Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite

tas, si quaeratur amplius, quid erit nisi vitiosa cu-
piditas?
Wer bei nötigen Lebensmitteln recht
gesund ist/ was solte dem mangeln an einem
recht guten Leben? Wolte derselbe aber immer
ein mehres/ solches wäre nur eine unvergnüg-
same Begier. Gleich wie aber die Gesund-
heit/
so alle Menschen zwar wünschen/ wie
auch wol der Reichthum/ den gleichfalls die
Menschen in gemein begehren/ ein gewünschtes
Leben veruhrsachen kan/ so ist dennoch eines
gesunden und eines reichen Leben nicht eben
für eine solche zeitliche Lebens Art recht gut
und wol zu halten/ daß dadurch das ewige
rechte gute
und ewiges Wol sei zuerhalten:
Der Jüngling beim Matth. XIX. war gesund
und reich/ fragte doch den HErrn/ guter Mei-
ster/ was sol ich thun/ daß ich das ewige Leben
erlange?

Also ist gleichfalls von allen übrigen Le-
bens Arten
in der Welt es zu sagen/ man sei im
geistlichen oder weltlichen/ im hohen oder nie-
drigen Stande/ man sei Baur oder Bürger/
Soldat oder Kaufmann/ Handwerker oder
Bettler/ Regent oder Unterthan/ die Lebens-
Art blos an sich/ ist gar nicht von solcher guten
Wirkung/ daß daher das ewige gute müste
erfolgen. Augustinus sagt dabei weiter; Nemo

est,

tas, ſi quæratur amplius, quid erit niſi vitioſa cu-
piditas?
Wer bei noͤtigen Lebensmitteln recht
geſund iſt/ was ſolte dem mangeln an einem
recht guten Leben? Wolte derſelbe aber immer
ein mehres/ ſolches waͤre nur eine unvergnuͤg-
ſame Begier. Gleich wie aber die Geſund-
heit/
ſo alle Menſchen zwar wuͤnſchen/ wie
auch wol der Reichthum/ den gleichfalls die
Menſchen in gemein begehren/ ein gewuͤnſchtes
Leben veruhrſachen kan/ ſo iſt dennoch eines
geſunden und eines reichen Leben nicht eben
fuͤr eine ſolche zeitliche Lebens Art recht gut
und wol zu halten/ daß dadurch das ewige
rechte gute
und ewiges Wol ſei zuerhalten:
Der Juͤngling beim Matth. XIX. war geſund
und reich/ fragte doch den HErꝛn/ guter Mei-
ſter/ was ſol ich thun/ daß ich das ewige Leben
erlange?

Alſo iſt gleichfalls von allen uͤbrigen Le-
bens Arten
in der Welt es zu ſagen/ man ſei im
geiſtlichen oder weltlichen/ im hohen oder nie-
drigen Stande/ man ſei Baur oder Buͤrger/
Soldat oder Kaufmann/ Handwerker oder
Bettler/ Regent oder Unterthan/ die Lebens-
Art blos an ſich/ iſt gar nicht von ſolcher guten
Wirkung/ daß daher das ewige gute muͤſte
erfolgen. Auguſtinus ſagt dabei weiter; Nemo

