Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846.mehren würden. So lange noch ein Anschein Hoff- Arnold mußte sich mit dieser Antwort äußerlich Nachdem er eine Weile am Fenster gestanden 11
mehren würden. So lange noch ein Anſchein Hoff- Arnold mußte ſich mit dieſer Antwort äußerlich Nachdem er eine Weile am Fenſter geſtanden 11
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0169" n="161"/> mehren würden. So lange noch ein Anſchein Hoff-<lb/> nung vorhanden war, dem Uebel Einhalt thun zu<lb/> können, iſt Alles zu Dina’s Rettung angewandt wor-<lb/> den, was nur die Kunſt an Hülfsmitteln darbot, und<lb/> man hat die Krankheit nur dann ſich ſelbſt überlaſſen,<lb/> als Wiederherſtellung völlig unmöglich war.“</p><lb/> <p>Arnold mußte ſich mit dieſer Antwort äußerlich<lb/> zufrieden geben, aber innerlich war und blieb er ge-<lb/> gen Marie verſtimmt, da ſein Herz ihr die gegen die<lb/> Leiden Dina’s gezeigte Kälte nicht vergeben konnte.<lb/> Er blieb finſter und einſylbig und ängſtigte dadurch<lb/> nicht wenig Marie, deren Leidenſchaft für ihn ſchon<lb/> einen ſo hohen Grad erreicht hatte, daß das Glück<lb/> oder Unglück ihres Herzens durch ſeinen lächelnden<lb/> oder finſtern Blick bedingt wurde.</p><lb/> <p>Nachdem er eine Weile am Fenſter geſtanden<lb/> und unruhig hinausgeblickt hatte, trieb es ihn zu der<lb/> Leidenden zurück. Auf den Fußſpitzen trat er zu ihr<lb/> in das Zimmer und ſtellte ſich neben das Sopha, auf<lb/> dem ſie lag. Sie war vor Ermattung eingeſchlafen<lb/> und der Schlaf hatte ihre Wangen wieder etwas ge-<lb/> färbt. Man konnte kein ſchöneres, kein rührenderes<lb/> Bild ſehen, als das dieſer ſchlummerden Kranken,<lb/> deren reine und edle Geſichtszüge bereits von dem<lb/> Verklärungsglanze umfloſſen waren, der ſich ſo oft<lb/> auf dem Antlitze der Geſtorbenen gleich nach dem<lb/> <fw place="bottom" type="sig">11</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [161/0169]
mehren würden. So lange noch ein Anſchein Hoff-
nung vorhanden war, dem Uebel Einhalt thun zu
können, iſt Alles zu Dina’s Rettung angewandt wor-
den, was nur die Kunſt an Hülfsmitteln darbot, und
man hat die Krankheit nur dann ſich ſelbſt überlaſſen,
als Wiederherſtellung völlig unmöglich war.“
Arnold mußte ſich mit dieſer Antwort äußerlich
zufrieden geben, aber innerlich war und blieb er ge-
gen Marie verſtimmt, da ſein Herz ihr die gegen die
Leiden Dina’s gezeigte Kälte nicht vergeben konnte.
Er blieb finſter und einſylbig und ängſtigte dadurch
nicht wenig Marie, deren Leidenſchaft für ihn ſchon
einen ſo hohen Grad erreicht hatte, daß das Glück
oder Unglück ihres Herzens durch ſeinen lächelnden
oder finſtern Blick bedingt wurde.
Nachdem er eine Weile am Fenſter geſtanden
und unruhig hinausgeblickt hatte, trieb es ihn zu der
Leidenden zurück. Auf den Fußſpitzen trat er zu ihr
in das Zimmer und ſtellte ſich neben das Sopha, auf
dem ſie lag. Sie war vor Ermattung eingeſchlafen
und der Schlaf hatte ihre Wangen wieder etwas ge-
färbt. Man konnte kein ſchöneres, kein rührenderes
Bild ſehen, als das dieſer ſchlummerden Kranken,
deren reine und edle Geſichtszüge bereits von dem
Verklärungsglanze umfloſſen waren, der ſich ſo oft
auf dem Antlitze der Geſtorbenen gleich nach dem
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