Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

ich kan Jhnen von ihm versichern, daß er nicht
allein eine vollkommene Courage im Hertzen füh-
ret, sondern sich auch im See-Wesen schon vor-
treflich habilitirt hat, weilen er die Mathesin ex
fundamento
verstehet; so, daß ich mich nicht schä-
men will zu sagen, daß ich zu vielen mahlen mit
grossem Plaisir Lehren von ihm angenommen, ohn-
geachtet er weit jünger, und nicht des zehnten Theils
so viel in der Welt erfahren, als ich.

Wie gesagt, es kränckte mich ungemein, daß
mir meine Zaghafftigkeit vorgeworffen wurde, da
ich doch die allerredlichste Intention von der Welt
hatte, und lieber eine Million, als mein schönes
Volck verlohren hätte, über alles dieses aber mu-
ste ja viel weiter dencken, nemlich an meine liebe
Jnsul Felsenburg, von wannen ich ja die allerwich-
tigsten Commissiones hatte, und zu deren Dienste
ich mich auf der Reise befand, mithin leichtlich et-
was von meiner besten Equipage verlieren kön-
nen, eben dieserwegen hieng ich mein Hertze nicht
an Gold und Silber, indem ich wuste, daß, ob
ich 3. Feder-Spulen oder 3. Tonnen Goldes bey
solchen Umständen eingebüsset hätte, die Aeltesten
und Einwohner allhier mir solches nicht verarget,
sondern dieser Umstände wegen uns allen den
Schaden gedoppelt ersetzt hätten, weilen ja Gold,
Silber, Perlen und dergleichen nicht so rar bey
uns sind. Da ich mich aber nur mit wenigen
Worten verlauten ließ, daß man doch den Bar-
baren die 3. Tonnen Goldes immerhin geben möch-
te, damit wir nur vom Flecke kämen, wolte mein
Volck toll und rasend werden, auch mein Bru-

der,
(d) 4

ich kan Jhnen von ihm verſichern, daß er nicht
allein eine vollkommene Courage im Hertzen fuͤh-
ret, ſondern ſich auch im See-Weſen ſchon vor-
treflich habilitirt hat, weilen er die Matheſin ex
fundamento
verſtehet; ſo, daß ich mich nicht ſchaͤ-
men will zu ſagen, daß ich zu vielen mahlen mit
groſſem Plaiſir Lehren von ihm angenommen, ohn-
geachtet er weit juͤnger, und nicht des zehnten Theils
ſo viel in der Welt erfahren, als ich.

Wie geſagt, es kraͤnckte mich ungemein, daß
mir meine Zaghafftigkeit vorgeworffen wurde, da
ich doch die allerredlichſte Intention von der Welt
hatte, und lieber eine Million, als mein ſchoͤnes
Volck verlohren haͤtte, uͤber alles dieſes aber mu-
ſte ja viel weiter dencken, nemlich an meine liebe
Jnſul Felſenburg, von wannen ich ja die allerwich-
tigſten Commiſſiones hatte, und zu deren Dienſte
ich mich auf der Reiſe befand, mithin leichtlich et-
was von meiner beſten Equipage verlieren koͤn-
nen, eben dieſerwegen hieng ich mein Hertze nicht
an Gold und Silber, indem ich wuſte, daß, ob
ich 3. Feder-Spulen oder 3. Tonnen Goldes bey
ſolchen Umſtaͤnden eingebuͤſſet haͤtte, die Aelteſten
und Einwohner allhier mir ſolches nicht verarget,
ſondern dieſer Umſtaͤnde wegen uns allen den
Schaden gedoppelt erſetzt haͤtten, weilen ja Gold,
Silber, Perlen und dergleichen nicht ſo rar bey
uns ſind. Da ich mich aber nur mit wenigen
Worten verlauten ließ, daß man doch den Bar-
baren die 3. Tonnen Goldes immerhin geben moͤch-
te, damit wir nur vom Flecke kaͤmen, wolte mein
Volck toll und raſend werden, auch mein Bru-

