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Schreyvogel, Joseph: Samuel Brinks letzte Liebesgeschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Gütchens, bewohnt. Das obere Stockwerk ist durch einen gegen den Garten offenen Salon in zwei Hälften getheilt, wovon die eine für den Eigenthümer, einen alten Junggesellen, wie ich, die andere für eine Freundin bestimmt und eingerichtet war, welche aber nie darin gewohnt hat. Beide Abtheilungen sind bequem und anständig eingerichtet, ohne überflüssigen Aufwand; ich habe sie größtentheils gelassen, wie ich sie fand, sogar das Porträt des ehemaligen Besitzers ist in einem Cabinete hängen geblieben.

Ich führte Gretchen zuerst in die Zimmer, die, wie ich ihr sagte, für sie bestimmt wären. Das ist viel zu vornehm und weitläufig, sagte sie, nachdem sie sich ein wenig umgesehen; hier könnte ja eine kleine Familie Platz finden. Wer weiß, wozu das in der Folge gut ist! erwiderte ich scherzend. Gretchen sah fast etwas finster darein, weßhalb ich für gut fand, sie ohne weitere Bemerkungen in den Hof und den Garten zu führen. Was sie dort und in den Wirthschaftsgebäuden sah, hatte ihren ganzen Beifall. Es ist hier Alles im besten Stande, bemerkte sie; ich wüßte wenig, was sich anders oder zweckmäßiger einrichten ließe. Das macht Alles unser Herr Max, fuhr Paul heraus -- o, er ist ein tüchtiger Wirthschafter! -- Wer ist Herr Max? fragte Gretchen neugierig. -- Ih, der liebe junge Vetter, erwiderte Paul -- meines Freundes, ja! fiel ich ihm ins Wort, und nahm Gretchen unter den Arm, um ihr auch die Wohnung des Hausherrn zu zeigen.

Gütchens, bewohnt. Das obere Stockwerk ist durch einen gegen den Garten offenen Salon in zwei Hälften getheilt, wovon die eine für den Eigenthümer, einen alten Junggesellen, wie ich, die andere für eine Freundin bestimmt und eingerichtet war, welche aber nie darin gewohnt hat. Beide Abtheilungen sind bequem und anständig eingerichtet, ohne überflüssigen Aufwand; ich habe sie größtentheils gelassen, wie ich sie fand, sogar das Porträt des ehemaligen Besitzers ist in einem Cabinete hängen geblieben.

Ich führte Gretchen zuerst in die Zimmer, die, wie ich ihr sagte, für sie bestimmt wären. Das ist viel zu vornehm und weitläufig, sagte sie, nachdem sie sich ein wenig umgesehen; hier könnte ja eine kleine Familie Platz finden. Wer weiß, wozu das in der Folge gut ist! erwiderte ich scherzend. Gretchen sah fast etwas finster darein, weßhalb ich für gut fand, sie ohne weitere Bemerkungen in den Hof und den Garten zu führen. Was sie dort und in den Wirthschaftsgebäuden sah, hatte ihren ganzen Beifall. Es ist hier Alles im besten Stande, bemerkte sie; ich wüßte wenig, was sich anders oder zweckmäßiger einrichten ließe. Das macht Alles unser Herr Max, fuhr Paul heraus — o, er ist ein tüchtiger Wirthschafter! — Wer ist Herr Max? fragte Gretchen neugierig. — Ih, der liebe junge Vetter, erwiderte Paul — meines Freundes, ja! fiel ich ihm ins Wort, und nahm Gretchen unter den Arm, um ihr auch die Wohnung des Hausherrn zu zeigen.

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[0057] Gütchens, bewohnt. Das obere Stockwerk ist durch einen gegen den Garten offenen Salon in zwei Hälften getheilt, wovon die eine für den Eigenthümer, einen alten Junggesellen, wie ich, die andere für eine Freundin bestimmt und eingerichtet war, welche aber nie darin gewohnt hat. Beide Abtheilungen sind bequem und anständig eingerichtet, ohne überflüssigen Aufwand; ich habe sie größtentheils gelassen, wie ich sie fand, sogar das Porträt des ehemaligen Besitzers ist in einem Cabinete hängen geblieben. Ich führte Gretchen zuerst in die Zimmer, die, wie ich ihr sagte, für sie bestimmt wären. Das ist viel zu vornehm und weitläufig, sagte sie, nachdem sie sich ein wenig umgesehen; hier könnte ja eine kleine Familie Platz finden. Wer weiß, wozu das in der Folge gut ist! erwiderte ich scherzend. Gretchen sah fast etwas finster darein, weßhalb ich für gut fand, sie ohne weitere Bemerkungen in den Hof und den Garten zu führen. Was sie dort und in den Wirthschaftsgebäuden sah, hatte ihren ganzen Beifall. Es ist hier Alles im besten Stande, bemerkte sie; ich wüßte wenig, was sich anders oder zweckmäßiger einrichten ließe. Das macht Alles unser Herr Max, fuhr Paul heraus — o, er ist ein tüchtiger Wirthschafter! — Wer ist Herr Max? fragte Gretchen neugierig. — Ih, der liebe junge Vetter, erwiderte Paul — meines Freundes, ja! fiel ich ihm ins Wort, und nahm Gretchen unter den Arm, um ihr auch die Wohnung des Hausherrn zu zeigen.

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:30:04Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Schreyvogel, Joseph: Samuel Brinks letzte Liebesgeschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreyvogel_liebesgeschichte_1910/57>, abgerufen am 04.05.2024.