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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846.

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-- "Jch habe meine doppelläufige, mit Silber
ausgelegte Büchse, ein Geschenk des Mormonhäupt-
lings, und für den Kenner ein überaus kostbares
Stück," war die Antwort des Europäers.

-- "Sie ist gut und sehr schön, schöner als
irgend ein Sioux oder Chippewa sie hat," versetzte
Waupee; "ich habe sie schon besehen, bleicher Bru-
der; aber White-hawks Leben ist mehr werth."

-- "Dann meine Jagdtasche, die Blechflasche, ein
gutes Messer mit verschiedenen Geräthschaften daran,"
fuhr Arnold fort, "und endlich dieser Dolch, ein
Stück, in seiner Art so gut wie die Büchse."

-- "Gut, Alles sehr gut; aber ich fürchte den-
noch, daß es nicht genug seyn und den Bluträcher
nicht zufrieden stellen wird. Hast du nicht noch mehr,
Bleichgesicht?"

-- "Was ich dir nannte, ist Alles, was ich bei
mir führe; doch will ich dem Chippewa noch mehr
versprechen, Waupee, denn ich besitze nichts, was mir
zu kostbar wäre, um das Leben deines Sohnes zu
retten."

-- "Jch weiß das, mein bleicher Bruder," ant-
wortete ihm Waupee mit einem so ruhigen Tone, als
handle es sich nicht um das Leben seines einzigen Soh-
nes, sondern um einen Tausch, einen Handel oder
dergleichen; "ich weiß das; aber der Bluträcher wird

— „Jch habe meine doppelläufige, mit Silber
ausgelegte Büchſe, ein Geſchenk des Mormonhäupt-
lings, und für den Kenner ein überaus koſtbares
Stück,“ war die Antwort des Europäers.

— „Sie iſt gut und ſehr ſchön, ſchöner als
irgend ein Sioux oder Chippewa ſie hat,“ verſetzte
Waupee; „ich habe ſie ſchon beſehen, bleicher Bru-
der; aber White-hawks Leben iſt mehr werth.“

— „Dann meine Jagdtaſche, die Blechflaſche, ein
gutes Meſſer mit verſchiedenen Geräthſchaften daran,“
fuhr Arnold fort, „und endlich dieſer Dolch, ein
Stück, in ſeiner Art ſo gut wie die Büchſe.“

— „Gut, Alles ſehr gut; aber ich fürchte den-
noch, daß es nicht genug ſeyn und den Bluträcher
nicht zufrieden ſtellen wird. Haſt du nicht noch mehr,
Bleichgeſicht?“

— „Was ich dir nannte, iſt Alles, was ich bei
mir führe; doch will ich dem Chippewa noch mehr
verſprechen, Waupee, denn ich beſitze nichts, was mir
zu koſtbar wäre, um das Leben deines Sohnes zu
retten.“

— „Jch weiß das, mein bleicher Bruder,“ ant-
wortete ihm Waupee mit einem ſo ruhigen Tone, als
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nes, ſondern um einen Tauſch, einen Handel oder
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[25/0033] — „Jch habe meine doppelläufige, mit Silber ausgelegte Büchſe, ein Geſchenk des Mormonhäupt- lings, und für den Kenner ein überaus koſtbares Stück,“ war die Antwort des Europäers. — „Sie iſt gut und ſehr ſchön, ſchöner als irgend ein Sioux oder Chippewa ſie hat,“ verſetzte Waupee; „ich habe ſie ſchon beſehen, bleicher Bru- der; aber White-hawks Leben iſt mehr werth.“ — „Dann meine Jagdtaſche, die Blechflaſche, ein gutes Meſſer mit verſchiedenen Geräthſchaften daran,“ fuhr Arnold fort, „und endlich dieſer Dolch, ein Stück, in ſeiner Art ſo gut wie die Büchſe.“ — „Gut, Alles ſehr gut; aber ich fürchte den- noch, daß es nicht genug ſeyn und den Bluträcher nicht zufrieden ſtellen wird. Haſt du nicht noch mehr, Bleichgeſicht?“ — „Was ich dir nannte, iſt Alles, was ich bei mir führe; doch will ich dem Chippewa noch mehr verſprechen, Waupee, denn ich beſitze nichts, was mir zu koſtbar wäre, um das Leben deines Sohnes zu retten.“ — „Jch weiß das, mein bleicher Bruder,“ ant- wortete ihm Waupee mit einem ſo ruhigen Tone, als handle es ſich nicht um das Leben ſeines einzigen Soh- nes, ſondern um einen Tauſch, einen Handel oder dergleichen; „ich weiß das; aber der Bluträcher wird

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/33>, abgerufen am 26.04.2024.