Anblick erspart und den Zufall in meiner Kammer abgemacht, aber ich vermochte es nicht -- es kam so schnell! Nochmals, verzeihen Sie!"
-- "Jch werde sogleich einen Arzt rufen, Sie haben Fieber, Dina," sagte Arnold, der ihren Puls untersucht hatte; "ich würde es mir nicht vergeben kön- nen, Sie ohne Hülfe zu lassen."
-- "Sie hat oft solche Zufälle und sie gehen vorüber, ohne daß man nöthig hat, etwas dafür zu thun," nahm Marie, sichtbar durch Arnolds Theil- nahme für die Unglückliche geärgert, mit kaltem Tone das Wort. "Gönnen wir ihr etwas Ruhe," fügte sie hinzu, "und Sie werden sehen, wie schnell sie sich erholt."
-- "Ja, Ruhe! nur Ruhe!" stöhnte Dina, indem ihr bleiches Haupt ermattet in die Kissen des Sophas zurücksank.
-- "Die sollen Sie haben," antwortete ihr Arnold; "aber ich werde mich dabei nicht beruhigen, sondern ungesäumt für einen Arzt sorgen, dessen Sie sehr benöthigt zu seyn scheinen."
-- "Jch flehe Sie an," antwortete ihm Dina, ihm ihre beiden abgemagerten Hände bittend entgegen- streckend, "keine Schritte zu thun, die Mr. Smith unangenehm seyn dürften: er selbst ist Arzt und es würde kein anderer hier im Hause geduldet werden.
Anblick erſpart und den Zufall in meiner Kammer abgemacht, aber ich vermochte es nicht — es kam ſo ſchnell! Nochmals, verzeihen Sie!“
— „Jch werde ſogleich einen Arzt rufen, Sie haben Fieber, Dina,“ ſagte Arnold, der ihren Puls unterſucht hatte; „ich würde es mir nicht vergeben kön- nen, Sie ohne Hülfe zu laſſen.“
— „Sie hat oft ſolche Zufälle und ſie gehen vorüber, ohne daß man nöthig hat, etwas dafür zu thun,“ nahm Marie, ſichtbar durch Arnolds Theil- nahme für die Unglückliche geärgert, mit kaltem Tone das Wort. „Gönnen wir ihr etwas Ruhe,“ fügte ſie hinzu, „und Sie werden ſehen, wie ſchnell ſie ſich erholt.“
— „Ja, Ruhe! nur Ruhe!“ ſtöhnte Dina, indem ihr bleiches Haupt ermattet in die Kiſſen des Sophas zurückſank.
— „Die ſollen Sie haben,“ antwortete ihr Arnold; „aber ich werde mich dabei nicht beruhigen, ſondern ungeſäumt für einen Arzt ſorgen, deſſen Sie ſehr benöthigt zu ſeyn ſcheinen.“
— „Jch flehe Sie an,“ antwortete ihm Dina, ihm ihre beiden abgemagerten Hände bittend entgegen- ſtreckend, „keine Schritte zu thun, die Mr. Smith unangenehm ſeyn dürften: er ſelbſt iſt Arzt und es würde kein anderer hier im Hauſe geduldet werden.
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Anblick erſpart und den Zufall in meiner Kammer
abgemacht, aber ich vermochte es nicht — es kam ſo
ſchnell! Nochmals, verzeihen Sie!“
— „Jch werde ſogleich einen Arzt rufen, Sie
haben Fieber, Dina,“ ſagte Arnold, der ihren Puls
unterſucht hatte; „ich würde es mir nicht vergeben kön-
nen, Sie ohne Hülfe zu laſſen.“
— „Sie hat oft ſolche Zufälle und ſie gehen
vorüber, ohne daß man nöthig hat, etwas dafür zu
thun,“ nahm Marie, ſichtbar durch Arnolds Theil-
nahme für die Unglückliche geärgert, mit kaltem Tone
das Wort. „Gönnen wir ihr etwas Ruhe,“ fügte
ſie hinzu, „und Sie werden ſehen, wie ſchnell ſie
ſich erholt.“
— „Ja, Ruhe! nur Ruhe!“ ſtöhnte Dina,
indem ihr bleiches Haupt ermattet in die Kiſſen des
Sophas zurückſank.
— „Die ſollen Sie haben,“ antwortete ihr
Arnold; „aber ich werde mich dabei nicht beruhigen,
ſondern ungeſäumt für einen Arzt ſorgen, deſſen Sie
ſehr benöthigt zu ſeyn ſcheinen.“
— „Jch flehe Sie an,“ antwortete ihm Dina,
ihm ihre beiden abgemagerten Hände bittend entgegen-
ſtreckend, „keine Schritte zu thun, die Mr. Smith
unangenehm ſeyn dürften: er ſelbſt iſt Arzt und es
würde kein anderer hier im Hauſe geduldet werden.
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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/166>, abgerufen am 27.07.2024.
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