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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.

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sich, ihn zum Gehülfen zu haben, und belohnten
ihn auf das freigebigste, denn sein Fleiß und seine
Kunst hielten immer gleichen Schritt. Er brachte
in einer Woche hervor, woran Andere sich Monate
lang abquälten, ohne daß sie dennoch die schon
damals seltne Vortrefflichkeit seiner Arbeiten hätten
erreichen können. Doch blieb er in keiner Stadt
länger als es ihm für seinen Zweck nöthig schien,
denn all sein Denken und Streben war der Kunst
und seiner jungen Geliebten zu eigen; die Liebe zu
Beiden vereinte sich zu einer einzigen hellen stillen
Flamme in seiner Brust, die sein ganzes Wesen
durchglühte, und ihn unaufhaltsam zum Vorwärts-
streben bis zum Ziele trieb, an welchem der Besitz
seines holden Liebchens ihm entgegen winkte.

Albrecht Dürers großer allgefeierter Name
bewog ihn endlich, auch nach Nürnberg zu ziehen.
Er kam an, und der edle Meister nahm den jungen
talentvollen Künstler mit Freuden in seiner Werkstatt
und in seinem Hause auf. Beide einander so nah
verwandte Geister würden sich wahrscheinlich bald
gegenseitig erkannt und dann auf ewig gefunden

ſich, ihn zum Gehülfen zu haben, und belohnten
ihn auf das freigebigſte, denn ſein Fleiß und ſeine
Kunſt hielten immer gleichen Schritt. Er brachte
in einer Woche hervor, woran Andere ſich Monate
lang abquälten, ohne daß ſie dennoch die ſchon
damals ſeltne Vortrefflichkeit ſeiner Arbeiten hätten
erreichen können. Doch blieb er in keiner Stadt
länger als es ihm für ſeinen Zweck nöthig ſchien,
denn all ſein Denken und Streben war der Kunſt
und ſeiner jungen Geliebten zu eigen; die Liebe zu
Beiden vereinte ſich zu einer einzigen hellen ſtillen
Flamme in ſeiner Bruſt, die ſein ganzes Weſen
durchglühte, und ihn unaufhaltſam zum Vorwärts-
ſtreben bis zum Ziele trieb, an welchem der Beſitz
ſeines holden Liebchens ihm entgegen winkte.

Albrecht Dürers großer allgefeierter Name
bewog ihn endlich, auch nach Nürnberg zu ziehen.
Er kam an, und der edle Meiſter nahm den jungen
talentvollen Künſtler mit Freuden in ſeiner Werkſtatt
und in ſeinem Hauſe auf. Beide einander ſo nah
verwandte Geiſter würden ſich wahrſcheinlich bald
gegenſeitig erkannt und dann auf ewig gefunden

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[53/0063] ſich, ihn zum Gehülfen zu haben, und belohnten ihn auf das freigebigſte, denn ſein Fleiß und ſeine Kunſt hielten immer gleichen Schritt. Er brachte in einer Woche hervor, woran Andere ſich Monate lang abquälten, ohne daß ſie dennoch die ſchon damals ſeltne Vortrefflichkeit ſeiner Arbeiten hätten erreichen können. Doch blieb er in keiner Stadt länger als es ihm für ſeinen Zweck nöthig ſchien, denn all ſein Denken und Streben war der Kunſt und ſeiner jungen Geliebten zu eigen; die Liebe zu Beiden vereinte ſich zu einer einzigen hellen ſtillen Flamme in ſeiner Bruſt, die ſein ganzes Weſen durchglühte, und ihn unaufhaltſam zum Vorwärts- ſtreben bis zum Ziele trieb, an welchem der Beſitz ſeines holden Liebchens ihm entgegen winkte. Albrecht Dürers großer allgefeierter Name bewog ihn endlich, auch nach Nürnberg zu ziehen. Er kam an, und der edle Meiſter nahm den jungen talentvollen Künſtler mit Freuden in ſeiner Werkſtatt und in ſeinem Hauſe auf. Beide einander ſo nah verwandte Geiſter würden ſich wahrſcheinlich bald gegenſeitig erkannt und dann auf ewig gefunden

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/63>, abgerufen am 22.11.2024.