücksicht auf die Sätze 21×), 30+), 30×) und III× (sogar schon III×0),
endlich 14+) — nicht zu gedenken der Theoreme 16), 12+) und 13+)
Zusätze. Man darf nämlich den Faktor 1 hinzusetzen, für 1 nach
Belieben b + b1 oder a + a1 substituiren (da diese Terme der 1 gleich
sind), sodann ausmultipliziren, weil hier die Summanden disjunkte sind,
endlich die Additionsklammern weglassen, und die Wiederholung des
Summanden a b als tautologisch unterlassen.

Zusatz zu Th. 33+). Für beliebige a, b ist auch:
a + b = a + a1 b = a b1 + b,
d. h. Eine Summe bleibt ungeändert, wenn man einen Summanden mul-
tiplizirt mit der Negation eines andern
, und umgekehrt: so oft in einem
Glied einer Summe ein Faktor steht, der als die Negation eines andern
Glieds derselben erscheint, darf man diesen Faktor unterdrücken.

Beweis. Es ist ähnlich wie oben:
a + b = a · 1 + b = a (b + b1) + b = (a b + a b1) + b = a b1 + (a b + b) = a b1 + b
mit Rücksicht, ferner, auf das Absorptionsgesetz 23×). Und analog
wenn b und a vertauscht werden. Dies ist der selbständige Beweis
des für die Technik des Kalkuls ungemein wichtigen Zusatzes. Am
schnellsten ergibt sich derselbe aus der Formel 33+) durch Vereinigung
des ersten Terms rechterhand mit dem zweiten oder dritten gemäss
27+), 30+) und 21×).

Durch Anwendung vorstehender Sätze kann eine binomische Summe
jederzeit in eine „reduzirte“ verwandelt werden. Es ist ratsam, sich
dieselben einzuprägen. Ihre Veranschaulichung geben wir unter dem
nächsten Satze.

34+) Theorem. Was auch a und b für Gebiete vorstellen mögen,
so ist:

1 = a b + a b1 + a1 b + a1 b1.

Beweis. Man hat in der bisherigen Weise:
1 = a + a1 = a · 1 + a1 · 1 = a (b + b1) + a1 (b + b1) = a b + a b1 + a1 b + a1 b1
unter Berufung auf III× [oder auch nur III×0]. —

Sind a und b z. B. Kreisflächen, so entsprechen den Gliedern
rechterhand in 34+) die vier Teile, in welche von den Konturen dieser