der,
(d) 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0065" n="55"/>
ich kan Jhnen von ihm ver&#x017F;ichern, daß er nicht<lb/>
allein eine vollkommene <hi rendition="#aq">Courage</hi> im Hertzen fu&#x0364;h-<lb/>
ret, &#x017F;ondern &#x017F;ich auch im See-We&#x017F;en &#x017F;chon vor-<lb/>
treflich <hi rendition="#aq">habiliti</hi>rt hat, weilen er die <hi rendition="#aq">Mathe&#x017F;in ex<lb/>
fundamento</hi> ver&#x017F;tehet; &#x017F;o, daß ich mich nicht &#x017F;cha&#x0364;-<lb/>
men will zu &#x017F;agen, daß ich zu vielen mahlen mit<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;em <hi rendition="#aq">Plai&#x017F;ir</hi> Lehren von ihm angenommen, ohn-<lb/>
geachtet er weit ju&#x0364;nger, und nicht des zehnten Theils<lb/>
&#x017F;o viel in der Welt erfahren, als ich.</p><lb/>
        <p>Wie ge&#x017F;agt, es kra&#x0364;nckte mich ungemein, daß<lb/>
mir meine Zaghafftigkeit vorgeworffen wurde, da<lb/>
ich doch die allerredlich&#x017F;te <hi rendition="#aq">Intention</hi> von der Welt<lb/>
hatte, und lieber eine <hi rendition="#aq">Million,</hi> als mein &#x017F;cho&#x0364;nes<lb/>
Volck verlohren ha&#x0364;tte, u&#x0364;ber alles die&#x017F;es aber mu-<lb/>
&#x017F;te ja viel weiter dencken, nemlich an meine liebe<lb/>
Jn&#x017F;ul Fel&#x017F;enburg, von wannen ich ja die allerwich-<lb/>
tig&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Commi&#x017F;&#x017F;iones</hi> hatte, und zu deren Dien&#x017F;te<lb/>
ich mich auf der Rei&#x017F;e befand, mithin leichtlich et-<lb/>
was von meiner be&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Equipage</hi> verlieren ko&#x0364;n-<lb/>
nen, eben die&#x017F;erwegen hieng ich mein Hertze nicht<lb/>
an Gold und Silber, indem ich wu&#x017F;te, daß, ob<lb/>
ich 3. Feder-Spulen oder 3. Tonnen Goldes bey<lb/>
&#x017F;olchen Um&#x017F;ta&#x0364;nden eingebu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ha&#x0364;tte, die Aelte&#x017F;ten<lb/>
und Einwohner allhier mir &#x017F;olches nicht verarget,<lb/>
&#x017F;ondern die&#x017F;er Um&#x017F;ta&#x0364;nde wegen uns allen den<lb/>
Schaden gedoppelt er&#x017F;etzt ha&#x0364;tten, weilen ja Gold,<lb/>
Silber, Perlen und dergleichen nicht &#x017F;o rar bey<lb/>
uns &#x017F;ind. Da ich mich aber nur mit wenigen<lb/>
Worten verlauten ließ, daß man doch den Bar-<lb/>
baren die 3. Tonnen Goldes immerhin geben mo&#x0364;ch-<lb/>
te, damit wir nur vom Flecke ka&#x0364;men, wolte mein<lb/>
Volck toll und ra&#x017F;end werden, auch mein Bru-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(d) 4</fw><fw place="bottom" type="catch">der,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0065] ich kan Jhnen von ihm verſichern, daß er nicht allein eine vollkommene Courage im Hertzen fuͤh- ret, ſondern ſich auch im See-Weſen ſchon vor- treflich habilitirt hat, weilen er die Matheſin ex fundamento verſtehet; ſo, daß ich mich nicht ſchaͤ- men will zu ſagen, daß ich zu vielen mahlen mit groſſem Plaiſir Lehren von ihm angenommen, ohn- geachtet er weit juͤnger, und nicht des zehnten Theils ſo viel in der Welt erfahren, als ich. Wie geſagt, es kraͤnckte mich ungemein, daß mir meine Zaghafftigkeit vorgeworffen wurde, da ich doch die allerredlichſte Intention von der Welt hatte, und lieber eine Million, als mein ſchoͤnes Volck verlohren haͤtte, uͤber alles dieſes aber mu- ſte ja viel weiter dencken, nemlich an meine liebe Jnſul Felſenburg, von wannen ich ja die allerwich- tigſten Commiſſiones hatte, und zu deren Dienſte ich mich auf der Reiſe befand, mithin leichtlich et- was von meiner beſten Equipage verlieren koͤn- nen, eben dieſerwegen hieng ich mein Hertze nicht an Gold und Silber, indem ich wuſte, daß, ob ich 3. Feder-Spulen oder 3. Tonnen Goldes bey ſolchen Umſtaͤnden eingebuͤſſet haͤtte, die Aelteſten und Einwohner allhier mir ſolches nicht verarget, ſondern dieſer Umſtaͤnde wegen uns allen den Schaden gedoppelt erſetzt haͤtten, weilen ja Gold, Silber, Perlen und dergleichen nicht ſo rar bey uns ſind. Da ich mich aber nur mit wenigen Worten verlauten ließ, daß man doch den Bar- baren die 3. Tonnen Goldes immerhin geben moͤch- te, damit wir nur vom Flecke kaͤmen, wolte mein Volck toll und raſend werden, auch mein Bru- der, (d) 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/65
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/65>, abgerufen am 24.11.2024.