deutlich im klaren Himmelsschein. Vor dem Tep- pich, in der Mitte, steht der heilige Bartholomäus, das Messer, als Emblem seiner Marter, in der Rechten, in der Linken ein Buch. Würdevoller Ernst, unerschütterliche Ruhe spricht aus der hohen Gestalt, wie aus dem von dunkelem Bart und Haar umfloßnen edlen Gesicht. Er trägt ein blaues Gewand, und über demselben, in leichte schöne Falten geworfen, einen weißen, mit Gold einge- faßten Mantel. Jhm zur Seite steht die heilige Cäcilie mit ihrer Orgel und horcht, den reinsten Ausdruck himmlischer Seeligkeit in den leuchten- den Augen, auf die Töne, welche unter ihrer Hand, ihr selbst fast unbewußt, der Orgel entschweben. Zur andern Seite des Heiligen steht die heilige Agnes, schön, hold und jung wie eine Blume, ge- schmückt wie eine Fürstin. Lang hinabwallendes goldiges Haar umgibt das rosig blühende Köpfchen, ihr Auge ruht auf einem geöffneten Buche, welches, nebst dem die Heilige bezeichnenden Palmzweig, in den zarten Händchen ruht, zu ihren Füßen schmiegt sich ein schneeweißes Lamm.
deutlich im klaren Himmelsſchein. Vor dem Tep- pich, in der Mitte, ſteht der heilige Bartholomäus, das Meſſer, als Emblem ſeiner Marter, in der Rechten, in der Linken ein Buch. Würdevoller Ernſt, unerſchütterliche Ruhe ſpricht aus der hohen Geſtalt, wie aus dem von dunkelem Bart und Haar umfloßnen edlen Geſicht. Er trägt ein blaues Gewand, und über demſelben, in leichte ſchöne Falten geworfen, einen weißen, mit Gold einge- faßten Mantel. Jhm zur Seite ſteht die heilige Cäcilie mit ihrer Orgel und horcht, den reinſten Ausdruck himmliſcher Seeligkeit in den leuchten- den Augen, auf die Töne, welche unter ihrer Hand, ihr ſelbſt faſt unbewußt, der Orgel entſchweben. Zur andern Seite des Heiligen ſteht die heilige Agnes, ſchön, hold und jung wie eine Blume, ge- ſchmückt wie eine Fürſtin. Lang hinabwallendes goldiges Haar umgibt das roſig blühende Köpfchen, ihr Auge ruht auf einem geöffneten Buche, welches, nebſt dem die Heilige bezeichnenden Palmzweig, in den zarten Händchen ruht, zu ihren Füßen ſchmiegt ſich ein ſchneeweißes Lamm.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0031"n="21"/>
deutlich im klaren Himmelsſchein. Vor dem Tep-<lb/>
pich, in der Mitte, ſteht der heilige Bartholomäus,<lb/>
das Meſſer, als Emblem ſeiner Marter, in der<lb/>
Rechten, in der Linken ein Buch. Würdevoller<lb/>
Ernſt, unerſchütterliche Ruhe ſpricht aus der hohen<lb/>
Geſtalt, wie aus dem von dunkelem Bart und<lb/>
Haar umfloßnen edlen Geſicht. Er trägt ein blaues<lb/>
Gewand, und über demſelben, in leichte ſchöne<lb/>
Falten geworfen, einen weißen, mit Gold einge-<lb/>
faßten Mantel. Jhm zur Seite ſteht die heilige<lb/>
Cäcilie mit ihrer Orgel und horcht, den reinſten<lb/>
Ausdruck himmliſcher Seeligkeit in den leuchten-<lb/>
den Augen, auf die Töne, welche unter ihrer Hand,<lb/>
ihr ſelbſt faſt unbewußt, der Orgel entſchweben.<lb/>
Zur andern Seite des Heiligen ſteht die heilige<lb/>
Agnes, ſchön, hold und jung wie eine Blume, ge-<lb/>ſchmückt wie eine Fürſtin. Lang hinabwallendes<lb/>
goldiges Haar umgibt das roſig blühende Köpfchen,<lb/>
ihr Auge ruht auf einem geöffneten Buche, welches,<lb/>
nebſt dem die Heilige bezeichnenden Palmzweig, in<lb/>
den zarten Händchen ruht, zu ihren Füßen ſchmiegt<lb/>ſich ein ſchneeweißes Lamm.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[21/0031]
deutlich im klaren Himmelsſchein. Vor dem Tep-
pich, in der Mitte, ſteht der heilige Bartholomäus,
das Meſſer, als Emblem ſeiner Marter, in der
Rechten, in der Linken ein Buch. Würdevoller
Ernſt, unerſchütterliche Ruhe ſpricht aus der hohen
Geſtalt, wie aus dem von dunkelem Bart und
Haar umfloßnen edlen Geſicht. Er trägt ein blaues
Gewand, und über demſelben, in leichte ſchöne
Falten geworfen, einen weißen, mit Gold einge-
faßten Mantel. Jhm zur Seite ſteht die heilige
Cäcilie mit ihrer Orgel und horcht, den reinſten
Ausdruck himmliſcher Seeligkeit in den leuchten-
den Augen, auf die Töne, welche unter ihrer Hand,
ihr ſelbſt faſt unbewußt, der Orgel entſchweben.
Zur andern Seite des Heiligen ſteht die heilige
Agnes, ſchön, hold und jung wie eine Blume, ge-
ſchmückt wie eine Fürſtin. Lang hinabwallendes
goldiges Haar umgibt das roſig blühende Köpfchen,
ihr Auge ruht auf einem geöffneten Buche, welches,
nebſt dem die Heilige bezeichnenden Palmzweig, in
den zarten Händchen ruht, zu ihren Füßen ſchmiegt
ſich ein ſchneeweißes Lamm.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/31>, abgerufen am 06.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.