-- "Sie hat Recht, Joe -- mein Vater -- würde es gewiß nicht billigen, daß wir einen frem- den Arzt zu Hülfe riefen," nahm Marie wieder das Wort; "auch gebe ich Jhnen die Versicherung, Mr. Arnold, daß diese Zufälle nichts, gar nichts zu sa- gen haben und eben so schnell vorübergehen, als sie zu kommen pflegen. Nicht wahr," wandte sie sich an diese, "dir ist schon jetzt besser?"
-- "Wie allemal, wenn sich das Blut einen Ausgang aus der kranken Lunge gebahnt hat," ant- wortete ihr die Gefragte mit so schwacher Stimme, daß man kaum ihre Worte verstehen konnte. "Jch bitte, ich beschwöre Sie!" wandte sie sich an Arnold, dessen Blicke noch immer besorgt auf ihrer leidenden Gestalt ruhten, "bekümmern Sie sich nicht weiter um mich, Sir, und gönnen Sie mir, warum ich Sie schon einmal bat: ein wenig Ruhe!"
-- "Ja, kommen Sie, Arnold," sagte auch Marie, "folgen Sie mir in's andere Zimmer und las- sen wir sie allein. Die Sache hat in der That nichts auf sich und der Zufall erschreckt Sie nur, weil Sie ihn jetzt zum Erstenmale sehen."
Ein bittender Blick, den Dina auf ihn warf, bewog ihn, der Aufforderung Mariens Folge zu lei- sten, doch that er es nur mit innerm Widerstreben, und allein, weil die Leidende selbst es zu wünschen
— „Sie hat Recht, Joe — mein Vater — würde es gewiß nicht billigen, daß wir einen frem- den Arzt zu Hülfe riefen,“ nahm Marie wieder das Wort; „auch gebe ich Jhnen die Verſicherung, Mr. Arnold, daß dieſe Zufälle nichts, gar nichts zu ſa- gen haben und eben ſo ſchnell vorübergehen, als ſie zu kommen pflegen. Nicht wahr,“ wandte ſie ſich an dieſe, „dir iſt ſchon jetzt beſſer?“
— „Wie allemal, wenn ſich das Blut einen Ausgang aus der kranken Lunge gebahnt hat,“ ant- wortete ihr die Gefragte mit ſo ſchwacher Stimme, daß man kaum ihre Worte verſtehen konnte. „Jch bitte, ich beſchwöre Sie!“ wandte ſie ſich an Arnold, deſſen Blicke noch immer beſorgt auf ihrer leidenden Geſtalt ruhten, „bekümmern Sie ſich nicht weiter um mich, Sir, und gönnen Sie mir, warum ich Sie ſchon einmal bat: ein wenig Ruhe!“
— „Ja, kommen Sie, Arnold,“ ſagte auch Marie, „folgen Sie mir in’s andere Zimmer und laſ- ſen wir ſie allein. Die Sache hat in der That nichts auf ſich und der Zufall erſchreckt Sie nur, weil Sie ihn jetzt zum Erſtenmale ſehen.“
Ein bittender Blick, den Dina auf ihn warf, bewog ihn, der Aufforderung Mariens Folge zu lei- ſten, doch that er es nur mit innerm Widerſtreben, und allein, weil die Leidende ſelbſt es zu wünſchen
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— „Sie hat Recht, Joe — mein Vater —
würde es gewiß nicht billigen, daß wir einen frem-
den Arzt zu Hülfe riefen,“ nahm Marie wieder das
Wort; „auch gebe ich Jhnen die Verſicherung, Mr.
Arnold, daß dieſe Zufälle nichts, gar nichts zu ſa-
gen haben und eben ſo ſchnell vorübergehen, als ſie
zu kommen pflegen. Nicht wahr,“ wandte ſie ſich
an dieſe, „dir iſt ſchon jetzt beſſer?“
— „Wie allemal, wenn ſich das Blut einen
Ausgang aus der kranken Lunge gebahnt hat,“ ant-
wortete ihr die Gefragte mit ſo ſchwacher Stimme,
daß man kaum ihre Worte verſtehen konnte. „Jch
bitte, ich beſchwöre Sie!“ wandte ſie ſich an Arnold,
deſſen Blicke noch immer beſorgt auf ihrer leidenden
Geſtalt ruhten, „bekümmern Sie ſich nicht weiter um
mich, Sir, und gönnen Sie mir, warum ich Sie
ſchon einmal bat: ein wenig Ruhe!“
— „Ja, kommen Sie, Arnold,“ ſagte auch
Marie, „folgen Sie mir in’s andere Zimmer und laſ-
ſen wir ſie allein. Die Sache hat in der That nichts
auf ſich und der Zufall erſchreckt Sie nur, weil Sie
ihn jetzt zum Erſtenmale ſehen.“
Ein bittender Blick, den Dina auf ihn warf,
bewog ihn, der Aufforderung Mariens Folge zu lei-
ſten, doch that er es nur mit innerm Widerſtreben,
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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/167>, abgerufen am 27.07.2024.
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