sogleich auf den Wällen 12. Canonen gelöset und dieses wurde continuiret, biß der Gesund- heits-Pocal herum gegangen war.
Wenige Zeit hernach, wurde durch 6. Trom- peter und 1. Paucker zur Taffel geblasen und ge- schlagen, weßwegen der Gouverneur denn sehr nöthigte uns nicht länger zu versäumen, sondern unserer Führerin zu folgen. Dieses war seine Gemahlin, eine Dame von ohngefahr 40. Jah- ren, sahe aber noch sehr schön aus, wir giengen demnach auf sie zu, und hatten die Ehre, sowohl ihr, als ihren beyden schönen Töchtern, die Hän- de zu küssen, allein, sie waren alle, der Landes-Art nach, so gefällig, einem jeden von uns den Mund darzubiethen, und einen derben Kuß darauf zu empfangen. Hierauf gieng des Gouverneurs Gemahlin voran, ein General führete die älte- ste, und ein Obrister die jüngste von ihren schö- nen Töchtern; hierauf folgten Paarweise die 4. Portugiesischen Capitains, und hinter densel- ben ich und mein Bruder im Paare, nach uns zählete ich noch accurat 20. Paar Cavaliers und Officiers. Nachdem ein Page das gewöhnliche Gebeth vor Tische in lateinischer Sprache gespro- chen, wurden die Speisen vorgelegt. Jch will mich aber bey Beschreibung der Gerichte, deren mancherley Abwechselungen und delicater Zurich- tung, eben nicht aufhalten, sondern nur so viel sagen, daß diese Taffel einer aufs delicateste be- setzten Fürstlichen Taffel nichts nachgab. Wir Fremden wurden von dem Gouverneur, seiner Gemahlin und ihren schönen Töchtern beständig
aufs
ſogleich auf den Waͤllen 12. Canonen geloͤſet und dieſes wurde continuiret, biß der Geſund- heits-Pocal herum gegangen war.
Wenige Zeit hernach, wurde durch 6. Trom- peter und 1. Paucker zur Taffel geblaſen und ge- ſchlagen, weßwegen der Gouverneur denn ſehr noͤthigte uns nicht laͤnger zu verſaͤumen, ſondern unſerer Fuͤhrerin zu folgen. Dieſes war ſeine Gemahlin, eine Dame von ohngefahr 40. Jah- ren, ſahe aber noch ſehr ſchoͤn aus, wir giengen demnach auf ſie zu, und hatten die Ehre, ſowohl ihr, als ihren beyden ſchoͤnen Toͤchtern, die Haͤn- de zu kuͤſſen, allein, ſie waren alle, der Landes-Art nach, ſo gefaͤllig, einem jeden von uns den Mund darzubiethen, und einen derben Kuß darauf zu empfangen. Hierauf gieng des Gouverneurs Gemahlin voran, ein General fuͤhrete die aͤlte- ſte, und ein Obriſter die juͤngſte von ihren ſchoͤ- nen Toͤchtern; hierauf folgten Paarweiſe die 4. Portugieſiſchen Capitains, und hinter denſel- ben ich und mein Bruder im Paare, nach uns zaͤhlete ich noch accurat 20. Paar Cavaliers und Officiers. Nachdem ein Page das gewoͤhnliche Gebeth vor Tiſche in lateiniſcher Sprache geſpro- chen, wurden die Speiſen vorgelegt. Jch will mich aber bey Beſchreibung der Gerichte, deren mancherley Abwechſelungen und delicater Zurich- tung, eben nicht aufhalten, ſondern nur ſo viel ſagen, daß dieſe Taffel einer aufs delicateſte be- ſetzten Fuͤrſtlichen Taffel nichts nachgab. Wir Fremden wurden von dem Gouverneur, ſeiner Gemahlin und ihren ſchoͤnen Toͤchtern beſtaͤndig
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ſogleich auf den Waͤllen 12. Canonen geloͤſet
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heits-Pocal herum gegangen war.
Wenige Zeit hernach, wurde durch 6. Trom-
peter und 1. Paucker zur Taffel geblaſen und ge-
ſchlagen, weßwegen der Gouverneur denn ſehr
noͤthigte uns nicht laͤnger zu verſaͤumen, ſondern
unſerer Fuͤhrerin zu folgen. Dieſes war ſeine
Gemahlin, eine Dame von ohngefahr 40. Jah-
ren, ſahe aber noch ſehr ſchoͤn aus, wir giengen
demnach auf ſie zu, und hatten die Ehre, ſowohl
ihr, als ihren beyden ſchoͤnen Toͤchtern, die Haͤn-
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nach, ſo gefaͤllig, einem jeden von uns den Mund
darzubiethen, und einen derben Kuß darauf zu
empfangen. Hierauf gieng des Gouverneurs
Gemahlin voran, ein General fuͤhrete die aͤlte-
ſte, und ein Obriſter die juͤngſte von ihren ſchoͤ-
nen Toͤchtern; hierauf folgten Paarweiſe die
4. Portugieſiſchen Capitains, und hinter denſel-
ben ich und mein Bruder im Paare, nach uns
zaͤhlete ich noch accurat 20. Paar Cavaliers und
Officiers. Nachdem ein Page das gewoͤhnliche
Gebeth vor Tiſche in lateiniſcher Sprache geſpro-
chen, wurden die Speiſen vorgelegt. Jch will
mich aber bey Beſchreibung der Gerichte, deren
mancherley Abwechſelungen und delicater Zurich-
tung, eben nicht aufhalten, ſondern nur ſo viel
ſagen, daß dieſe Taffel einer aufs delicateſte be-
ſetzten Fuͤrſtlichen Taffel nichts nachgab. Wir
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Gemahlin und ihren ſchoͤnen Toͤchtern beſtaͤndig
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/90>, abgerufen am 24.11.2024.
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