Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

am 15. Tage aber lieffen wir aus, die Ost-Jndien-
Fahrer giengen voraus, und zwar dergestallt
schnell, daß wir ihnen fast nicht folgen konten.
Am 4. Tage nach unserer Abfahrt bekamen wir sie
erstlich wieder in die Augen, und zwar in der Ge-
gend der grünen Jnsulen, ersahen aber auch zugleich
3. Corsaren, die auf uns zu eileten, weßwegen wir
Noth-Schüsse thaten, um die Holländer zurück
zu ruffen, diese aber hatten taube Ohren, und
zaueten sich über Halß und Kopff, daß sie uns
nur aus dem Gesichte kommen möchten, weßwe-
gen ich nicht ohne Ursach glaube, ja fast in mei-
nem Hertzen überzeugt bin, daß damahls eine
kleine Verrätherey darhinter stack.

Wir bemerckten, daß die Corsaren unge-
mein starcke Schiffe hätten, auch mit Volck und
Geschütz wohl besorgt wären, derowegen begun-
te uns Bange zu werden, allein wir beschlossen
doch, biß auf den letzten Mann Stand zu halten,
und uns unserer Haut zu wehren.

Die Corsaren schickten uns 2. von ihren
Officiers in einem Boote entgegen, welche durch
einen bey sich habenden Trompeter das Signal ge-
ben liessen, daß sie mit uns Sprache halten wol-
ten, derowegen liessen wir einen an Boord kom-
men, welcher uns zu vernehmen gab, wir solten
Seegel streichen, und uns ihnen gutwillig ergeben,
wiedrigenfalls sie uns mit der hefftigsten Force
attaqiu
ren würden. Wir zeigten ihnen unsere
Holländischen Pässe, und führeten ihnen zu Ge-
müthe, daß ja die Holländer mit allen Barbari-
schen Republiquen in Friede und Freundschafft

leb-
IV. Theil. (d)

am 15. Tage aber lieffen wir aus, die Oſt-Jndien-
Fahrer giengen voraus, und zwar dergeſtallt
ſchnell, daß wir ihnen faſt nicht folgen konten.
Am 4. Tage nach unſerer Abfahrt bekamen wir ſie
erſtlich wieder in die Augen, und zwar in der Ge-
gend der gruͤnen Jnſulen, erſahen aber auch zugleich
3. Corſaren, die auf uns zu eileten, weßwegen wir
Noth-Schuͤſſe thaten, um die Hollaͤnder zuruͤck
zu ruffen, dieſe aber hatten taube Ohren, und
zaueten ſich uͤber Halß und Kopff, daß ſie uns
nur aus dem Geſichte kommen moͤchten, weßwe-
gen ich nicht ohne Urſach glaube, ja faſt in mei-
nem Hertzen uͤberzeugt bin, daß damahls eine
kleine Verraͤtherey darhinter ſtack.

Wir bemerckten, daß die Corſaren unge-
mein ſtarcke Schiffe haͤtten, auch mit Volck und
Geſchuͤtz wohl beſorgt waͤren, derowegen begun-
te uns Bange zu werden, allein wir beſchloſſen
doch, biß auf den letzten Mann Stand zu halten,
und uns unſerer Haut zu wehren.

Die Corſaren ſchickten uns 2. von ihren
Officiers in einem Boote entgegen, welche durch
einen bey ſich habenden Trompeter das Signal ge-
ben lieſſen, daß ſie mit uns Sprache halten wol-
ten, derowegen lieſſen wir einen an Boord kom-
men, welcher uns zu vernehmen gab, wir ſolten
Seegel ſtreichen, und uns ihnen gutwillig ergeben,
wiedrigenfalls ſie uns mit der hefftigſten Force
attaqiu
ren wuͤrden. Wir zeigten ihnen unſere
Hollaͤndiſchen Paͤſſe, und fuͤhreten ihnen zu Ge-
muͤthe, daß ja die Hollaͤnder mit allen Barbari-
ſchen Republiquen in Friede und Freundſchafft

