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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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war dieses nun zwar ein Haupt-Spaß, allein das
gute Fräulein hatte sich dennoch über die Maul-
würffe dergestalt erschreckt und verwandelt, daß
sie viele Tage das Bette hüten muste; man bekam
sie auch gar nicht zu sehen, biß auf den Tag, da
unsers Fürsten Geburts-Tag in gröster Pracht
gefeyert wurde, da sie denn in einem besondern
Haupt-Schmucke erschien, welcher von Stroh
geflochten war, auf die Art, wie in Deutschland
und Holland die Schaub-oder Regen-Hüthe ge-
macht sind, es hatte aber dieser Haupt-Schmuck
die Gestalt eines sehr grossen runden Huthes, auf
welchem eine ebenfalls von Stroh geflochtene Cro-
ne bevestiget war, im übrigen war diese Kopff-
Machine mit Reyher-und andern Federn, auch
Bändern von allerhand Farben, dergestalt aus-
gezieret, daß man sich billig über diesen Aufsatz ver-
wundern, ich auch selbst bekennen muste, daß er
recht niedlich war, und dem Fräulein ungemein
wohl anstunde. Die Fürstin aber, so bald sie das
Fräulein in einem solchen Aufputze sahe, hätte so-
gleich vor Gifft und Galle bersten mögen, ja sie biß
nicht selten recht die Zähne aus Boßheit zusam-
men, weilen sie sich wegen der Stroh-Crone und
den bunten Federn und Bändern eine gantz wie-
derwärtige und verdrießliche Vorstellung in ihren
Gedancken machte, zumahlen, da sie eine unge-
mein eifersüchtige Dame war.

Mittlerweile erschien das Fräulein N. mit
diesem ihrem Haupt-Putze bey der Taffel, und
der Fürst ließ sich durch Stellungen und Worte so
viel vernehmen, daß ihm noch niemahls, weil er

gelebt,

war dieſes nun zwar ein Haupt-Spaß, allein das
gute Fraͤulein hatte ſich dennoch uͤber die Maul-
wuͤrffe dergeſtalt erſchreckt und verwandelt, daß
ſie viele Tage das Bette huͤten muſte; man bekam
ſie auch gar nicht zu ſehen, biß auf den Tag, da
unſers Fuͤrſten Geburts-Tag in groͤſter Pracht
gefeyert wurde, da ſie denn in einem beſondern
Haupt-Schmucke erſchien, welcher von Stroh
geflochten war, auf die Art, wie in Deutſchland
und Holland die Schaub-oder Regen-Huͤthe ge-
macht ſind, es hatte aber dieſer Haupt-Schmuck
die Geſtalt eines ſehr groſſen runden Huthes, auf
welchem eine ebenfalls von Stroh geflochtene Cro-
ne beveſtiget war, im uͤbrigen war dieſe Kopff-
Machine mit Reyher-und andern Federn, auch
Baͤndern von allerhand Farben, dergeſtalt aus-
gezieret, daß man ſich billig uͤber dieſen Aufſatz ver-
wundern, ich auch ſelbſt bekennen muſte, daß er
recht niedlich war, und dem Fraͤulein ungemein
wohl anſtunde. Die Fuͤrſtin aber, ſo bald ſie das
Fraͤulein in einem ſolchen Aufputze ſahe, haͤtte ſo-
gleich vor Gifft und Galle berſten moͤgen, ja ſie biß
nicht ſelten recht die Zaͤhne aus Boßheit zuſam-
men, weilen ſie ſich wegen der Stroh-Crone und
den bunten Federn und Baͤndern eine gantz wie-
derwaͤrtige und verdrießliche Vorſtellung in ihren
Gedancken machte, zumahlen, da ſie eine unge-
mein eiferſuͤchtige Dame war.

Mittlerweile erſchien das Fraͤulein N. mit
dieſem ihrem Haupt-Putze bey der Taffel, und
der Fuͤrſt ließ ſich durch Stellungen und Worte ſo
viel vernehmen, daß ihm noch niemahls, weil er

gelebt,
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[436/0446] war dieſes nun zwar ein Haupt-Spaß, allein das gute Fraͤulein hatte ſich dennoch uͤber die Maul- wuͤrffe dergeſtalt erſchreckt und verwandelt, daß ſie viele Tage das Bette huͤten muſte; man bekam ſie auch gar nicht zu ſehen, biß auf den Tag, da unſers Fuͤrſten Geburts-Tag in groͤſter Pracht gefeyert wurde, da ſie denn in einem beſondern Haupt-Schmucke erſchien, welcher von Stroh geflochten war, auf die Art, wie in Deutſchland und Holland die Schaub-oder Regen-Huͤthe ge- macht ſind, es hatte aber dieſer Haupt-Schmuck die Geſtalt eines ſehr groſſen runden Huthes, auf welchem eine ebenfalls von Stroh geflochtene Cro- ne beveſtiget war, im uͤbrigen war dieſe Kopff- Machine mit Reyher-und andern Federn, auch Baͤndern von allerhand Farben, dergeſtalt aus- gezieret, daß man ſich billig uͤber dieſen Aufſatz ver- wundern, ich auch ſelbſt bekennen muſte, daß er recht niedlich war, und dem Fraͤulein ungemein wohl anſtunde. Die Fuͤrſtin aber, ſo bald ſie das Fraͤulein in einem ſolchen Aufputze ſahe, haͤtte ſo- gleich vor Gifft und Galle berſten moͤgen, ja ſie biß nicht ſelten recht die Zaͤhne aus Boßheit zuſam- men, weilen ſie ſich wegen der Stroh-Crone und den bunten Federn und Baͤndern eine gantz wie- derwaͤrtige und verdrießliche Vorſtellung in ihren Gedancken machte, zumahlen, da ſie eine unge- mein eiferſuͤchtige Dame war. Mittlerweile erſchien das Fraͤulein N. mit dieſem ihrem Haupt-Putze bey der Taffel, und der Fuͤrſt ließ ſich durch Stellungen und Worte ſo viel vernehmen, daß ihm noch niemahls, weil er gelebt,

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/446>, abgerufen am 28.11.2024.