sich kaum entschließen, dem Geber einige Worte des Danks dafür zu sagen und wendete bald in unver- kennbarer Gleichgültigkeit den Blick wieder davon ab.
-- "Marie," nahm jetzt Joe das Wort, der schon mit einiger Ungeduld auf die Gelegenheit ge- wartet hatte, es zur Erklärung zwischen ihnen kom- men zu lassen, "Marie, wie ist dir?"
Sie erschrak sichtbar bei dieser an sie gerichteten Frage, bei der, um ihre Angst und Verwirrung zu mehren, der Prophet fest den Blick auf sie heftete.
-- "Wie mir ist?" antwortete sie mit vor Schrecken bebenden Lippen; "welche seltsame Frage, Joe!" fügte sie hinzu, indem sich ihre etwas bleicher gewordenen Wangen plötzlich lebhaft färbten.
-- "Wähnst du, mich täuschen zu können, Ma- rie?" sagte er, nachdem er sie eine Weile mit seinen durchdringenden Blicken betrachtet und sie dadurch ge- zwungen hatte, die ihrigen zu Boden zu senken.
-- "Jch begreife nicht, was du von mir willst," antwortete sie ihm nach einer Pause, während welcher ihre Verlegenheit und Unruhe den höchsten Gipfel er- reicht hatten; "bin ich denn etwa anders als sonst, daß du mich so fragst?"
-- "Ja!" erwiederte er ihr mit fester Stimme. "Mir kann kein Zweifel mehr darüber bleiben, daß ich dich anders wieder gefunden habe, als ich dich
ſich kaum entſchließen, dem Geber einige Worte des Danks dafür zu ſagen und wendete bald in unver- kennbarer Gleichgültigkeit den Blick wieder davon ab.
— „Marie,“ nahm jetzt Joe das Wort, der ſchon mit einiger Ungeduld auf die Gelegenheit ge- wartet hatte, es zur Erklärung zwiſchen ihnen kom- men zu laſſen, „Marie, wie iſt dir?“
Sie erſchrak ſichtbar bei dieſer an ſie gerichteten Frage, bei der, um ihre Angſt und Verwirrung zu mehren, der Prophet feſt den Blick auf ſie heftete.
— „Wie mir iſt?“ antwortete ſie mit vor Schrecken bebenden Lippen; „welche ſeltſame Frage, Joe!“ fügte ſie hinzu, indem ſich ihre etwas bleicher gewordenen Wangen plötzlich lebhaft färbten.
— „Wähnſt du, mich täuſchen zu können, Ma- rie?“ ſagte er, nachdem er ſie eine Weile mit ſeinen durchdringenden Blicken betrachtet und ſie dadurch ge- zwungen hatte, die ihrigen zu Boden zu ſenken.
— „Jch begreife nicht, was du von mir willſt,“ antwortete ſie ihm nach einer Pauſe, während welcher ihre Verlegenheit und Unruhe den höchſten Gipfel er- reicht hatten; „bin ich denn etwa anders als ſonſt, daß du mich ſo fragſt?“
— „Ja!“ erwiederte er ihr mit feſter Stimme. „Mir kann kein Zweifel mehr darüber bleiben, daß ich dich anders wieder gefunden habe, als ich dich
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ſich kaum entſchließen, dem Geber einige Worte des
Danks dafür zu ſagen und wendete bald in unver-
kennbarer Gleichgültigkeit den Blick wieder davon ab.
— „Marie,“ nahm jetzt Joe das Wort, der
ſchon mit einiger Ungeduld auf die Gelegenheit ge-
wartet hatte, es zur Erklärung zwiſchen ihnen kom-
men zu laſſen, „Marie, wie iſt dir?“
Sie erſchrak ſichtbar bei dieſer an ſie gerichteten
Frage, bei der, um ihre Angſt und Verwirrung zu
mehren, der Prophet feſt den Blick auf ſie heftete.
— „Wie mir iſt?“ antwortete ſie mit vor
Schrecken bebenden Lippen; „welche ſeltſame Frage,
Joe!“ fügte ſie hinzu, indem ſich ihre etwas bleicher
gewordenen Wangen plötzlich lebhaft färbten.
— „Wähnſt du, mich täuſchen zu können, Ma-
rie?“ ſagte er, nachdem er ſie eine Weile mit ſeinen
durchdringenden Blicken betrachtet und ſie dadurch ge-
zwungen hatte, die ihrigen zu Boden zu ſenken.
— „Jch begreife nicht, was du von mir willſt,“
antwortete ſie ihm nach einer Pauſe, während welcher
ihre Verlegenheit und Unruhe den höchſten Gipfel er-
reicht hatten; „bin ich denn etwa anders als ſonſt,
daß du mich ſo fragſt?“
— „Ja!“ erwiederte er ihr mit feſter Stimme.
„Mir kann kein Zweifel mehr darüber bleiben, daß
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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/197>, abgerufen am 27.07.2024.
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