Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

Tode zeigt und die Seele des Beschauers mit tiefer
Rührung erfüllt.

Dina öffnete bald wieder die Augen und ihr er-
ster Blick fiel auf den sie voll Mitleid und Theil-
nahme betrachtenden Arnold. Es zeigte sich Etwas
in ihren Augen wie himmlische Freude und eine ihrer
Hände zum Himmel emporhebend, sagte sie mit freu-
digbewegter, aber leiser Stimme:

-- "Bald werde ich dort seyn!"

-- "Ja!" antwortete ihr Arnold, der wußte,
daß er ihr Trost und Beruhigung dadurch brächte;
"ja, hoffen Sie, Dina!"

Ein Blick ihres Auges dankte ihm für den ihr
gegebenen Trost.

Marie trat jetzt zu den Beiden ein. Es war
ihr klar geworden, daß sie, wenn sie nicht gänzlich
in der Achtung Arnolds sinken wollte, wenigstens
einige Theilnahme für die leidende Dina heucheln
müsse.

-- "Wie geht es dir jetzt, Dina?" fragte sie
diese mit erzwungener Freundlichkeit. "Nicht wahr,
dir ist schon viel besser?"

-- "O, viel besser, als seit lange!" antwor-
tete diese nochmals, einen dankbaren Blick auf Arnold
werfend; "bald wird mir ganz wohl seyn!"

-- "Hoffen wir das, Dina, und vor allen

Tode zeigt und die Seele des Beſchauers mit tiefer
Rührung erfüllt.

Dina öffnete bald wieder die Augen und ihr er-
ſter Blick fiel auf den ſie voll Mitleid und Theil-
nahme betrachtenden Arnold. Es zeigte ſich Etwas
in ihren Augen wie himmliſche Freude und eine ihrer
Hände zum Himmel emporhebend, ſagte ſie mit freu-
digbewegter, aber leiſer Stimme:

— „Bald werde ich dort ſeyn!“

— „Ja!“ antwortete ihr Arnold, der wußte,
daß er ihr Troſt und Beruhigung dadurch brächte;
„ja, hoffen Sie, Dina!“

Ein Blick ihres Auges dankte ihm für den ihr
gegebenen Troſt.

Marie trat jetzt zu den Beiden ein. Es war
ihr klar geworden, daß ſie, wenn ſie nicht gänzlich
in der Achtung Arnolds ſinken wollte, wenigſtens
einige Theilnahme für die leidende Dina heucheln
müſſe.

— „Wie geht es dir jetzt, Dina?“ fragte ſie
dieſe mit erzwungener Freundlichkeit. „Nicht wahr,
dir iſt ſchon viel beſſer?“

— „O, viel beſſer, als ſeit lange!“ antwor-
tete dieſe nochmals, einen dankbaren Blick auf Arnold
werfend; „bald wird mir ganz wohl ſeyn!“

— „Hoffen wir das, Dina, und vor allen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0170" n="162"/>
Tode zeigt und die Seele des Be&#x017F;chauers mit tiefer<lb/>
Rührung erfüllt.</p><lb/>
        <p>Dina öffnete bald wieder die Augen und ihr er-<lb/>
&#x017F;ter Blick fiel auf den &#x017F;ie voll Mitleid und Theil-<lb/>
nahme betrachtenden Arnold. Es zeigte &#x017F;ich Etwas<lb/>
in ihren Augen wie himmli&#x017F;che Freude und eine ihrer<lb/>
Hände zum Himmel emporhebend, &#x017F;agte &#x017F;ie mit freu-<lb/>
digbewegter, aber lei&#x017F;er Stimme:</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Bald werde ich dort &#x017F;eyn!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Ja!&#x201C; antwortete ihr Arnold, der wußte,<lb/>
daß er ihr Tro&#x017F;t und Beruhigung dadurch brächte;<lb/>
&#x201E;ja, hoffen Sie, Dina!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Ein Blick ihres Auges dankte ihm für den ihr<lb/>
gegebenen Tro&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Marie trat jetzt zu den Beiden ein. Es war<lb/>
ihr klar geworden, daß &#x017F;ie, wenn &#x017F;ie nicht gänzlich<lb/>
in der Achtung Arnolds &#x017F;inken wollte, wenig&#x017F;tens<lb/>
einige Theilnahme für die leidende Dina heucheln<lb/>&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Wie geht es dir jetzt, Dina?&#x201C; fragte &#x017F;ie<lb/>
die&#x017F;e mit erzwungener Freundlichkeit. &#x201E;Nicht wahr,<lb/>
dir i&#x017F;t &#x017F;chon viel be&#x017F;&#x017F;er?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;O, viel be&#x017F;&#x017F;er, als &#x017F;eit lange!&#x201C; antwor-<lb/>
tete die&#x017F;e nochmals, einen dankbaren Blick auf Arnold<lb/>
werfend; &#x201E;bald wird mir ganz wohl &#x017F;eyn!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Hoffen wir das, Dina, und vor allen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[162/0170] Tode zeigt und die Seele des Beſchauers mit tiefer Rührung erfüllt. Dina öffnete bald wieder die Augen und ihr er- ſter Blick fiel auf den ſie voll Mitleid und Theil- nahme betrachtenden Arnold. Es zeigte ſich Etwas in ihren Augen wie himmliſche Freude und eine ihrer Hände zum Himmel emporhebend, ſagte ſie mit freu- digbewegter, aber leiſer Stimme: — „Bald werde ich dort ſeyn!“ — „Ja!“ antwortete ihr Arnold, der wußte, daß er ihr Troſt und Beruhigung dadurch brächte; „ja, hoffen Sie, Dina!“ Ein Blick ihres Auges dankte ihm für den ihr gegebenen Troſt. Marie trat jetzt zu den Beiden ein. Es war ihr klar geworden, daß ſie, wenn ſie nicht gänzlich in der Achtung Arnolds ſinken wollte, wenigſtens einige Theilnahme für die leidende Dina heucheln müſſe. — „Wie geht es dir jetzt, Dina?“ fragte ſie dieſe mit erzwungener Freundlichkeit. „Nicht wahr, dir iſt ſchon viel beſſer?“ — „O, viel beſſer, als ſeit lange!“ antwor- tete dieſe nochmals, einen dankbaren Blick auf Arnold werfend; „bald wird mir ganz wohl ſeyn!“ — „Hoffen wir das, Dina, und vor allen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/170
Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/170>, abgerufen am 29.11.2024.