und überhaupt mögen wohl nur wenige dieses alten Meisters bis auf unsre Tage gekommen seyn; doch besitzt die Boissereesche Sammlung eines oder mehrere derselben, von denen mir aber nichts näheres bekannt ist.
Herr Hofrath Hirt erwähnt mit großem Lobe eines Gemäldes von Hugo van der Goes, welches er in Florenz fand, und dessen Anschauen ihn bewog das erwähnte Danziger Bild mit Bestimmtheit für eine Arbeit desselben zu erklären. Ohne hierüber entscheiden zu wollen, kann diese Ansicht eines so berühmten Kunstkenners wenigstens als Beleg der hohen Vortrefflichkeit sowohl jenes Florentiner Ge- mäldes, als überhaupt der Arbeiten Hugos van der Goes dienen, und zugleich die täuschende Ähnlich- keit seiner Art zu malen mit der seines hohen Lehrers beweisen. Eines der vorzüglichsten Gemälde Hugos, eine Kreuzigung, welche den Altar der Jakobs- Kirche in Gent noch zu Karl von Manders Zeiten schmückte, ward damals wie durch ein Wunder vom gänzlichen Untergange gerettet. Lange Zeit war es gleich einem köstlichen Kleinod sehr hoch gehalten,
8
und überhaupt mögen wohl nur wenige dieſes alten Meiſters bis auf unſre Tage gekommen ſeyn; doch beſitzt die Boiſſeréeſche Sammlung eines oder mehrere derſelben, von denen mir aber nichts näheres bekannt iſt.
Herr Hofrath Hirt erwähnt mit großem Lobe eines Gemäldes von Hugo van der Goes, welches er in Florenz fand, und deſſen Anſchauen ihn bewog das erwähnte Danziger Bild mit Beſtimmtheit für eine Arbeit deſſelben zu erklären. Ohne hierüber entſcheiden zu wollen, kann dieſe Anſicht eines ſo berühmten Kunſtkenners wenigſtens als Beleg der hohen Vortrefflichkeit ſowohl jenes Florentiner Ge- mäldes, als überhaupt der Arbeiten Hugos van der Goes dienen, und zugleich die täuſchende Ähnlich- keit ſeiner Art zu malen mit der ſeines hohen Lehrers beweiſen. Eines der vorzüglichſten Gemälde Hugos, eine Kreuzigung, welche den Altar der Jakobs- Kirche in Gent noch zu Karl von Manders Zeiten ſchmückte, ward damals wie durch ein Wunder vom gänzlichen Untergange gerettet. Lange Zeit war es gleich einem köſtlichen Kleinod ſehr hoch gehalten,
8
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0125"n="113"/><lb/>
und überhaupt mögen wohl nur wenige dieſes alten<lb/>
Meiſters bis auf unſre Tage gekommen ſeyn; doch<lb/>
beſitzt die Boiſſer<hirendition="#aq">é</hi>eſche Sammlung eines oder mehrere<lb/>
derſelben, von denen mir aber nichts näheres<lb/>
bekannt iſt.</p><lb/><p>Herr Hofrath Hirt erwähnt mit großem Lobe<lb/>
eines Gemäldes von Hugo van der Goes, welches<lb/>
er in Florenz fand, und deſſen Anſchauen ihn bewog<lb/>
das erwähnte Danziger Bild mit Beſtimmtheit für<lb/>
eine Arbeit deſſelben zu erklären. Ohne hierüber<lb/>
entſcheiden zu wollen, kann dieſe Anſicht eines ſo<lb/>
berühmten Kunſtkenners wenigſtens als Beleg der<lb/>
hohen Vortrefflichkeit ſowohl jenes Florentiner Ge-<lb/>
mäldes, als überhaupt der Arbeiten Hugos van der<lb/>
Goes dienen, und zugleich die täuſchende Ähnlich-<lb/>
keit ſeiner Art zu malen mit der ſeines hohen Lehrers<lb/>
beweiſen. Eines der vorzüglichſten Gemälde Hugos,<lb/>
eine Kreuzigung, welche den Altar der Jakobs-<lb/>
Kirche in Gent noch zu Karl von Manders Zeiten<lb/>ſchmückte, ward damals wie durch ein Wunder vom<lb/>
gänzlichen Untergange gerettet. Lange Zeit war<lb/>
es gleich einem köſtlichen Kleinod ſehr hoch gehalten,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">8</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[113/0125]
und überhaupt mögen wohl nur wenige dieſes alten
Meiſters bis auf unſre Tage gekommen ſeyn; doch
beſitzt die Boiſſeréeſche Sammlung eines oder mehrere
derſelben, von denen mir aber nichts näheres
bekannt iſt.
Herr Hofrath Hirt erwähnt mit großem Lobe
eines Gemäldes von Hugo van der Goes, welches
er in Florenz fand, und deſſen Anſchauen ihn bewog
das erwähnte Danziger Bild mit Beſtimmtheit für
eine Arbeit deſſelben zu erklären. Ohne hierüber
entſcheiden zu wollen, kann dieſe Anſicht eines ſo
berühmten Kunſtkenners wenigſtens als Beleg der
hohen Vortrefflichkeit ſowohl jenes Florentiner Ge-
mäldes, als überhaupt der Arbeiten Hugos van der
Goes dienen, und zugleich die täuſchende Ähnlich-
keit ſeiner Art zu malen mit der ſeines hohen Lehrers
beweiſen. Eines der vorzüglichſten Gemälde Hugos,
eine Kreuzigung, welche den Altar der Jakobs-
Kirche in Gent noch zu Karl von Manders Zeiten
ſchmückte, ward damals wie durch ein Wunder vom
gänzlichen Untergange gerettet. Lange Zeit war
es gleich einem köſtlichen Kleinod ſehr hoch gehalten,
8
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/125>, abgerufen am 06.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.