Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

befehligt wären, diese Nacht bey uns zu zubringen
und uns zu bewachen; Derowegen dürfften wir
nur kühnlich fordern, was unser Hertz begehrete,
indem uns von ihrer Herrschafft wegen alles zu
Diensten stünde.

Jch ließ meinen Bruder in diesem Zimmer,
und suchte mein Bette in dem Neben-Zimmer,
da denn ein jeder von uns den Schiffs-Barbier,
2. Schiffs-Soldaten und, wie schon gemeldet,
die 2. alten Matronen und die 2. Pagen zu Wäch-
tern bey sich hatte. Ehe wir aber noch eingeschlaf-
fen waren, kamen die 2. Portugiesischen Capitains
nochmahls zu uns, um uns ihr Beyleyd zu bezeu-
gen, und uns eine angenehme Nacht-Ruhe zu wün-
schen, welches sie mit der grösten Freundschafft und
Zärtlichkeit thaten, ja wir erkanten sie vor recht
redliche Leute. Früh Morgens, so bald es helle
ward, beredeten wir beyden Brüder uns, und
schickten zwey von unsern Bedienten an meinen
Lieutenant, daß er so gut seyn möchte, unsere Klei-
der-und Wäsch-Kisten eröffnen, und vor einen je-
den von uns ein rothes mit Silber-und ein blaues
mit Golde bordirtes Kleid nebst etlichen Anzügen
weisser Wäsche, ingleichen etliche Paar seidene
Strümpffe von verschiedenen Coleuren, auch 2.
rothe, 2. blaue und 2. weisse Feder-Hüthe in Man-
tel-Säcke einpacken, und auf 2. Maul-Thieren
anhero bringen lassen; weilen wir, da wir einige
Incommodität an unsern Wunden verspürt, uns
noch wohl etwa 3. biß 4. Tage bey dem genereu-
s
en Gouverneur aufhalten möchten. Jm übri-
gen lautete die Ordre, die ich eigenhändig schrieb,

noch
(f) 4

befehligt waͤren, dieſe Nacht bey uns zu zubringen
und uns zu bewachen; Derowegen duͤrfften wir
nur kuͤhnlich fordern, was unſer Hertz begehrete,
indem uns von ihrer Herrſchafft wegen alles zu
Dienſten ſtuͤnde.

Jch ließ meinen Bruder in dieſem Zimmer,
und ſuchte mein Bette in dem Neben-Zimmer,
da denn ein jeder von uns den Schiffs-Barbier,
2. Schiffs-Soldaten und, wie ſchon gemeldet,
die 2. alten Matronen und die 2. Pagen zu Waͤch-
tern bey ſich hatte. Ehe wir aber noch eingeſchlaf-
fen waren, kamen die 2. Portugieſiſchen Capitains
nochmahls zu uns, um uns ihr Beyleyd zu bezeu-
gen, und uns eine angenehme Nacht-Ruhe zu wuͤn-
ſchen, welches ſie mit der groͤſten Freundſchafft und
Zaͤrtlichkeit thaten, ja wir erkanten ſie vor recht
redliche Leute. Fruͤh Morgens, ſo bald es helle
ward, beredeten wir beyden Bruͤder uns, und
ſchickten zwey von unſern Bedienten an meinen
Lieutenant, daß er ſo gut ſeyn moͤchte, unſere Klei-
der-und Waͤſch-Kiſten eroͤffnen, und vor einen je-
den von uns ein rothes mit Silber-und ein blaues
mit Golde bordirtes Kleid nebſt etlichen Anzuͤgen
weiſſer Waͤſche, ingleichen etliche Paar ſeidene
Struͤmpffe von verſchiedenen Coleuren, auch 2.
rothe, 2. blaue und 2. weiſſe Feder-Huͤthe in Man-
tel-Saͤcke einpacken, und auf 2. Maul-Thieren
anhero bringen laſſen; weilen wir, da wir einige
Incommoditaͤt an unſern Wunden verſpuͤrt, uns
noch wohl etwa 3. biß 4. Tage bey dem genereu-
ſ
en Gouverneur aufhalten moͤchten. Jm uͤbri-
gen lautete die Ordre, die ich eigenhaͤndig ſchrieb,

