Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

Propheten stand, wurde natürlich Alles von ihm auf-
geboten, Mr. Boggs auf eine falsche Fährte zu füh-
ren, was ihm indeß so wenig gelang, daß dieser auch
fast gegen ihn Verdacht schöpfte, oder doch nicht auf
sein Geschwätz hörte.

Am Abende vor der Rückkehr des Franzosen nach
Vandalia standen Sir John, Arnold, Jouville und
der ehemalige Musiklehrer Florens, der den Namen
George führte und sich zum Erstenmale nach langer
Krankheit wieder im Präsidio blicken ließ, in dem be-
reits von uns erwähnten Gartenhause und unterhiel-
ten sich mit einander. Bald jedoch verließ Sir George,
für dessen kranke Brust die etwas dumpfe und schwüle
Luft in dem nur kleinen Gemache unerträglich war,
das Gartenhaus und trat in den Garten, in dessen
Laubgänge er sich verlor, um an Flora, den Gegen-
stand seiner Wünsche, seiner heißen, ach! unerwie-
derten Liebe, zu denken und wo möglich das schöne
Kind an einem der Fenster des Hauses zu erblicken.
Dies war Alles, was er noch zu wünschen, zu hoffen
wagte, denn daß sie ihn, der fast ihr Vater hätte
seyn können, nicht liebte, daß sie ihn nie würde lie-
ben können, wußte er nur zu gut und nährte deshalb
keine trügerischen Hoffnungen.

Das Zimmer in dem Gartenhause, worin sich
die drei Männer befanden, war hell erleuchtet, so

Propheten ſtand, wurde natürlich Alles von ihm auf-
geboten, Mr. Boggs auf eine falſche Fährte zu füh-
ren, was ihm indeß ſo wenig gelang, daß dieſer auch
faſt gegen ihn Verdacht ſchöpfte, oder doch nicht auf
ſein Geſchwätz hörte.

Am Abende vor der Rückkehr des Franzoſen nach
Vandalia ſtanden Sir John, Arnold, Jouville und
der ehemalige Muſiklehrer Florens, der den Namen
George führte und ſich zum Erſtenmale nach langer
Krankheit wieder im Präſidio blicken ließ, in dem be-
reits von uns erwähnten Gartenhauſe und unterhiel-
ten ſich mit einander. Bald jedoch verließ Sir George,
für deſſen kranke Bruſt die etwas dumpfe und ſchwüle
Luft in dem nur kleinen Gemache unerträglich war,
das Gartenhaus und trat in den Garten, in deſſen
Laubgänge er ſich verlor, um an Flora, den Gegen-
ſtand ſeiner Wünſche, ſeiner heißen, ach! unerwie-
derten Liebe, zu denken und wo möglich das ſchöne
Kind an einem der Fenſter des Hauſes zu erblicken.
Dies war Alles, was er noch zu wünſchen, zu hoffen
wagte, denn daß ſie ihn, der faſt ihr Vater hätte
ſeyn können, nicht liebte, daß ſie ihn nie würde lie-
ben können, wußte er nur zu gut und nährte deshalb
keine trügeriſchen Hoffnungen.

Das Zimmer in dem Gartenhauſe, worin ſich
die drei Männer befanden, war hell erleuchtet, ſo

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0050" n="44"/>
Propheten &#x017F;tand, wurde natürlich Alles von ihm auf-<lb/>
geboten, Mr. Boggs auf eine fal&#x017F;che Fährte zu füh-<lb/>
ren, was ihm indeß &#x017F;o wenig gelang, daß die&#x017F;er auch<lb/>
fa&#x017F;t gegen ihn Verdacht &#x017F;chöpfte, oder doch nicht auf<lb/>
&#x017F;ein Ge&#x017F;chwätz hörte.</p><lb/>
        <p>Am Abende vor der Rückkehr des Franzo&#x017F;en nach<lb/>
Vandalia &#x017F;tanden Sir John, Arnold, Jouville und<lb/>
der ehemalige Mu&#x017F;iklehrer Florens, der den Namen<lb/>
George führte und &#x017F;ich zum Er&#x017F;tenmale nach langer<lb/>
Krankheit wieder im Prä&#x017F;idio blicken ließ, in dem be-<lb/>
reits von uns erwähnten Gartenhau&#x017F;e und unterhiel-<lb/>
ten &#x017F;ich mit einander. Bald jedoch verließ Sir George,<lb/>
für de&#x017F;&#x017F;en kranke Bru&#x017F;t die etwas dumpfe und &#x017F;chwüle<lb/>
Luft in dem nur kleinen Gemache unerträglich war,<lb/>
das Gartenhaus und trat in den Garten, in de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Laubgänge er &#x017F;ich verlor, um an Flora, den Gegen-<lb/>
&#x017F;tand &#x017F;einer Wün&#x017F;che, &#x017F;einer heißen, ach! unerwie-<lb/>
derten Liebe, zu denken und wo möglich das &#x017F;chöne<lb/>
Kind an einem der Fen&#x017F;ter des Hau&#x017F;es zu erblicken.<lb/>
Dies war Alles, was er noch zu wün&#x017F;chen, zu hoffen<lb/>
wagte, denn daß &#x017F;ie ihn, der fa&#x017F;t ihr Vater hätte<lb/>
&#x017F;eyn können, nicht liebte, daß &#x017F;ie ihn nie würde lie-<lb/>
ben können, wußte er nur zu gut und nährte deshalb<lb/>
keine trügeri&#x017F;chen Hoffnungen.</p><lb/>
        <p>Das Zimmer in dem Gartenhau&#x017F;e, worin &#x017F;ich<lb/>
die drei Männer befanden, war hell erleuchtet, &#x017F;o<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0050] Propheten ſtand, wurde natürlich Alles von ihm auf- geboten, Mr. Boggs auf eine falſche Fährte zu füh- ren, was ihm indeß ſo wenig gelang, daß dieſer auch faſt gegen ihn Verdacht ſchöpfte, oder doch nicht auf ſein Geſchwätz hörte. Am Abende vor der Rückkehr des Franzoſen nach Vandalia ſtanden Sir John, Arnold, Jouville und der ehemalige Muſiklehrer Florens, der den Namen George führte und ſich zum Erſtenmale nach langer Krankheit wieder im Präſidio blicken ließ, in dem be- reits von uns erwähnten Gartenhauſe und unterhiel- ten ſich mit einander. Bald jedoch verließ Sir George, für deſſen kranke Bruſt die etwas dumpfe und ſchwüle Luft in dem nur kleinen Gemache unerträglich war, das Gartenhaus und trat in den Garten, in deſſen Laubgänge er ſich verlor, um an Flora, den Gegen- ſtand ſeiner Wünſche, ſeiner heißen, ach! unerwie- derten Liebe, zu denken und wo möglich das ſchöne Kind an einem der Fenſter des Hauſes zu erblicken. Dies war Alles, was er noch zu wünſchen, zu hoffen wagte, denn daß ſie ihn, der faſt ihr Vater hätte ſeyn können, nicht liebte, daß ſie ihn nie würde lie- ben können, wußte er nur zu gut und nährte deshalb keine trügeriſchen Hoffnungen. Das Zimmer in dem Gartenhauſe, worin ſich die drei Männer befanden, war hell erleuchtet, ſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/50
Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/50>, abgerufen am 24.11.2024.