Schoch, Johann Georg: Comoedia Vom Studenten-Leben. Leipzig, 1658. Emerentia. Jch meyne zu Hause. Für allen siehe zu/ daß du ihm solches/ auff das heimlichste/ als möglich/ ohne einige Wahrnehmung der Seinen/ wie du sonsten gethan/ zustellest. Euphronie. Sie überlasse mir nur diese Sorge/ ich werde schon Mittel und Wege ersinnen/ ihme solches füglichen bey zu bringen/ sie erwarte in dessen all- hier meiner Wiederkunfft (gehet ab.) Emerentia seuffzend. O du widerspänstiges Glück! Du unge- treuester Himmel! Hastu mir deßwegen so viel Schönheiten und andere Leibes-Vollkommenheit ertheilet/ mich dadurch in die höchste Traurigkeit zu setzen? oder hastu mich darumb zu einer ver- lassenen und unglückseligen Liebhaberin erkohren/ daß ich mich meiner Gaben und Glücks nicht zu überheben hette. O Vnbestand der Zeit! O wan- ckelhafftes Glück! Hat auch wohl ein Weibes- bild als ich iemahls glücklicher geliebet? Hat ie- mahls eine Dame einen beständigern Liebhaber als ich gefunden? Seynd iemahls zwey Gemüther mehr vereinigter gewesen; oder können wohl zwey Gemüther/ mehr vereinigter/ als unsere beyden Hertzen seyn? Vnd dennoch muß ich mich die Allerunglückseligste nennen. Wie seelig war doch unser Zustandt; Wie sanffte trate das Glück neben uns auff weichen Rosen herein; Wie ge- wündscht
Emerentia. Jch meyne zu Hauſe. Fuͤr allen ſiehe zu/ daß du ihm ſolches/ auff das heimlichſte/ als moͤglich/ ohne einige Wahrnehmung der Seinen/ wie du ſonſten gethan/ zuſtelleſt. Euphronie. Sie uͤberlaſſe mir nur dieſe Sorge/ ich werde ſchon Mittel und Wege erſinnen/ ihme ſolches fuͤglichen bey zu bringen/ ſie erwarte in deſſen all- hier meiner Wiederkunfft (gehet ab.) Emerentia ſeuffzend. O du widerſpaͤnſtiges Gluͤck! Du unge- treueſter Himmel! Haſtu mir deßwegen ſo viel Schoͤnheiten und andere Leibes-Vollkommenheit ertheilet/ mich dadurch in die hoͤchſte Traurigkeit zu ſetzen? oder haſtu mich darumb zu einer ver- laſſenen und ungluͤckſeligen Liebhaberin erkohren/ daß ich mich meiner Gaben und Gluͤcks nicht zu uͤberheben hette. O Vnbeſtand der Zeit! O wan- ckelhafftes Gluͤck! Hat auch wohl ein Weibes- bild als ich iemahls gluͤcklicher geliebet? Hat ie- mahls eine Dame einen beſtaͤndigern Liebhaber als ich gefunden? Seynd iemahls zwey Gemuͤther mehr vereinigter geweſen; oder koͤnnen wohl zwey Gemuͤther/ mehr vereinigter/ als unſere beyden Hertzen ſeyn? Vnd dennoch muß ich mich die Allerungluͤckſeligſte nennen. Wie ſeelig war doch unſer Zuſtandt; Wie ſanffte trate das Gluͤck neben uns auff weichen Roſen herein; Wie ge- wuͤndſcht
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Emerentia.
Jch meyne zu Hauſe. Fuͤr allen ſiehe zu/ daß
du ihm ſolches/ auff das heimlichſte/ als moͤglich/
ohne einige Wahrnehmung der Seinen/ wie du
ſonſten gethan/ zuſtelleſt.
Euphronie.
Sie uͤberlaſſe mir nur dieſe Sorge/ ich werde
ſchon Mittel und Wege erſinnen/ ihme ſolches
fuͤglichen bey zu bringen/ ſie erwarte in deſſen all-
hier meiner Wiederkunfft (gehet ab.)
Emerentia ſeuffzend.
O du widerſpaͤnſtiges Gluͤck! Du unge-
treueſter Himmel! Haſtu mir deßwegen ſo viel
Schoͤnheiten und andere Leibes-Vollkommenheit
ertheilet/ mich dadurch in die hoͤchſte Traurigkeit
zu ſetzen? oder haſtu mich darumb zu einer ver-
laſſenen und ungluͤckſeligen Liebhaberin erkohren/
daß ich mich meiner Gaben und Gluͤcks nicht zu
uͤberheben hette. O Vnbeſtand der Zeit! O wan-
ckelhafftes Gluͤck! Hat auch wohl ein Weibes-
bild als ich iemahls gluͤcklicher geliebet? Hat ie-
mahls eine Dame einen beſtaͤndigern Liebhaber als
ich gefunden? Seynd iemahls zwey Gemuͤther
mehr vereinigter geweſen; oder koͤnnen wohl
zwey Gemuͤther/ mehr vereinigter/ als unſere
beyden Hertzen ſeyn? Vnd dennoch muß ich mich
die Allerungluͤckſeligſte nennen. Wie ſeelig war
doch unſer Zuſtandt; Wie ſanffte trate das Gluͤck
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