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0328" n="308"/>
          <fw place="top" type="header">Siebente Vorlesung.</fw><lb/>
          <p>33<hi rendition="#sub">+</hi>) Theorem. <hi rendition="#i">Es ist allgemein:</hi><lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">a</hi> + <hi rendition="#i">b</hi> = <hi rendition="#i">a b</hi> + <hi rendition="#i">a b</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <hi rendition="#i">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Beweis</hi>. Wir haben:<lb/><hi rendition="#i">a</hi> + <hi rendition="#i">b</hi> = <hi rendition="#i">a</hi> · 1 + 1 · <hi rendition="#i">b</hi> = <hi rendition="#i">a</hi> (<hi rendition="#i">b</hi> + <hi rendition="#i">b</hi><hi rendition="#sub">1</hi>) + (<hi rendition="#i">a</hi> + <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi>) <hi rendition="#i">b</hi> = (<hi rendition="#i">a b</hi> + <hi rendition="#i">a b</hi><hi rendition="#sub">1</hi>) + (<hi rendition="#i">a b</hi> + <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <hi rendition="#i">b</hi>) = <hi rendition="#i">a b</hi> + <hi rendition="#i">a b</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <hi rendition="#i">b</hi>,<lb/>
mit Rücksicht auf die Sätze 21<hi rendition="#sub">×</hi>), 30<hi rendition="#sub">+</hi>), 30<hi rendition="#sub">×</hi>) und III<hi rendition="#sub">×</hi> (sogar schon III<hi rendition="#sub">×</hi><hi rendition="#sup">0</hi>),<lb/>
endlich 14<hi rendition="#sub">+</hi>) &#x2014; nicht zu gedenken der Theoreme 16), 12<hi rendition="#sub">+</hi>) und 13<hi rendition="#sub">+</hi>)<lb/>
Zusätze. Man darf nämlich den Faktor 1 hinzusetzen, für 1 nach<lb/>
Belieben <hi rendition="#i">b</hi> + <hi rendition="#i">b</hi><hi rendition="#sub">1</hi> oder <hi rendition="#i">a</hi> + <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> substituiren (da diese Terme der 1 gleich<lb/>
sind), sodann ausmultipliziren, weil hier die Summanden disjunkte sind,<lb/>
endlich die Additionsklammern weglassen, und die Wiederholung des<lb/>
Summanden <hi rendition="#i">a b</hi> als tautologisch unterlassen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Zusatz zu Th.</hi> 33<hi rendition="#sub">+</hi>). <hi rendition="#i">Für beliebige a, b ist auch:</hi><lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">a</hi> + <hi rendition="#i">b</hi> = <hi rendition="#i">a</hi> + <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <hi rendition="#i">b</hi> = <hi rendition="#i">a b</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">b</hi>,</hi><lb/><hi rendition="#i">d. h. Eine Summe bleibt ungeändert, wenn man einen Summanden mul-<lb/>
tiplizirt mit der Negation eines andern</hi>, und umgekehrt: <hi rendition="#i">so oft in einem<lb/>
Glied einer Summe ein Faktor steht, der als die Negation eines andern<lb/>
Glieds derselben erscheint, darf man diesen Faktor unterdrücken.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Beweis</hi>. Es ist ähnlich wie oben:<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#i">a</hi> + <hi rendition="#i">b</hi> = <hi rendition="#i">a</hi> · 1 + <hi rendition="#i">b</hi> = <hi rendition="#i">a</hi> (<hi rendition="#i">b</hi> + <hi rendition="#i">b</hi><hi rendition="#sub">1</hi>) + <hi rendition="#i">b</hi> = (<hi rendition="#i">a b</hi> + <hi rendition="#i">a b</hi><hi rendition="#sub">1</hi>) + <hi rendition="#i">b</hi> = <hi rendition="#i">a b</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + (<hi rendition="#i">a b</hi> + <hi rendition="#i">b</hi>) = <hi rendition="#i">a b</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">b</hi></hi><lb/>
mit Rücksicht, ferner, auf das Absorptionsgesetz 23<hi rendition="#sub">×</hi>). Und analog<lb/>
wenn <hi rendition="#i">b</hi> und <hi rendition="#i">a</hi> vertauscht werden. Dies ist der selbständige Beweis<lb/>
des für die Technik des Kalkuls ungemein wichtigen Zusatzes. Am<lb/>
schnellsten ergibt sich derselbe aus der Formel 33<hi rendition="#sub">+</hi>) durch Vereinigung<lb/>
des ersten Terms rechterhand mit dem zweiten oder dritten gemäss<lb/>
27<hi rendition="#sub">+</hi>), 30<hi rendition="#sub">+</hi>) und 21<hi rendition="#sub">×</hi>).</p><lb/>
