est, quocunq; genere vitae electo, qui non beatam vitam cupiat: Und fraget man daher nicht un- eben/ wie komt dan ein jeder Mensch in seinem Lebens Stande recht auf die Bahn eines guten Lebens/ die den Ausgang anweise zur Seelig- keit? Nemlich wie kan und muß ein jeder Mensch/ auch nach seinem Mangel und Ar- muht/ nach und in seinem Kreutz und Noht/ bei seinem Geld und Gesundheit/ bei seiner Macht und Vermögen/ sein zeitliches Wol und Weh so einrichten/ das ewiges Wol oder Weh/ als der Weg zur Seeligkeit oder Unseeligkeit darauf erfolge? Nachdenklich sind hierüber diese Worte des Bernhardi: Non transeunt opera nostra, ut videntur, sed tempo- ralia quaeque veluti aeternitatis semina jaciuntur: Stupebit insipiens, cum ex hoc modico semine copiosam viderit exsurgere messem, seu bonam, seu malam, pro qualitate sementis. Hoc qui cogitat, nullum parvum putat esse peccatum, co quod futuram messem potius aestimet, quam se- mentem. Dieses nemlich sagt der fromme Leh- rer; Alles das jenige/ was ein jeder in seiner Lebens Art verrichtet/ ob es schon kurtz/ flüch- tig und zeitlich uns anscheinet/ muß es doch also gethan und bedacht werden/ als ob man dadurch etwas in dieser Zeitligkeit aussäe und
aus-
A iiij
eſt, quocunq; genere vitæ electo, qui non beatam vitam cupiat: Und fraget man daher nicht un- eben/ wie komt dan ein jeder Menſch in ſeinem Lebens Stande recht auf die Bahn eines guten Lebens/ die den Ausgang anweiſe zur Seelig- keit? Nemlich wie kan und muß ein jeder Menſch/ auch nach ſeinem Mangel und Ar- muht/ nach und in ſeinem Kreutz und Noht/ bei ſeinem Geld und Geſundheit/ bei ſeiner Macht und Vermoͤgen/ ſein zeitliches Wol und Weh ſo einrichten/ das ewiges Wol oder Weh/ als der Weg zur Seeligkeit oder Unſeeligkeit darauf erfolge? Nachdenklich ſind hieruͤber dieſe Worte des Bernhardi: Non tranſeunt opera noſtra, ut videntur, ſed tempo- ralia quæque veluti æternitatis ſemina jaciuntur: Stupebit inſipiens, cum ex hoc modico ſemine copioſam viderit exſurgere meſſem, ſeu bonam, ſeu malam, pro qualitate ſementis. Hoc qui cogitat, nullum parvum putat eſſe peccatum, co quod futuram meſſem potius æſtimet, quam ſe- mentem. Dieſes nemlich ſagt der fromme Leh- rer; Alles das jenige/ was ein jeder in ſeiner Lebens Art verrichtet/ ob es ſchon kurtz/ fluͤch- tig und zeitlich uns anſcheinet/ muß es doch alſo gethan und bedacht werden/ als ob man dadurch etwas in dieſer Zeitligkeit ausſaͤe und
aus-
A iiij
<TEI><text><front><divtype="dedication"><p><pbfacs="#f0013"/><hirendition="#aq">eſt, quocunq; genere vitæ electo, qui non beatam<lb/>
vitam cupiat:</hi> Und fraget man daher nicht un-<lb/>
eben/ wie komt dan ein jeder Menſch in ſeinem<lb/>
Lebens Stande recht auf die Bahn eines guten<lb/>
Lebens/ die den Ausgang anweiſe zur Seelig-<lb/>
keit? Nemlich wie kan und muß ein jeder<lb/>
Menſch/ auch nach ſeinem Mangel und Ar-<lb/>
muht/ nach und in ſeinem Kreutz und Noht/<lb/>
bei ſeinem Geld und Geſundheit/ bei ſeiner<lb/>
Macht und Vermoͤgen/ ſein <hirendition="#fr">zeitliches Wol<lb/>
und Weh</hi>ſo einrichten/ das <hirendition="#fr">ewiges Wol<lb/>
oder Weh/</hi> als der Weg zur Seeligkeit oder<lb/>
Unſeeligkeit darauf erfolge? Nachdenklich<lb/>ſind hieruͤber dieſe Worte des <hirendition="#aq">Bernhardi: Non<lb/>
tranſeunt opera noſtra, ut videntur, ſed <hirendition="#i">tempo-<lb/>
ralia</hi> quæque veluti <hirendition="#i">æternitatis ſemina</hi> jaciuntur:<lb/>
Stupebit inſipiens, cum ex hoc modico ſemine<lb/>
copioſam viderit exſurgere meſſem, ſeu bonam,<lb/>ſeu malam, pro qualitate ſementis. Hoc qui<lb/>
cogitat, nullum parvum putat eſſe peccatum, co<lb/>
quod futuram meſſem potius æſtimet, quam ſe-<lb/>
mentem.</hi> Dieſes nemlich ſagt der fromme Leh-<lb/>
rer; Alles das jenige/ was ein jeder in ſeiner<lb/><hirendition="#fr">Lebens Art</hi> verrichtet/ ob es ſchon kurtz/ fluͤch-<lb/>
tig und zeitlich uns anſcheinet/ muß es doch<lb/>
alſo gethan und bedacht werden/ als ob man<lb/>
dadurch etwas in dieſer Zeitligkeit ausſaͤe und<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A iiij</fw><fwplace="bottom"type="catch">aus-</fw><lb/></p></div></front></text></TEI>
[0013]
eſt, quocunq; genere vitæ electo, qui non beatam
vitam cupiat: Und fraget man daher nicht un-
eben/ wie komt dan ein jeder Menſch in ſeinem
Lebens Stande recht auf die Bahn eines guten
Lebens/ die den Ausgang anweiſe zur Seelig-
keit? Nemlich wie kan und muß ein jeder
Menſch/ auch nach ſeinem Mangel und Ar-
muht/ nach und in ſeinem Kreutz und Noht/
bei ſeinem Geld und Geſundheit/ bei ſeiner
Macht und Vermoͤgen/ ſein zeitliches Wol
und Weh ſo einrichten/ das ewiges Wol
oder Weh/ als der Weg zur Seeligkeit oder
Unſeeligkeit darauf erfolge? Nachdenklich
ſind hieruͤber dieſe Worte des Bernhardi: Non
tranſeunt opera noſtra, ut videntur, ſed tempo-
ralia quæque veluti æternitatis ſemina jaciuntur:
Stupebit inſipiens, cum ex hoc modico ſemine
copioſam viderit exſurgere meſſem, ſeu bonam,
ſeu malam, pro qualitate ſementis. Hoc qui
cogitat, nullum parvum putat eſſe peccatum, co
quod futuram meſſem potius æſtimet, quam ſe-
mentem. Dieſes nemlich ſagt der fromme Leh-
rer; Alles das jenige/ was ein jeder in ſeiner
Lebens Art verrichtet/ ob es ſchon kurtz/ fluͤch-
tig und zeitlich uns anſcheinet/ muß es doch
alſo gethan und bedacht werden/ als ob man
dadurch etwas in dieſer Zeitligkeit ausſaͤe und
aus-
A iiij
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/13>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.