leb-
IV. Theil. (d)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div>
              <p><pb facs="#f0059" n="49"/>
am 15. Tage aber lieffen wir aus, die O&#x017F;t-Jndien-<lb/>
Fahrer giengen voraus, und zwar derge&#x017F;tallt<lb/>
&#x017F;chnell, daß wir ihnen fa&#x017F;t nicht folgen konten.<lb/>
Am 4. Tage nach un&#x017F;erer Abfahrt bekamen wir &#x017F;ie<lb/>
er&#x017F;tlich wieder in die Augen, und zwar in der Ge-<lb/>
gend der gru&#x0364;nen Jn&#x017F;ulen, er&#x017F;ahen aber auch zugleich<lb/>
3. <hi rendition="#aq">Cor&#x017F;a</hi>ren, die auf uns zu eileten, weßwegen wir<lb/>
Noth-Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e thaten, um die Holla&#x0364;nder zuru&#x0364;ck<lb/>
zu ruffen, die&#x017F;e aber hatten taube Ohren, und<lb/>
zaueten &#x017F;ich u&#x0364;ber Halß und Kopff, daß &#x017F;ie uns<lb/>
nur aus dem Ge&#x017F;ichte kommen mo&#x0364;chten, weßwe-<lb/>
gen ich nicht ohne Ur&#x017F;ach glaube, ja fa&#x017F;t in mei-<lb/>
nem Hertzen u&#x0364;berzeugt bin, daß damahls eine<lb/>
kleine Verra&#x0364;therey darhinter &#x017F;tack.</p><lb/>
              <p>Wir bemerckten, daß die <hi rendition="#aq">Cor&#x017F;a</hi>ren unge-<lb/>
mein &#x017F;tarcke Schiffe ha&#x0364;tten, auch mit Volck und<lb/>
Ge&#x017F;chu&#x0364;tz wohl be&#x017F;orgt wa&#x0364;ren, derowegen begun-<lb/>
te uns Bange zu werden, allein wir be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
doch, biß auf den letzten Mann Stand zu halten,<lb/>
und uns un&#x017F;erer Haut zu wehren.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#aq">Cor&#x017F;a</hi>ren &#x017F;chickten uns 2. von ihren<lb/><hi rendition="#aq">Officiers</hi> in einem Boote entgegen, welche durch<lb/>
einen bey &#x017F;ich habenden Trompeter das <hi rendition="#aq">Signal</hi> ge-<lb/>
ben lie&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ie mit uns Sprache halten wol-<lb/>
ten, derowegen lie&#x017F;&#x017F;en wir einen an Boord kom-<lb/>
men, welcher uns zu vernehmen gab, wir &#x017F;olten<lb/>
Seegel &#x017F;treichen, und uns ihnen gutwillig ergeben,<lb/>
wiedrigenfalls &#x017F;ie uns mit der hefftig&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Force<lb/>
attaqiu</hi>ren wu&#x0364;rden. Wir zeigten ihnen un&#x017F;ere<lb/>
Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Pa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, und fu&#x0364;hreten ihnen zu Ge-<lb/>
mu&#x0364;the, daß ja die Holla&#x0364;nder mit allen Barbari-<lb/>
&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Republiqu</hi>en in Friede und Freund&#x017F;chafft<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">IV.</hi></hi><hi rendition="#fr">Theil.</hi> (d)</fw><fw place="bottom" type="catch">leb-</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0059] am 15. Tage aber lieffen wir aus, die Oſt-Jndien- Fahrer giengen voraus, und zwar dergeſtallt ſchnell, daß wir ihnen faſt nicht folgen konten. Am 4. Tage nach unſerer Abfahrt bekamen wir ſie erſtlich wieder in die Augen, und zwar in der Ge- gend der gruͤnen Jnſulen, erſahen aber auch zugleich 3. Corſaren, die auf uns zu eileten, weßwegen wir Noth-Schuͤſſe thaten, um die Hollaͤnder zuruͤck zu ruffen, dieſe aber hatten taube Ohren, und zaueten ſich uͤber Halß und Kopff, daß ſie uns nur aus dem Geſichte kommen moͤchten, weßwe- gen ich nicht ohne Urſach glaube, ja faſt in mei- nem Hertzen uͤberzeugt bin, daß damahls eine kleine Verraͤtherey darhinter ſtack. Wir bemerckten, daß die Corſaren unge- mein ſtarcke Schiffe haͤtten, auch mit Volck und Geſchuͤtz wohl beſorgt waͤren, derowegen begun- te uns Bange zu werden, allein wir beſchloſſen doch, biß auf den letzten Mann Stand zu halten, und uns unſerer Haut zu wehren. Die Corſaren ſchickten uns 2. von ihren Officiers in einem Boote entgegen, welche durch einen bey ſich habenden Trompeter das Signal ge- ben lieſſen, daß ſie mit uns Sprache halten wol- ten, derowegen lieſſen wir einen an Boord kom- men, welcher uns zu vernehmen gab, wir ſolten Seegel ſtreichen, und uns ihnen gutwillig ergeben, wiedrigenfalls ſie uns mit der hefftigſten Force attaqiuren wuͤrden. Wir zeigten ihnen unſere Hollaͤndiſchen Paͤſſe, und fuͤhreten ihnen zu Ge- muͤthe, daß ja die Hollaͤnder mit allen Barbari- ſchen Republiquen in Friede und Freundſchafft leb- IV. Theil. (d)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/59
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/59>, abgerufen am 07.05.2024.