Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

einen gemeinen Freibeuter halten, und so dürfte ich
mich dadurch beleidigt fühlen; indeß ich will die mir
zugefügte Beleidigung mit der gereizten Stimmung
entschuldigen, in der Sie sich in Folge des erlittenen
Unfalls befinden und nicht mit Jhnen darüber rech-
ten, daß Sie sowohl meinen Character, als auch
meine Gesinnungen gegen Sie verkennen. Sie wer-
den, ich hoffe es, später einmal gerechter gegen mich
seyn und es auch als vortheilhaft für sich erkennen,
daß wir, statt uns einander feindlich gegenüber zu
stellen, Hand in Hand mit einander gehen und un-
sere Jnteressen vereinigen."

-- "Das ist aus dem Grunde unmöglich," ver-
setzte Sir John mit festem Tone, "weil ich mir von
jeher gelobt habe, streng den Weg der Pflicht und
des Rechts zu wandeln und nach keinem andern
Ruhme zu streben, als nach dem, ein guter Bürger,
ein treuer Diener des Staates, ein strenger Hand-
haber der Gerechtigkeit zu seyn, während Jhre Hand-
lungen zeigen, daß ein anderer Ehrgeiz Sie beseelt,
und daß Sie die Rolle eines Eroberers zu spielen ge-
willt sind."

-- "Nun ja, man reicht so weit, als der Arm
langt," antwortete ihm Joe frech. "Jch läugne
nicht, daß ich mich dazu berufen glaube, diesem Theile
Amerikas eine neue Gestalt zu geben, und ein gute

einen gemeinen Freibeuter halten, und ſo dürfte ich
mich dadurch beleidigt fühlen; indeß ich will die mir
zugefügte Beleidigung mit der gereizten Stimmung
entſchuldigen, in der Sie ſich in Folge des erlittenen
Unfalls befinden und nicht mit Jhnen darüber rech-
ten, daß Sie ſowohl meinen Character, als auch
meine Geſinnungen gegen Sie verkennen. Sie wer-
den, ich hoffe es, ſpäter einmal gerechter gegen mich
ſeyn und es auch als vortheilhaft für ſich erkennen,
daß wir, ſtatt uns einander feindlich gegenüber zu
ſtellen, Hand in Hand mit einander gehen und un-
ſere Jntereſſen vereinigen.“

— „Das iſt aus dem Grunde unmöglich,“ ver-
ſetzte Sir John mit feſtem Tone, „weil ich mir von
jeher gelobt habe, ſtreng den Weg der Pflicht und
des Rechts zu wandeln und nach keinem andern
Ruhme zu ſtreben, als nach dem, ein guter Bürger,
ein treuer Diener des Staates, ein ſtrenger Hand-
haber der Gerechtigkeit zu ſeyn, während Jhre Hand-
lungen zeigen, daß ein anderer Ehrgeiz Sie beſeelt,
und daß Sie die Rolle eines Eroberers zu ſpielen ge-
willt ſind.“

— „Nun ja, man reicht ſo weit, als der Arm
langt,“ antwortete ihm Joe frech. „Jch läugne
nicht, daß ich mich dazu berufen glaube, dieſem Theile
Amerikas eine neue Geſtalt zu geben, und ein gute

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0138" n="132"/>
einen gemeinen Freibeuter halten, und &#x017F;o dürfte ich<lb/>
mich dadurch beleidigt fühlen; indeß ich will die mir<lb/>
zugefügte Beleidigung mit der gereizten Stimmung<lb/>
ent&#x017F;chuldigen, in der Sie &#x017F;ich in Folge des erlittenen<lb/>
Unfalls befinden und nicht mit Jhnen darüber rech-<lb/>
ten, daß Sie &#x017F;owohl meinen Character, als auch<lb/>
meine Ge&#x017F;innungen gegen Sie verkennen. Sie wer-<lb/>
den, ich hoffe es, &#x017F;päter einmal gerechter gegen mich<lb/>
&#x017F;eyn und es auch als vortheilhaft für &#x017F;ich erkennen,<lb/>
daß wir, &#x017F;tatt uns einander feindlich gegenüber zu<lb/>
&#x017F;tellen, Hand in Hand mit einander gehen und un-<lb/>
&#x017F;ere Jntere&#x017F;&#x017F;en vereinigen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Das i&#x017F;t aus dem Grunde unmöglich,&#x201C; ver-<lb/>
&#x017F;etzte Sir John mit fe&#x017F;tem Tone, &#x201E;weil ich mir von<lb/>
jeher gelobt habe, &#x017F;treng den Weg der Pflicht und<lb/>
des Rechts zu wandeln und nach keinem andern<lb/>
Ruhme zu &#x017F;treben, als nach dem, ein guter Bürger,<lb/>
ein treuer Diener des Staates, ein &#x017F;trenger Hand-<lb/>
haber der Gerechtigkeit zu &#x017F;eyn, während Jhre Hand-<lb/>
lungen zeigen, daß ein anderer Ehrgeiz Sie be&#x017F;eelt,<lb/>
und daß Sie die Rolle eines Eroberers zu &#x017F;pielen ge-<lb/>
willt &#x017F;ind.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Nun ja, man reicht &#x017F;o weit, als der Arm<lb/>
langt,&#x201C; antwortete ihm Joe frech. &#x201E;Jch läugne<lb/>
nicht, daß ich mich dazu berufen glaube, die&#x017F;em Theile<lb/>
Amerikas eine neue Ge&#x017F;talt zu geben, und ein gute<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0138] einen gemeinen Freibeuter halten, und ſo dürfte ich mich dadurch beleidigt fühlen; indeß ich will die mir zugefügte Beleidigung mit der gereizten Stimmung entſchuldigen, in der Sie ſich in Folge des erlittenen Unfalls befinden und nicht mit Jhnen darüber rech- ten, daß Sie ſowohl meinen Character, als auch meine Geſinnungen gegen Sie verkennen. Sie wer- den, ich hoffe es, ſpäter einmal gerechter gegen mich ſeyn und es auch als vortheilhaft für ſich erkennen, daß wir, ſtatt uns einander feindlich gegenüber zu ſtellen, Hand in Hand mit einander gehen und un- ſere Jntereſſen vereinigen.“ — „Das iſt aus dem Grunde unmöglich,“ ver- ſetzte Sir John mit feſtem Tone, „weil ich mir von jeher gelobt habe, ſtreng den Weg der Pflicht und des Rechts zu wandeln und nach keinem andern Ruhme zu ſtreben, als nach dem, ein guter Bürger, ein treuer Diener des Staates, ein ſtrenger Hand- haber der Gerechtigkeit zu ſeyn, während Jhre Hand- lungen zeigen, daß ein anderer Ehrgeiz Sie beſeelt, und daß Sie die Rolle eines Eroberers zu ſpielen ge- willt ſind.“ — „Nun ja, man reicht ſo weit, als der Arm langt,“ antwortete ihm Joe frech. „Jch läugne nicht, daß ich mich dazu berufen glaube, dieſem Theile Amerikas eine neue Geſtalt zu geben, und ein gute

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/138
Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/138>, abgerufen am 03.05.2024.