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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

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und selbst die Bilderstürmer jener Tage hatten nicht
gewagt es zu berühren. Es stand ruhig uud sicher
an heiliger Stätte, bis man zulezt den Entschluß
faßte, die Kirche alles katholischen Schmucks zu
berauben und sie für irgend eine der protestanti-
schen Sekten einzurichten, welche damals mit ihren
Predigten das Land durchzogen. Selbst das Al-
tar-Gemälde durfte dießmal seinen Standort nicht
behalten, es ward herabgenommen, und ein
Maler, ein Kunstverwandter, dessen Namen Karl
von Mander aus zu großer Schonung verschweigt,
gab bei dieser Gelegenheit den unbegreiflich heillosen
Rath, die schöne Holztafel des köstlichen Gemäldes
zu benutzen und das Bild mit schwarzer Farbe zu
überziehen, um in goldnen Buchstaben die zehn Ge-
bote darauf zu schreiben. Der Frevel ward wirklich
vollbracht, doch zum Glück hatte Hugo gemalt wie
er es von seinem Meister gelernt hatte; die Farben
waren sehr fein und dünne auf einem sehr festen,
glatt abgeschliffnen Grund aufgetragen, und die
mit fetten Ölen bereitete schwarze Farbe vermochte
eben so wenig, als das Gold, auf dieser spiegelglat-


und ſelbſt die Bilderſtürmer jener Tage hatten nicht
gewagt es zu berühren. Es ſtand ruhig uud ſicher
an heiliger Stätte, bis man zulezt den Entſchluß
faßte, die Kirche alles katholiſchen Schmucks zu
berauben und ſie für irgend eine der proteſtanti-
ſchen Sekten einzurichten, welche damals mit ihren
Predigten das Land durchzogen. Selbſt das Al-
tar-Gemälde durfte dießmal ſeinen Standort nicht
behalten, es ward herabgenommen, und ein
Maler, ein Kunſtverwandter, deſſen Namen Karl
von Mander aus zu großer Schonung verſchweigt,
gab bei dieſer Gelegenheit den unbegreiflich heilloſen
Rath, die ſchöne Holztafel des köſtlichen Gemäldes
zu benutzen und das Bild mit ſchwarzer Farbe zu
überziehen, um in goldnen Buchſtaben die zehn Ge-
bote darauf zu ſchreiben. Der Frevel ward wirklich
vollbracht, doch zum Glück hatte Hugo gemalt wie
er es von ſeinem Meiſter gelernt hatte; die Farben
waren ſehr fein und dünne auf einem ſehr feſten,
glatt abgeſchliffnen Grund aufgetragen, und die
mit fetten Ölen bereitete ſchwarze Farbe vermochte
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[114/0126] und ſelbſt die Bilderſtürmer jener Tage hatten nicht gewagt es zu berühren. Es ſtand ruhig uud ſicher an heiliger Stätte, bis man zulezt den Entſchluß faßte, die Kirche alles katholiſchen Schmucks zu berauben und ſie für irgend eine der proteſtanti- ſchen Sekten einzurichten, welche damals mit ihren Predigten das Land durchzogen. Selbſt das Al- tar-Gemälde durfte dießmal ſeinen Standort nicht behalten, es ward herabgenommen, und ein Maler, ein Kunſtverwandter, deſſen Namen Karl von Mander aus zu großer Schonung verſchweigt, gab bei dieſer Gelegenheit den unbegreiflich heilloſen Rath, die ſchöne Holztafel des köſtlichen Gemäldes zu benutzen und das Bild mit ſchwarzer Farbe zu überziehen, um in goldnen Buchſtaben die zehn Ge- bote darauf zu ſchreiben. Der Frevel ward wirklich vollbracht, doch zum Glück hatte Hugo gemalt wie er es von ſeinem Meiſter gelernt hatte; die Farben waren ſehr fein und dünne auf einem ſehr feſten, glatt abgeſchliffnen Grund aufgetragen, und die mit fetten Ölen bereitete ſchwarze Farbe vermochte eben ſo wenig, als das Gold, auf dieſer ſpiegelglat-

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/126>, abgerufen am 26.11.2024.