Schoch, Johann Georg: Comoedia Vom Studenten-Leben. Leipzig, 1658.
wündscht doch fügte sich unser Lieben/ gleich als ob der Himmel ein sonderliches Wohlgefallen dar- über empfunden. Es war nichts/ so unsere Blicke auffhalten/ unsere Küsse verhindern und unsere Vergnügligkeit verwehren kunte. Jetzund nun/ da diese Edle Früchte zusammen kommen/ und die reiffen Körner tragen solten/ da ich die selben nun zugeniessen vermeinete/ so müssen wir geschieden und getrennet leben. O du falsche Liebe! Wie machstu uns den Anfang so sauer und schwer; wie peinigst du unsere noch unbekandte und frembde Hertzen; nach dem wir alles erstanden/ und nun dessen Genesung ergreiffen solten/ nach dem unsere Hertzen kaum vereiniget/ und durch die feuerigen Liebes-Flammen zusammen gelauffen/ zerreist du uns wiederumb/ und quälest uns/ durch stetes und brünstiges Verlangen mehr als zuvorn. Wie viel besser ist es dennoch ohne Gegen Liebe/ als ohne Gegenwart lieben/ und des Geliebten beraubet leben. Das stündliche Andencken des vergange- nen und das verlangen des Zukünfftigen/ machet uns das Leben unerträglich/ und läst uns zu keiner rechten Hoffnung kommen/ was hat sich wahre Liebe in Abwesenheit nicht zu beförchten? so viel Gefahr zu finden/ so viel Gefahr und Schrecken auch fält sie augenblicklich an. Das Beyspiel eines andern/ machet uns umb desto furchtsamer. Was befahrte sich die keusche Penelope nicht in Abwe- senheit ihres Ulyssis; Was Schrecken und Angst mu- C iiij
wuͤndſcht doch fuͤgte ſich unſer Lieben/ gleich als ob der Himmel ein ſonderliches Wohlgefallen dar- uͤber empfunden. Es war nichts/ ſo unſere Blicke auffhalten/ unſere Kuͤſſe verhindern und unſere Vergnuͤgligkeit verwehren kunte. Jetzund nun/ da dieſe Edle Fruͤchte zuſammen kommen/ und die reiffen Koͤrner tragen ſolten/ da ich die ſelben nun zugenieſſen vermeinete/ ſo muͤſſen wir geſchieden und getrennet leben. O du falſche Liebe! Wie machſtu uns den Anfang ſo ſauer und ſchwer; wie peinigſt du unſere noch unbekandte und frembde Hertzen; nach dem wir alles erſtanden/ und nun deſſen Geneſung ergreiffen ſolten/ nach dem unſere Hertzen kaum vereiniget/ und durch die feuerigen Liebes-Flammen zuſammen gelauffen/ zerreiſt du uns wiederumb/ und quaͤleſt uns/ durch ſtetes und bruͤnſtiges Verlangen mehr als zuvorn. Wie viel beſſer iſt es dennoch ohne Gegen Liebe/ als ohne Gegenwart lieben/ und des Geliebten beraubet leben. Das ſtuͤndliche Andencken des vergange- nen und das verlangen des Zukuͤnfftigen/ machet uns das Leben unertraͤglich/ und laͤſt uns zu keiner rechten Hoffnung kommen/ was hat ſich wahre Liebe in Abweſenheit nicht zu befoͤrchten? ſo viel Gefahr zu finden/ ſo viel Gefahr und Schrecken auch faͤlt ſie augenblicklich an. Das Beyſpiel eines andern/ machet uns umb deſto furchtſamer. Was befahrte ſich die keuſche Penelope nicht in Abwe- ſenheit ihres Ulyſſis; Was Schrecken und Angſt mu- C iiij
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wuͤndſcht doch fuͤgte ſich unſer Lieben/ gleich als
ob der Himmel ein ſonderliches Wohlgefallen dar-
uͤber empfunden. Es war nichts/ ſo unſere Blicke
auffhalten/ unſere Kuͤſſe verhindern und unſere
Vergnuͤgligkeit verwehren kunte. Jetzund nun/
da dieſe Edle Fruͤchte zuſammen kommen/ und die
reiffen Koͤrner tragen ſolten/ da ich die ſelben nun
zugenieſſen vermeinete/ ſo muͤſſen wir geſchieden
und getrennet leben. O du falſche Liebe! Wie
machſtu uns den Anfang ſo ſauer und ſchwer; wie
peinigſt du unſere noch unbekandte und frembde
Hertzen; nach dem wir alles erſtanden/ und nun
deſſen Geneſung ergreiffen ſolten/ nach dem unſere
Hertzen kaum vereiniget/ und durch die feuerigen
Liebes-Flammen zuſammen gelauffen/ zerreiſt
du uns wiederumb/ und quaͤleſt uns/ durch ſtetes
und bruͤnſtiges Verlangen mehr als zuvorn. Wie
viel beſſer iſt es dennoch ohne Gegen Liebe/ als ohne
Gegenwart lieben/ und des Geliebten beraubet
leben. Das ſtuͤndliche Andencken des vergange-
nen und das verlangen des Zukuͤnfftigen/ machet
uns das Leben unertraͤglich/ und laͤſt uns zu keiner
rechten Hoffnung kommen/ was hat ſich wahre
Liebe in Abweſenheit nicht zu befoͤrchten? ſo viel
Gefahr zu finden/ ſo viel Gefahr und Schrecken
auch faͤlt ſie augenblicklich an. Das Beyſpiel eines
andern/ machet uns umb deſto furchtſamer. Was
befahrte ſich die keuſche Penelope nicht in Abwe-
ſenheit ihres Ulyſſis; Was Schrecken und Angſt
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Zitationshilfe: | Schoch, Johann Georg: Comoedia Vom Studenten-Leben. Leipzig, 1658, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoch_comoedia_1658/41>, abgerufen am 06.07.2024. |