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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

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hieher kam, und ob er lebt? ob er mit unter den
Kämpfern der vorigen Nacht war?"

-- "Jch kam von ihm zu Jhnen, Sir," ant-
wortete ihm der Gefragte, "und kann Jhnen die Ver-
sicherung geben, daß seine Wunde zwar tief, aber
durchaus nicht gefährlich ist und er schon in einigen
Wochen völlig wieder hergestellt seyn wird."

-- "Jch irrte mich also doch nicht, als ich wäh-
rend des Kampfes seine Stimme zu hören glaubte,"
sagte Joe und es zeigte sich ein seltsamer Ausdruck
in seinem Gesichte. Dann versank er in ein tiefes
Schweigen und schloß wie in tödtlicher Ermattung
die Augen.

Der Wundarzt ertheilte einem zum Krankenwär-
ter bestellten Manne die nöthigen Jnstructionen und
entfernte sich dann mit seinem Collegen, um noch
andern Verwundeten Hülfe zu bringen, denn es gab
noch genug der Art zu thun, da die Mormons sich
wie Verzweifelte gewehrt hatten.

St. Louis bot einige Tage nach diesen Vorfällen
ein zugleich buntes und malerisches als höchst seltsames
Schauspiel dar, indem die Sioux und Chippewas,
nachdem sie auch Vandalia den Händen den Mormons
entrissen und die Ordnung mit Hülfe der regulären
Truppen überall wieder hergestellt hatten, nach ersterer
Stadt zurückgekommen waren, um, wie sie verlangten,

III. 11

hieher kam, und ob er lebt? ob er mit unter den
Kämpfern der vorigen Nacht war?“

— „Jch kam von ihm zu Jhnen, Sir,“ ant-
wortete ihm der Gefragte, „und kann Jhnen die Ver-
ſicherung geben, daß ſeine Wunde zwar tief, aber
durchaus nicht gefährlich iſt und er ſchon in einigen
Wochen völlig wieder hergeſtellt ſeyn wird.“

— „Jch irrte mich alſo doch nicht, als ich wäh-
rend des Kampfes ſeine Stimme zu hören glaubte,“
ſagte Joe und es zeigte ſich ein ſeltſamer Ausdruck
in ſeinem Geſichte. Dann verſank er in ein tiefes
Schweigen und ſchloß wie in tödtlicher Ermattung
die Augen.

Der Wundarzt ertheilte einem zum Krankenwär-
ter beſtellten Manne die nöthigen Jnſtructionen und
entfernte ſich dann mit ſeinem Collegen, um noch
andern Verwundeten Hülfe zu bringen, denn es gab
noch genug der Art zu thun, da die Mormons ſich
wie Verzweifelte gewehrt hatten.

St. Louis bot einige Tage nach dieſen Vorfällen
ein zugleich buntes und maleriſches als höchſt ſeltſames
Schauſpiel dar, indem die Sioux und Chippewas,
nachdem ſie auch Vandalia den Händen den Mormons
entriſſen und die Ordnung mit Hülfe der regulären
Truppen überall wieder hergeſtellt hatten, nach erſterer
Stadt zurückgekommen waren, um, wie ſie verlangten,

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[161/0167] hieher kam, und ob er lebt? ob er mit unter den Kämpfern der vorigen Nacht war?“ — „Jch kam von ihm zu Jhnen, Sir,“ ant- wortete ihm der Gefragte, „und kann Jhnen die Ver- ſicherung geben, daß ſeine Wunde zwar tief, aber durchaus nicht gefährlich iſt und er ſchon in einigen Wochen völlig wieder hergeſtellt ſeyn wird.“ — „Jch irrte mich alſo doch nicht, als ich wäh- rend des Kampfes ſeine Stimme zu hören glaubte,“ ſagte Joe und es zeigte ſich ein ſeltſamer Ausdruck in ſeinem Geſichte. Dann verſank er in ein tiefes Schweigen und ſchloß wie in tödtlicher Ermattung die Augen. Der Wundarzt ertheilte einem zum Krankenwär- ter beſtellten Manne die nöthigen Jnſtructionen und entfernte ſich dann mit ſeinem Collegen, um noch andern Verwundeten Hülfe zu bringen, denn es gab noch genug der Art zu thun, da die Mormons ſich wie Verzweifelte gewehrt hatten. St. Louis bot einige Tage nach dieſen Vorfällen ein zugleich buntes und maleriſches als höchſt ſeltſames Schauſpiel dar, indem die Sioux und Chippewas, nachdem ſie auch Vandalia den Händen den Mormons entriſſen und die Ordnung mit Hülfe der regulären Truppen überall wieder hergeſtellt hatten, nach erſterer Stadt zurückgekommen waren, um, wie ſie verlangten, III. 11

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/167>, abgerufen am 07.05.2024.