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Schnitzler, Arthur: Anatol. Berlin, 1893.

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Max. Nur die Eltern dürfen nichts wissen.
Ilona (ihren Thee schlürfend, ruhig). Kinder, Ihr lügt mich an.
Max. Oh ich bitte.
Ilona. Weiß Gott, wo Ihr heute geladen seid! ...
Aber daraus wird nichts -- Sie können natürlich hingehen,
wohin Sie wollen, lieber Max -- der da aber bleibt.
Anatol. Unmöglich, unmöglich. Ich kann bei der Hoch-
zeit meines besten Freundes nicht fehlen.
Ilona (zu Max). Soll ich ihm den Urlaub geben?
Max. Beste, beste Ilona -- Sie müssen --
Ilona. In welcher Kirche findet denn diese Trauung
statt?
Anatol (unruhig). Warum fragst Du?
Ilona. Ich will mir die Geschichte wenigstens ansehen
Max. Das geht aber nicht ...
Ilona. Warum denn?
Anatol. Weil diese Trauung in einer ganz ... in
einer ganz unterirdischen Kapelle stattfindet.
Ilona. Es führt doch ein Weg hin?
Anatol. Nein ... das heißt -- ein Weg führt natür-
lich hin.
Ilona. Ich möchte Deine Dame sehen, Anatol. Ich
bin nämlich eifersüchtig auf diese Dame. -- Man kennt Ge-
schichten von Kranzelherrn, die ihre Damen nachher geheirathet
haben. Und, verstehst Du, Anatol -- ich will nicht, daß
Du heirathest.
Max. Was würden Sie denn thun, ... wenn er
heirathete?
Max. Nur die Eltern dürfen nichts wiſſen.
Ilona (ihren Thee ſchlürfend, ruhig). Kinder, Ihr lügt mich an.
Max. Oh ich bitte.
Ilona. Weiß Gott, wo Ihr heute geladen ſeid! …
Aber daraus wird nichts — Sie können natürlich hingehen,
wohin Sie wollen, lieber Max — der da aber bleibt.
Anatol. Unmöglich, unmöglich. Ich kann bei der Hoch-
zeit meines beſten Freundes nicht fehlen.
Ilona (zu Max). Soll ich ihm den Urlaub geben?
Max. Beſte, beſte Ilona — Sie müſſen —
Ilona. In welcher Kirche findet denn dieſe Trauung
ſtatt?
Anatol (unruhig). Warum fragſt Du?
Ilona. Ich will mir die Geſchichte wenigſtens anſehen
Max. Das geht aber nicht …
Ilona. Warum denn?
Anatol. Weil dieſe Trauung in einer ganz … in
einer ganz unterirdiſchen Kapelle ſtattfindet.
Ilona. Es führt doch ein Weg hin?
Anatol. Nein … das heißt — ein Weg führt natür-
lich hin.
Ilona. Ich möchte Deine Dame ſehen, Anatol. Ich
bin nämlich eiferſüchtig auf dieſe Dame. — Man kennt Ge-
ſchichten von Kranzelherrn, die ihre Damen nachher geheirathet
haben. Und, verſtehſt Du, Anatol — ich will nicht, daß
Du heiratheſt.
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[126/0136] Max. Nur die Eltern dürfen nichts wiſſen. Ilona (ihren Thee ſchlürfend, ruhig). Kinder, Ihr lügt mich an. Max. Oh ich bitte. Ilona. Weiß Gott, wo Ihr heute geladen ſeid! … Aber daraus wird nichts — Sie können natürlich hingehen, wohin Sie wollen, lieber Max — der da aber bleibt. Anatol. Unmöglich, unmöglich. Ich kann bei der Hoch- zeit meines beſten Freundes nicht fehlen. Ilona (zu Max). Soll ich ihm den Urlaub geben? Max. Beſte, beſte Ilona — Sie müſſen — Ilona. In welcher Kirche findet denn dieſe Trauung ſtatt? Anatol (unruhig). Warum fragſt Du? Ilona. Ich will mir die Geſchichte wenigſtens anſehen Max. Das geht aber nicht … Ilona. Warum denn? Anatol. Weil dieſe Trauung in einer ganz … in einer ganz unterirdiſchen Kapelle ſtattfindet. Ilona. Es führt doch ein Weg hin? Anatol. Nein … das heißt — ein Weg führt natür- lich hin. Ilona. Ich möchte Deine Dame ſehen, Anatol. Ich bin nämlich eiferſüchtig auf dieſe Dame. — Man kennt Ge- ſchichten von Kranzelherrn, die ihre Damen nachher geheirathet haben. Und, verſtehſt Du, Anatol — ich will nicht, daß Du heiratheſt. Max. Was würden Sie denn thun, … wenn er heirathete?

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Zitationshilfe: Schnitzler, Arthur: Anatol. Berlin, 1893, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_anatol_1893/136>, abgerufen am 03.05.2024.