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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

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Sie Alles wissen, da Sie begriffen haben werden,
daß ich nie die Jhrige werden kann, jetzt lassen Sie
mich und meinen theuren Vater frei? Nehmen Sie
Alles, denn Sie sind der Sieger -- aber geben Sie
uns die Freiheit und gönnen Sie mir nur das Grab
des Mannes, der meine erste und einzige Liebe war,
damit ich darauf sterben kann!"

Sie hob bei diesen Worten die Hände und die
Blicke flehend zu ihm empor; sie war so schön, so
rührend in ihrem Schmerze, daß die Flamme der
Leidenschaft mächtiger denn je in ihm emporloderte
und er, statt ihren rührenden Bitten Gehör zu schen-
ken, sich auf's Neue gelobte, sie besitzen, um jeg-
lichen Preis besitzen zu wollen.

Er blieb ihr, in ihrem Anblick verloren, die
Antwort schuldig und betrachtete sie mit so glühen-
den Blicken, daß eine Furcht vor ihm, die sie sich
nicht zu erklären vermochte, sich ihrer Seele bemäch-
tigte. Sie entfernte sich und trat an's Fenster, ihr
von Thränen überströmtes Antlitz mit ihrem Tuche
verhüllend.

-- "Jch werde mit Jhrem Vater sprechen,"
nahm er dann nach einer langen Pause das Wort,
"und hoffe, daß wir uns über die Bedingungen Jhrer
und seiner Freilassung doch noch vereinigen werden."

-- "Welche Bedingungen hätten Sie denn noch

10 *

Sie Alles wiſſen, da Sie begriffen haben werden,
daß ich nie die Jhrige werden kann, jetzt laſſen Sie
mich und meinen theuren Vater frei? Nehmen Sie
Alles, denn Sie ſind der Sieger — aber geben Sie
uns die Freiheit und gönnen Sie mir nur das Grab
des Mannes, der meine erſte und einzige Liebe war,
damit ich darauf ſterben kann!“

Sie hob bei dieſen Worten die Hände und die
Blicke flehend zu ihm empor; ſie war ſo ſchön, ſo
rührend in ihrem Schmerze, daß die Flamme der
Leidenſchaft mächtiger denn je in ihm emporloderte
und er, ſtatt ihren rührenden Bitten Gehör zu ſchen-
ken, ſich auf’s Neue gelobte, ſie beſitzen, um jeg-
lichen Preis beſitzen zu wollen.

Er blieb ihr, in ihrem Anblick verloren, die
Antwort ſchuldig und betrachtete ſie mit ſo glühen-
den Blicken, daß eine Furcht vor ihm, die ſie ſich
nicht zu erklären vermochte, ſich ihrer Seele bemäch-
tigte. Sie entfernte ſich und trat an’s Fenſter, ihr
von Thränen überſtrömtes Antlitz mit ihrem Tuche
verhüllend.

— „Jch werde mit Jhrem Vater ſprechen,“
nahm er dann nach einer langen Pauſe das Wort,
„und hoffe, daß wir uns über die Bedingungen Jhrer
und ſeiner Freilaſſung doch noch vereinigen werden.“

— „Welche Bedingungen hätten Sie denn noch

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[147/0153] Sie Alles wiſſen, da Sie begriffen haben werden, daß ich nie die Jhrige werden kann, jetzt laſſen Sie mich und meinen theuren Vater frei? Nehmen Sie Alles, denn Sie ſind der Sieger — aber geben Sie uns die Freiheit und gönnen Sie mir nur das Grab des Mannes, der meine erſte und einzige Liebe war, damit ich darauf ſterben kann!“ Sie hob bei dieſen Worten die Hände und die Blicke flehend zu ihm empor; ſie war ſo ſchön, ſo rührend in ihrem Schmerze, daß die Flamme der Leidenſchaft mächtiger denn je in ihm emporloderte und er, ſtatt ihren rührenden Bitten Gehör zu ſchen- ken, ſich auf’s Neue gelobte, ſie beſitzen, um jeg- lichen Preis beſitzen zu wollen. Er blieb ihr, in ihrem Anblick verloren, die Antwort ſchuldig und betrachtete ſie mit ſo glühen- den Blicken, daß eine Furcht vor ihm, die ſie ſich nicht zu erklären vermochte, ſich ihrer Seele bemäch- tigte. Sie entfernte ſich und trat an’s Fenſter, ihr von Thränen überſtrömtes Antlitz mit ihrem Tuche verhüllend. — „Jch werde mit Jhrem Vater ſprechen,“ nahm er dann nach einer langen Pauſe das Wort, „und hoffe, daß wir uns über die Bedingungen Jhrer und ſeiner Freilaſſung doch noch vereinigen werden.“ — „Welche Bedingungen hätten Sie denn noch 10 *

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/153>, abgerufen am 29.11.2024.