noch
(f) 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0097" n="87"/>
befehligt wa&#x0364;ren, die&#x017F;e Nacht bey uns zu zubringen<lb/>
und uns zu bewachen; Derowegen du&#x0364;rfften wir<lb/>
nur ku&#x0364;hnlich fordern, was un&#x017F;er Hertz begehrete,<lb/>
indem uns von ihrer Herr&#x017F;chafft wegen alles zu<lb/>
Dien&#x017F;ten &#x017F;tu&#x0364;nde.</p><lb/>
        <p>Jch ließ meinen Bruder in die&#x017F;em Zimmer,<lb/>
und &#x017F;uchte mein Bette in dem Neben-Zimmer,<lb/>
da denn ein jeder von uns den Schiffs-<hi rendition="#aq">Barbier,</hi><lb/>
2. Schiffs-Soldaten und, wie &#x017F;chon gemeldet,<lb/>
die 2. alten <hi rendition="#aq">Matron</hi>en und die 2. <hi rendition="#aq">Pag</hi>en zu Wa&#x0364;ch-<lb/>
tern bey &#x017F;ich hatte. Ehe wir aber noch einge&#x017F;chlaf-<lb/>
fen waren, kamen die 2. Portugie&#x017F;i&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Capitains</hi><lb/>
nochmahls zu uns, um uns ihr Beyleyd zu bezeu-<lb/>
gen, und uns eine angenehme Nacht-Ruhe zu wu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;chen, welches &#x017F;ie mit der gro&#x0364;&#x017F;ten Freund&#x017F;chafft und<lb/>
Za&#x0364;rtlichkeit thaten, ja wir erkanten &#x017F;ie vor recht<lb/>
redliche Leute. Fru&#x0364;h Morgens, &#x017F;o bald es helle<lb/>
ward, beredeten wir beyden Bru&#x0364;der uns, und<lb/>
&#x017F;chickten zwey von un&#x017F;ern Bedienten an meinen<lb/><hi rendition="#aq">Lieutenant,</hi> daß er &#x017F;o gut &#x017F;eyn mo&#x0364;chte, un&#x017F;ere Klei-<lb/>
der-und Wa&#x0364;&#x017F;ch-Ki&#x017F;ten ero&#x0364;ffnen, und vor einen je-<lb/>
den von uns ein rothes mit Silber-und ein blaues<lb/>
mit Golde <hi rendition="#aq">bordir</hi>tes Kleid neb&#x017F;t etlichen Anzu&#x0364;gen<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;er Wa&#x0364;&#x017F;che, ingleichen etliche Paar &#x017F;eidene<lb/>
Stru&#x0364;mpffe von ver&#x017F;chiedenen <hi rendition="#aq">Coleur</hi>en, auch 2.<lb/>
rothe, 2. blaue und 2. wei&#x017F;&#x017F;e Feder-Hu&#x0364;the in Man-<lb/>
tel-Sa&#x0364;cke einpacken, und auf 2. Maul-Thieren<lb/>
anhero bringen la&#x017F;&#x017F;en; weilen wir, da wir einige<lb/><hi rendition="#aq">Incommodi</hi>ta&#x0364;t an un&#x017F;ern Wunden ver&#x017F;pu&#x0364;rt, uns<lb/>
noch wohl etwa 3. biß 4. Tage bey dem <hi rendition="#aq">genereu-<lb/>
&#x017F;</hi>en <hi rendition="#aq">Gouverneur</hi> aufhalten mo&#x0364;chten. Jm u&#x0364;bri-<lb/>
gen lautete die <hi rendition="#aq">Ordre,</hi> die ich eigenha&#x0364;ndig &#x017F;chrieb,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(f) 4</fw><fw place="bottom" type="catch">noch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0097] befehligt waͤren, dieſe Nacht bey uns zu zubringen und uns zu bewachen; Derowegen duͤrfften wir nur kuͤhnlich fordern, was unſer Hertz begehrete, indem uns von ihrer Herrſchafft wegen alles zu Dienſten ſtuͤnde. Jch ließ meinen Bruder in dieſem Zimmer, und ſuchte mein Bette in dem Neben-Zimmer, da denn ein jeder von uns den Schiffs-Barbier, 2. Schiffs-Soldaten und, wie ſchon gemeldet, die 2. alten Matronen und die 2. Pagen zu Waͤch- tern bey ſich hatte. Ehe wir aber noch eingeſchlaf- fen waren, kamen die 2. Portugieſiſchen Capitains nochmahls zu uns, um uns ihr Beyleyd zu bezeu- gen, und uns eine angenehme Nacht-Ruhe zu wuͤn- ſchen, welches ſie mit der groͤſten Freundſchafft und Zaͤrtlichkeit thaten, ja wir erkanten ſie vor recht redliche Leute. Fruͤh Morgens, ſo bald es helle ward, beredeten wir beyden Bruͤder uns, und ſchickten zwey von unſern Bedienten an meinen Lieutenant, daß er ſo gut ſeyn moͤchte, unſere Klei- der-und Waͤſch-Kiſten eroͤffnen, und vor einen je- den von uns ein rothes mit Silber-und ein blaues mit Golde bordirtes Kleid nebſt etlichen Anzuͤgen weiſſer Waͤſche, ingleichen etliche Paar ſeidene Struͤmpffe von verſchiedenen Coleuren, auch 2. rothe, 2. blaue und 2. weiſſe Feder-Huͤthe in Man- tel-Saͤcke einpacken, und auf 2. Maul-Thieren anhero bringen laſſen; weilen wir, da wir einige Incommoditaͤt an unſern Wunden verſpuͤrt, uns noch wohl etwa 3. biß 4. Tage bey dem genereu- ſen Gouverneur aufhalten moͤchten. Jm uͤbri- gen lautete die Ordre, die ich eigenhaͤndig ſchrieb, noch (f) 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/97
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/97>, abgerufen am 06.05.2024.