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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

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der Jhnen diese Nachricht hinterbrachte; aber Sie zu
täuschen, Sie noch hoffen zu lassen, da Alles schon
verloren war, wäre Grausamkeit gewesen. Seyn Sie
jedoch gerecht gegen mich, Flora, und schenken Sie
meiner Versicherung Glauben: daß mein Herz Jhren
Schmerz theilt, daß ich, wenn der von Jhnen ge-
liebte Mann noch unter den Lebenden weilte, Jhr
Glück dem meinigen vorgezogen und zu jeglichem
Opfer bereit gewesen seyn würde, Sie Beide --
denn auch mir war dieser Arnold werth und theuer --
ganz glücklich zu sehen; ja, hätte ich vorher gewußt,
was ich leider erst erfuhr, als Alles zu spät war,
daß Jhre Liebe zu einem Andern für mich ein un-
übersteigliches Hinderniß seyn würde, Sie zu besitzen,
so hätte ich meinen Wünschen, meinen Hoffnungen
entsagt und dieser unglückselige Krieg wäre nie von
mir begonnen worden. Jch wähnte aber, der Wille
Jhres Vaters -- denn von Jhnen selbst empfing ich
ja auf meine wiederholte Werbung keine abschlägige
Antwort -- sei das einzige Hinderniß, das sich mei-
nen heißesten Wünschen in den Weg stellte, und daß
ich Alles aufbot, es aus dem Wege zu räumen, das
wird am wenigsten ein Herz, das die Liebe kennt,
mir zum Verbrechen anrechnen wollen."

-- "O nein," versetzte sie unter immer heißer
strömenden Thränen; "o nein, Sir! Aber jetzt, da

der Jhnen dieſe Nachricht hinterbrachte; aber Sie zu
täuſchen, Sie noch hoffen zu laſſen, da Alles ſchon
verloren war, wäre Grauſamkeit geweſen. Seyn Sie
jedoch gerecht gegen mich, Flora, und ſchenken Sie
meiner Verſicherung Glauben: daß mein Herz Jhren
Schmerz theilt, daß ich, wenn der von Jhnen ge-
liebte Mann noch unter den Lebenden weilte, Jhr
Glück dem meinigen vorgezogen und zu jeglichem
Opfer bereit geweſen ſeyn würde, Sie Beide —
denn auch mir war dieſer Arnold werth und theuer —
ganz glücklich zu ſehen; ja, hätte ich vorher gewußt,
was ich leider erſt erfuhr, als Alles zu ſpät war,
daß Jhre Liebe zu einem Andern für mich ein un-
überſteigliches Hinderniß ſeyn würde, Sie zu beſitzen,
ſo hätte ich meinen Wünſchen, meinen Hoffnungen
entſagt und dieſer unglückſelige Krieg wäre nie von
mir begonnen worden. Jch wähnte aber, der Wille
Jhres Vaters — denn von Jhnen ſelbſt empfing ich
ja auf meine wiederholte Werbung keine abſchlägige
Antwort — ſei das einzige Hinderniß, das ſich mei-
nen heißeſten Wünſchen in den Weg ſtellte, und daß
ich Alles aufbot, es aus dem Wege zu räumen, das
wird am wenigſten ein Herz, das die Liebe kennt,
mir zum Verbrechen anrechnen wollen.“

— „O nein,“ verſetzte ſie unter immer heißer
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[146/0152] der Jhnen dieſe Nachricht hinterbrachte; aber Sie zu täuſchen, Sie noch hoffen zu laſſen, da Alles ſchon verloren war, wäre Grauſamkeit geweſen. Seyn Sie jedoch gerecht gegen mich, Flora, und ſchenken Sie meiner Verſicherung Glauben: daß mein Herz Jhren Schmerz theilt, daß ich, wenn der von Jhnen ge- liebte Mann noch unter den Lebenden weilte, Jhr Glück dem meinigen vorgezogen und zu jeglichem Opfer bereit geweſen ſeyn würde, Sie Beide — denn auch mir war dieſer Arnold werth und theuer — ganz glücklich zu ſehen; ja, hätte ich vorher gewußt, was ich leider erſt erfuhr, als Alles zu ſpät war, daß Jhre Liebe zu einem Andern für mich ein un- überſteigliches Hinderniß ſeyn würde, Sie zu beſitzen, ſo hätte ich meinen Wünſchen, meinen Hoffnungen entſagt und dieſer unglückſelige Krieg wäre nie von mir begonnen worden. Jch wähnte aber, der Wille Jhres Vaters — denn von Jhnen ſelbſt empfing ich ja auf meine wiederholte Werbung keine abſchlägige Antwort — ſei das einzige Hinderniß, das ſich mei- nen heißeſten Wünſchen in den Weg ſtellte, und daß ich Alles aufbot, es aus dem Wege zu räumen, das wird am wenigſten ein Herz, das die Liebe kennt, mir zum Verbrechen anrechnen wollen.“ — „O nein,“ verſetzte ſie unter immer heißer ſtrömenden Thränen; „o nein, Sir! Aber jetzt, da

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/152>, abgerufen am 07.05.2024.