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Schnitzler, Arthur: Anatol. Berlin, 1893.

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Ilona (ganz ruhig). Ich würde die Trauung stören.
Anatol. -- So --?
Max. Und wie denn das?
Ilona. Ich schwanke noch. Wahrscheinlich großer Scandal
vor der Kirchenthüre.
Max. Das ist trivial.
Ilona. Oh ich würde schon eine neue Nuance finden.
Max. Zum Beispiel?
Ilona. Ich käme gleichfalls als Braut angefahren --
mit einem Myrthenkranz -- das wäre doch originell?
Max. Aeußerst ... (steht auf). Ich muß jetzt gehen ...
Adieu, Anatol!
Anatol (steht auf, entschlossen). Entschuldige liebe Ilona; aber
ich muß mich jetzt umkleiden -- es ist die höchste Zeit.
Franz (tritt ein mit einem Boquet). Die Blumen, gnädiger Herr.
Ilona. Was für Blumen?
Franz (sieht Ilona mit einem erstaunten und etwas vertraulichem Gesichte
an).
... Die Blumen, gnädiger Herr.
Ilona. Du hast noch immer den Franz? (Franz ab). Du
wolltest ihn doch hinauswerfen?
Max. Das ist manchmal so schwer.
Anatol (hat das in Seidenpopier eingewickelte Bouquet in der Hand).
Ilona. Laß sehen, was Du für Geschmack hast!
Max. Das Bouquet für Deine Dame?
Ilona (schlägt das Seidenpapier zurück). Das ist ja ein Braut-
bouquet!
Anatol. Mein Gott, jetzt hat man mir das unrichtige
Bouquet geschickt ... Franz, Franz! (Rasch ab mit dem Bouquet)
Ilona (ganz ruhig). Ich würde die Trauung ſtören.
Anatol. — So —?
Max. Und wie denn das?
Ilona. Ich ſchwanke noch. Wahrſcheinlich großer Scandal
vor der Kirchenthüre.
Max. Das iſt trivial.
Ilona. Oh ich würde ſchon eine neue Nuance finden.
Max. Zum Beiſpiel?
Ilona. Ich käme gleichfalls als Braut angefahren —
mit einem Myrthenkranz — das wäre doch originell?
Max. Aeußerſt … (ſteht auf). Ich muß jetzt gehen …
Adieu, Anatol!
Anatol (ſteht auf, entſchloſſen). Entſchuldige liebe Ilona; aber
ich muß mich jetzt umkleiden — es iſt die höchſte Zeit.
Franz (tritt ein mit einem Boquet). Die Blumen, gnädiger Herr.
Ilona. Was für Blumen?
Franz (ſieht Ilona mit einem erſtaunten und etwas vertraulichem Geſichte
an).
… Die Blumen, gnädiger Herr.
Ilona. Du haſt noch immer den Franz? (Franz ab). Du
wollteſt ihn doch hinauswerfen?
Max. Das iſt manchmal ſo ſchwer.
Anatol (hat das in Seidenpopier eingewickelte Bouquet in der Hand).
Ilona. Laß ſehen, was Du für Geſchmack haſt!
Max. Das Bouquet für Deine Dame?
Ilona (ſchlägt das Seidenpapier zurück). Das iſt ja ein Braut-
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[127/0137] Ilona (ganz ruhig). Ich würde die Trauung ſtören. Anatol. — So —? Max. Und wie denn das? Ilona. Ich ſchwanke noch. Wahrſcheinlich großer Scandal vor der Kirchenthüre. Max. Das iſt trivial. Ilona. Oh ich würde ſchon eine neue Nuance finden. Max. Zum Beiſpiel? Ilona. Ich käme gleichfalls als Braut angefahren — mit einem Myrthenkranz — das wäre doch originell? Max. Aeußerſt …(ſteht auf). Ich muß jetzt gehen … Adieu, Anatol! Anatol (ſteht auf, entſchloſſen). Entſchuldige liebe Ilona; aber ich muß mich jetzt umkleiden — es iſt die höchſte Zeit. Franz (tritt ein mit einem Boquet). Die Blumen, gnädiger Herr. Ilona. Was für Blumen? Franz (ſieht Ilona mit einem erſtaunten und etwas vertraulichem Geſichte an). … Die Blumen, gnädiger Herr. Ilona. Du haſt noch immer den Franz?(Franz ab). Du wollteſt ihn doch hinauswerfen? Max. Das iſt manchmal ſo ſchwer. Anatol (hat das in Seidenpopier eingewickelte Bouquet in der Hand). Ilona. Laß ſehen, was Du für Geſchmack haſt! Max. Das Bouquet für Deine Dame? Ilona (ſchlägt das Seidenpapier zurück). Das iſt ja ein Braut- bouquet! Anatol. Mein Gott, jetzt hat man mir das unrichtige Bouquet geſchickt … Franz, Franz!(Raſch ab mit dem Bouquet)

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Zitationshilfe: Schnitzler, Arthur: Anatol. Berlin, 1893, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_anatol_1893/137>, abgerufen am 04.05.2024.