          <p>Durch Anwendung vorstehender Sätze kann eine binomische Summe<lb/>
jederzeit in eine &#x201E;reduzirte&#x201C; verwandelt werden. Es ist ratsam, sich<lb/>
dieselben einzuprägen. Ihre Veranschaulichung geben wir unter dem<lb/>
nächsten Satze.</p><lb/>
          <p>34<hi rendition="#sub">+</hi>) <hi rendition="#g">Theorem</hi>. <hi rendition="#i">Was auch a und b für Gebiete vorstellen mögen,<lb/>
so ist:</hi><lb/><hi rendition="#c">1 = <hi rendition="#i">a b</hi> + <hi rendition="#i">a b</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <hi rendition="#i">b</hi> + <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <hi rendition="#i">b</hi><hi rendition="#sub">1</hi>.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Beweis</hi>. Man hat in der bisherigen Weise:<lb/>
1 = <hi rendition="#i">a</hi> + <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> = <hi rendition="#i">a</hi> · 1 + <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> · 1 = <hi rendition="#i">a</hi> (<hi rendition="#i">b</hi> + <hi rendition="#i">b</hi><hi rendition="#sub">1</hi>) + <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> (<hi rendition="#i">b</hi> + <hi rendition="#i">b</hi><hi rendition="#sub">1</hi>) = <hi rendition="#i">a b</hi> + <hi rendition="#i">a b</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <hi rendition="#i">b</hi> + <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <hi rendition="#i">b</hi><hi rendition="#sub">1</hi><lb/>
unter Berufung auf III<hi rendition="#sub">×</hi> [oder auch nur III<hi rendition="#sub">×</hi><hi rendition="#sup">0</hi>]. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Sind <hi rendition="#i">a</hi> und <hi rendition="#i">b</hi> z. B. Kreisflächen, so entsprechen den Gliedern<lb/>
rechterhand in 34<hi rendition="#sub">+</hi>) die vier Teile, in welche von den Konturen dieser<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[308/0328] Siebente Vorlesung. 33+) Theorem. Es ist allgemein: a + b = a b + a b1 + a1 b. Beweis. Wir haben: a + b = a · 1 + 1 · b = a (b + b1) + (a + a1) b = (a b + a b1) + (a b + a1 b) = a b + a b1 + a1 b, mit Rücksicht auf die Sätze 21×), 30+), 30×) und III× (sogar schon III×0), endlich 14+) — nicht zu gedenken der Theoreme 16), 12+) und 13+) Zusätze. Man darf nämlich den Faktor 1 hinzusetzen, für 1 nach Belieben b + b1 oder a + a1 substituiren (da diese Terme der 1 gleich sind), sodann ausmultipliziren, weil hier die Summanden disjunkte sind, endlich die Additionsklammern weglassen, und die Wiederholung des Summanden a b als tautologisch unterlassen. Zusatz zu Th. 33+). Für beliebige a, b ist auch: a + b = a + a1 b = a b1 + b, d. h. Eine Summe bleibt ungeändert, wenn man einen Summanden mul- tiplizirt mit der Negation eines andern, und umgekehrt: so oft in einem Glied einer Summe ein Faktor steht, der als die Negation eines andern Glieds derselben erscheint, darf man diesen Faktor unterdrücken. Beweis. Es ist ähnlich wie oben: a + b = a · 1 + b = a (b + b1) + b = (a b + a b1) + b = a b1 + (a b + b) = a b1 + b mit Rücksicht, ferner, auf das Absorptionsgesetz 23×). Und analog wenn b und a vertauscht werden. Dies ist der selbständige Beweis des für die Technik des Kalkuls ungemein wichtigen Zusatzes. Am schnellsten ergibt sich derselbe aus der Formel 33+) durch Vereinigung des ersten Terms rechterhand mit dem zweiten oder dritten gemäss 27+), 30+) und 21×). Durch Anwendung vorstehender Sätze kann eine binomische Summe jederzeit in eine „reduzirte“ verwandelt werden. Es ist ratsam, sich dieselben einzuprägen. Ihre Veranschaulichung geben wir unter dem nächsten Satze. 34+) Theorem. Was auch a und b für Gebiete vorstellen mögen, so ist: 1 = a b + a b1 + a1 b + a1 b1. Beweis. Man hat in der bisherigen Weise: 1 = a + a1 = a · 1 + a1 · 1 = a (b + b1) + a1 (b + b1) = a b + a b1 + a1 b + a1 b1 unter Berufung auf III× [oder auch nur III×0]. — Sind a und b z. B. Kreisflächen, so entsprechen den Gliedern rechterhand in 34+) die vier Teile, in welche von den Konturen dieser

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik01_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik01_1890/328
Zitationshilfe: Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik01_1890/328>, abgerufen am 27.11.2024.