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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

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Anfang dazu ist, wie Sie erfahren haben, bereits
gemacht."

-- "Keiner preise sein Glück vor seinem Ende!
sagte ein Weiser der Vorzeit. Sie thäten vielleicht
gut, diesen Spruch zu beherzigen, Sir, und nicht
mit allzu großem Selbstvertrauen der Zukunft ent-
gegenzusehen."

-- "Nur mit einer gehörigen Portion Selbst-
vertrauen von der Natur ausgerüstet, betritt man die
Heldenlaufbahn, Sir. Wer feig, wer furchtsam ist,
bleibt ruhig zu Haus. Aber lassen wir das und keh-
ren wir zu unserm Verhältnisse einander gegenüber
zurück. Also ohne Umschweife: ich liebe Jhre Toch-
ter, ich begehre Sie zur Gemahlin und Jhre Ein-
willigung zu dem von mir gewünschten Bündnisse
allein vermag Jhre Fesseln zu lösen. Jch habe mich
jetzt unumwunden gegen Sie erklärt und bitte Sie,
Dasselbe gegen mich zu thun."

-- "Darin will ich Jhnen dienen, Sir Joe,"
versetzte der Gouverneur mit Lebhaftigkeit, "und so
erfahren Sie denn, daß ich weit lieber eine von mir
bis zur Anbetung geliebte Tochter in den Armen des
Todes, als in den Jhrigen sehen würde!"

-- "Das sind Romanphrasen, Sir; dergleichen
hört man auf den Theatern," antwortete ihm der
Prophet mit einem erzwungenen Lächeln, hinter dem

Anfang dazu iſt, wie Sie erfahren haben, bereits
gemacht.“

— „Keiner preiſe ſein Glück vor ſeinem Ende!
ſagte ein Weiſer der Vorzeit. Sie thäten vielleicht
gut, dieſen Spruch zu beherzigen, Sir, und nicht
mit allzu großem Selbſtvertrauen der Zukunft ent-
gegenzuſehen.“

— „Nur mit einer gehörigen Portion Selbſt-
vertrauen von der Natur ausgerüſtet, betritt man die
Heldenlaufbahn, Sir. Wer feig, wer furchtſam iſt,
bleibt ruhig zu Haus. Aber laſſen wir das und keh-
ren wir zu unſerm Verhältniſſe einander gegenüber
zurück. Alſo ohne Umſchweife: ich liebe Jhre Toch-
ter, ich begehre Sie zur Gemahlin und Jhre Ein-
willigung zu dem von mir gewünſchten Bündniſſe
allein vermag Jhre Feſſeln zu löſen. Jch habe mich
jetzt unumwunden gegen Sie erklärt und bitte Sie,
Daſſelbe gegen mich zu thun.“

— „Darin will ich Jhnen dienen, Sir Joe,“
verſetzte der Gouverneur mit Lebhaftigkeit, „und ſo
erfahren Sie denn, daß ich weit lieber eine von mir
bis zur Anbetung geliebte Tochter in den Armen des
Todes, als in den Jhrigen ſehen würde!“

— „Das ſind Romanphraſen, Sir; dergleichen
hört man auf den Theatern,“ antwortete ihm der
Prophet mit einem erzwungenen Lächeln, hinter dem

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[133/0139] Anfang dazu iſt, wie Sie erfahren haben, bereits gemacht.“ — „Keiner preiſe ſein Glück vor ſeinem Ende! ſagte ein Weiſer der Vorzeit. Sie thäten vielleicht gut, dieſen Spruch zu beherzigen, Sir, und nicht mit allzu großem Selbſtvertrauen der Zukunft ent- gegenzuſehen.“ — „Nur mit einer gehörigen Portion Selbſt- vertrauen von der Natur ausgerüſtet, betritt man die Heldenlaufbahn, Sir. Wer feig, wer furchtſam iſt, bleibt ruhig zu Haus. Aber laſſen wir das und keh- ren wir zu unſerm Verhältniſſe einander gegenüber zurück. Alſo ohne Umſchweife: ich liebe Jhre Toch- ter, ich begehre Sie zur Gemahlin und Jhre Ein- willigung zu dem von mir gewünſchten Bündniſſe allein vermag Jhre Feſſeln zu löſen. Jch habe mich jetzt unumwunden gegen Sie erklärt und bitte Sie, Daſſelbe gegen mich zu thun.“ — „Darin will ich Jhnen dienen, Sir Joe,“ verſetzte der Gouverneur mit Lebhaftigkeit, „und ſo erfahren Sie denn, daß ich weit lieber eine von mir bis zur Anbetung geliebte Tochter in den Armen des Todes, als in den Jhrigen ſehen würde!“ — „Das ſind Romanphraſen, Sir; dergleichen hört man auf den Theatern,“ antwortete ihm der Prophet mit einem erzwungenen Lächeln, hinter dem

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/139>, abgerufen am 28.11.2024.