Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.Nachdenkliche Beschreibung ches auch nicht kan durch recht und gericht/ sondern mußmit Gewalt geschehen/ alsdan ist auch die gewaltsame Verfahrung und die erfoderte Kriegswaffen gerecht und billig: Wie der Scharfrichter einen oder wenige Ubelthäter mit dem Schwerte/ also können und müssen viele Ubelthäter und Rebellen/ durch Krieg und Schlach- ten hingerichtet und abgestraffet werden. Aber aber! auch hier flechtet sich der Knote der Ungerechtigkeit wun- derbarlich durch einander/ wen man die Unschuld höchst- strafbar/ und die Bosheit und Heuchelei für tugend- haft und zulässig schätzet/ und die Abstraffungswaf- fen nach gefallen nur misbrauchet/ und zu bösen mord- waffen machet. Daher gleichfals der Höllenrache frasgieriger wird: Und also endert sich der kaum zusam- men gebrachter gerechter Gebrauch Christlicher Waffen/ in den fast stetigen leidigen Mißbrauch. Wie wenig wird oft der gerechte sichere Kriegesweg betrachtet/ ob er führe Himmel an/ oder Höllen ein! Dieses sind die drei Haubtqwellen/ daher alles eines
Nachdenkliche Beſchreibung ches auch nicht kan durch recht und gericht/ ſondern mußmit Gewalt geſchehen/ alsdan iſt auch die gewaltſame Verfahrung und die erfoderte Kriegswaffen gerecht und billig: Wie der Scharfrichter einen oder wenige Ubelthaͤter mit dem Schwerte/ alſo koͤnnen und muͤſſen viele Ubelthaͤter und Rebellen/ durch Krieg und Schlach- ten hingerichtet und abgeſtraffet werden. Aber aber! auch hier flechtet ſich der Knote der Ungerechtigkeit wun- derbarlich durch einander/ wen man die Unſchuld hoͤchſt- ſtrafbar/ und die Bosheit und Heuchelei fuͤr tugend- haft und zulaͤſſig ſchaͤtzet/ und die Abſtraffungswaf- fen nach gefallen nur misbrauchet/ und zu boͤſen mord- waffen machet. Daher gleichfals der Hoͤllenrache frasgieriger wird: Und alſo endert ſich der kaum zuſam- men gebrachter gerechter Gebrauch Chriſtlicher Waffen/ in den faſt ſtetigen leidigen Mißbrauch. Wie wenig wird oft der gerechte ſichere Kriegesweg betrachtet/ ob er fuͤhre Himmel an/ oder Hoͤllen ein! Dieſes ſind die drei Haubtqwellen/ daher alles eines
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Nachdenkliche Beſchreibung
ches auch nicht kan durch recht und gericht/ ſondern muß
mit Gewalt geſchehen/ alsdan iſt auch die gewaltſame
Verfahrung und die erfoderte Kriegswaffen gerecht
und billig: Wie der Scharfrichter einen oder wenige
Ubelthaͤter mit dem Schwerte/ alſo koͤnnen und muͤſſen
viele Ubelthaͤter und Rebellen/ durch Krieg und Schlach-
ten hingerichtet und abgeſtraffet werden. Aber aber!
auch hier flechtet ſich der Knote der Ungerechtigkeit wun-
derbarlich durch einander/ wen man die Unſchuld hoͤchſt-
ſtrafbar/ und die Bosheit und Heuchelei fuͤr tugend-
haft und zulaͤſſig ſchaͤtzet/ und die Abſtraffungswaf-
fen nach gefallen nur misbrauchet/ und zu boͤſen mord-
waffen machet. Daher gleichfals der Hoͤllenrache
frasgieriger wird: Und alſo endert ſich der kaum zuſam-
men gebrachter gerechter Gebrauch Chriſtlicher Waffen/
in den faſt ſtetigen leidigen Mißbrauch. Wie wenig
wird oft der gerechte ſichere Kriegesweg betrachtet/ ob
er fuͤhre Himmel an/ oder Hoͤllen ein!
Dieſes ſind die drei Haubtqwellen/ daher alles
erlaubtes Kriegesrecht flieſſen muß und kan/ und
wan nun ſolches auf einen ſolcher Hauptpuncten ſich
recht gruͤndet/ auf Beſchuͤtzung des ſeinigen/ auf
Wiedererlangung des ſeinigen/ auf Abſtraffung
des boͤſen/ ſo kan Krieg erlaubt/ und ohn Befahrung
der Hoͤlliſchen Gluet und Beſtraffung veruͤbet werden:
Aber/ das dreimal beigeſetztes aber/ pfleget in der Welt
ſolche ſchlipferige Verwirrungsknoten immer mit ein-
zuflechten/ daß gemeiniglich dieſes dreifache aber/ auch
die dreifache Hoͤllenqwaal auf tauſenterlei Art mit ein-
knotet. Zu dieſen letzten Zeiten ſteiget das Kriegesrecht
unter Chriſtlichen Haͤubteren ſelbſt/ zu einer ſolchen Hoͤ-
he und unaberichlichkeit/ daß Schutz und Schirm/
Erhaltung des ſeinigen/ Beſtraffung des boͤſen/
Erhaltung des guten/ zu einem Kriegsmaͤntel nicht
eines
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