eſt,
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="dedication">
        <p><pb facs="#f0012"/><hi rendition="#aq">tas, &#x017F;i quæratur amplius, quid erit ni&#x017F;i vitio&#x017F;a cu-<lb/>
piditas?</hi> Wer bei no&#x0364;tigen Lebensmitteln recht<lb/>
ge&#x017F;und i&#x017F;t/ was &#x017F;olte dem mangeln an einem<lb/>
recht guten Leben? Wolte der&#x017F;elbe aber immer<lb/>
ein mehres/ &#x017F;olches wa&#x0364;re nur eine unvergnu&#x0364;g-<lb/>
&#x017F;ame Begier. Gleich wie aber die <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;und-<lb/>
heit/</hi> &#x017F;o alle Men&#x017F;chen zwar wu&#x0364;n&#x017F;chen/ wie<lb/>
auch wol der <hi rendition="#fr">Reichthum/</hi> den gleichfalls die<lb/>
Men&#x017F;chen in gemein begehren/ ein gewu&#x0364;n&#x017F;chtes<lb/>
Leben veruhr&#x017F;achen kan/ &#x017F;o i&#x017F;t dennoch eines<lb/>
ge&#x017F;unden und eines reichen Leben nicht eben<lb/>
fu&#x0364;r eine &#x017F;olche zeitliche <hi rendition="#fr">Leben</hi>s <hi rendition="#fr">Art</hi> recht gut<lb/>
und wol zu halten/ daß dadurch das <hi rendition="#fr">ewige<lb/>
rechte gute</hi> und ewiges Wol &#x017F;ei zuerhalten:<lb/>
Der Ju&#x0364;ngling beim <hi rendition="#aq">Matth. <hi rendition="#g">XIX.</hi></hi> war ge&#x017F;und<lb/>
und reich/ fragte doch den HEr&#xA75B;n/ guter Mei-<lb/>
&#x017F;ter/ was &#x017F;ol ich thun/ daß ich das ewige Leben<lb/>
erlange?</p><lb/>
        <p>Al&#x017F;o i&#x017F;t gleichfalls von allen u&#x0364;brigen <hi rendition="#fr">Le-<lb/>
bens Arten</hi> in der Welt es zu &#x017F;agen/ man &#x017F;ei im<lb/>
gei&#x017F;tlichen oder weltlichen/ im hohen oder nie-<lb/>
drigen Stande/ man &#x017F;ei Baur oder Bu&#x0364;rger/<lb/>
Soldat oder Kaufmann/ Handwerker oder<lb/>
Bettler/ Regent oder Unterthan/ die Lebens-<lb/>
Art blos an &#x017F;ich/ i&#x017F;t gar nicht von &#x017F;olcher <hi rendition="#fr">guten</hi><lb/>
Wirkung/ daß daher das <hi rendition="#fr">ewige gute</hi> mu&#x0364;&#x017F;te<lb/>
erfolgen. <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tinus</hi> &#x017F;agt dabei weiter; <hi rendition="#aq">Nemo</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">e&#x017F;t,</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0012] tas, ſi quæratur amplius, quid erit niſi vitioſa cu- piditas? Wer bei noͤtigen Lebensmitteln recht geſund iſt/ was ſolte dem mangeln an einem recht guten Leben? Wolte derſelbe aber immer ein mehres/ ſolches waͤre nur eine unvergnuͤg- ſame Begier. Gleich wie aber die Geſund- heit/ ſo alle Menſchen zwar wuͤnſchen/ wie auch wol der Reichthum/ den gleichfalls die Menſchen in gemein begehren/ ein gewuͤnſchtes Leben veruhrſachen kan/ ſo iſt dennoch eines geſunden und eines reichen Leben nicht eben fuͤr eine ſolche zeitliche Lebens Art recht gut und wol zu halten/ daß dadurch das ewige rechte gute und ewiges Wol ſei zuerhalten: Der Juͤngling beim Matth. XIX. war geſund und reich/ fragte doch den HErꝛn/ guter Mei- ſter/ was ſol ich thun/ daß ich das ewige Leben erlange? Alſo iſt gleichfalls von allen uͤbrigen Le- bens Arten in der Welt es zu ſagen/ man ſei im geiſtlichen oder weltlichen/ im hohen oder nie- drigen Stande/ man ſei Baur oder Buͤrger/ Soldat oder Kaufmann/ Handwerker oder Bettler/ Regent oder Unterthan/ die Lebens- Art blos an ſich/ iſt gar nicht von ſolcher guten Wirkung/ daß daher das ewige gute muͤſte erfolgen. Auguſtinus ſagt dabei weiter; Nemo eſt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/12
Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/12>, abgerufen am 23.11.2024.