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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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ders Schiffe so schändlicher Weise einbüssen und
vermissen musten. Denn NB. es fraß die Erobe-
rung der Schiffe in etwas mehr Volck, als die
Gegenwehr gegen die Stürmenden. Jedoch ich
redete meinen Leuten zu, und bath dieselben, sie
möchten sich aufführen, als Christen, und nicht Bar-
barisch verfahren, damit auch die Barbaren sähen
und spüreten, was vor ein gewaltiger Unterscheid
zwischen der Aufführung eines Christen und eines
Heyden sey. Hiemit thäte man nicht unserm Hey-
lande einen Dienst, sondern es könne auch mög-
lich seyn, daß diese unsere Christliche Aufführung
manchem armen, in der Barbarey unschuldig ge-
fangen sitzenden Christen-Selaven, wohl zu stat-
ten kommen möchte, wenn die Barbaren, als Fein-
de des Creutzes Christi, erkant hätten, daß wir gantz
andere Leute von Conduite wären, als sie selbst.
Unterdessen solten sie dieselben zwar zu strenger und
sauerer Arbeit anhalten, jedoch, so viel ein Mensch,
in Ansehung seiner Leibes-Constitution, ertragen
könte. Vollauf zu essen zu trincken solten sie den
Feinden geben, und keinem, wenn er etwas versehen,
blutrünstig, viel weniger braun und blau, oder wohl
gar Arme und Beine entzwey schlagen. Damit
wir unsern Christen-Nahmen nicht verlöhren, und
uns in die Rotte der Barbaren einschreiben liessen etc.
Nachdem ich dieses in Deutscher Sprache geredet,
so redete ich es auch in Portugiesischer: denn nicht
allein mein Bruder, benebst vielen seiner Leute,
sondern auch die Portugiesischen Capitains mit den
meisten ihrer Leute höreten meinen Vortrag an, es
schiene ihnen allen derselbe sehr wohl zu gefallen,

al-

ders Schiffe ſo ſchaͤndlicher Weiſe einbuͤſſen und
vermiſſen muſten. Denn NB. es fraß die Erobe-
rung der Schiffe in etwas mehr Volck, als die
Gegenwehr gegen die Stuͤrmenden. Jedoch ich
redete meinen Leuten zu, und bath dieſelben, ſie
moͤchten ſich auffuͤhren, als Chriſten, und nicht Bar-
bariſch verfahren, damit auch die Barbaren ſaͤhen
und ſpuͤreten, was vor ein gewaltiger Unterſcheid
zwiſchen der Auffuͤhrung eines Chriſten und eines
Heyden ſey. Hiemit thaͤte man nicht unſerm Hey-
lande einen Dienſt, ſondern es koͤnne auch moͤg-
lich ſeyn, daß dieſe unſere Chriſtliche Auffuͤhrung
manchem armen, in der Barbarey unſchuldig ge-
fangen ſitzenden Chriſten-Selaven, wohl zu ſtat-
ten kommen moͤchte, wenn die Barbaren, als Fein-
de des Creutzes Chriſti, erkant haͤtten, daß wir gantz
andere Leute von Conduite waͤren, als ſie ſelbſt.
Unterdeſſen ſolten ſie dieſelben zwar zu ſtrenger und
ſauerer Arbeit anhalten, jedoch, ſo viel ein Menſch,
in Anſehung ſeiner Leibes-Conſtitution, ertragen
koͤnte. Vollauf zu eſſen zu trincken ſolten ſie den
Feinden geben, und keinem, wenn er etwas verſehen,
blutruͤnſtig, viel weniger braun und blau, oder wohl
gar Arme und Beine entzwey ſchlagen. Damit
wir unſern Chriſten-Nahmen nicht verloͤhren, und
uns in die Rotte der Barbaren einſchreiben lieſſen ꝛc.
Nachdem ich dieſes in Deutſcher Sprache geredet,
ſo redete ich es auch in Portugieſiſcher: denn nicht
allein mein Bruder, benebſt vielen ſeiner Leute,
ſondern auch die Portugieſiſchen Capitains mit den
meiſten ihrer Leute hoͤreten meinen Vortrag an, es
ſchiene ihnen allen derſelbe ſehr wohl zu gefallen,

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[70/0080] ders Schiffe ſo ſchaͤndlicher Weiſe einbuͤſſen und vermiſſen muſten. Denn NB. es fraß die Erobe- rung der Schiffe in etwas mehr Volck, als die Gegenwehr gegen die Stuͤrmenden. Jedoch ich redete meinen Leuten zu, und bath dieſelben, ſie moͤchten ſich auffuͤhren, als Chriſten, und nicht Bar- bariſch verfahren, damit auch die Barbaren ſaͤhen und ſpuͤreten, was vor ein gewaltiger Unterſcheid zwiſchen der Auffuͤhrung eines Chriſten und eines Heyden ſey. Hiemit thaͤte man nicht unſerm Hey- lande einen Dienſt, ſondern es koͤnne auch moͤg- lich ſeyn, daß dieſe unſere Chriſtliche Auffuͤhrung manchem armen, in der Barbarey unſchuldig ge- fangen ſitzenden Chriſten-Selaven, wohl zu ſtat- ten kommen moͤchte, wenn die Barbaren, als Fein- de des Creutzes Chriſti, erkant haͤtten, daß wir gantz andere Leute von Conduite waͤren, als ſie ſelbſt. Unterdeſſen ſolten ſie dieſelben zwar zu ſtrenger und ſauerer Arbeit anhalten, jedoch, ſo viel ein Menſch, in Anſehung ſeiner Leibes-Conſtitution, ertragen koͤnte. Vollauf zu eſſen zu trincken ſolten ſie den Feinden geben, und keinem, wenn er etwas verſehen, blutruͤnſtig, viel weniger braun und blau, oder wohl gar Arme und Beine entzwey ſchlagen. Damit wir unſern Chriſten-Nahmen nicht verloͤhren, und uns in die Rotte der Barbaren einſchreiben lieſſen ꝛc. Nachdem ich dieſes in Deutſcher Sprache geredet, ſo redete ich es auch in Portugieſiſcher: denn nicht allein mein Bruder, benebſt vielen ſeiner Leute, ſondern auch die Portugieſiſchen Capitains mit den meiſten ihrer Leute hoͤreten meinen Vortrag an, es ſchiene ihnen allen derſelbe ſehr wohl zu gefallen, al-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/80>, abgerufen am 24.11.2024.