Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

gelebt, ein Aufputz eines Frauenzimmers besser
gefallen und vergnügt hätte, als dieser, weßwegen
er denn sogleich nach aufgehobener Taffel der
Fräulein ein kostbares mit Jubelen besetztes Hals-
Band, ingleichen ein Paar dergleichen Arm-Bän-
der und einen Diamantenen Ring von grossem
Werthe verehrete.

Nun ist leicht zu erachten, daß dergleichen Be-
ginnen bey der Fürstin eben kein besonderes gutes
Geblüte müsse verursacht haben; Allein sie wuste
ihre Gemüths-Bewegungen, um die Lust des Für-
sten und aller seiner Bedienten nicht zu stöhren,
vor dieses mahl dergestalt klüglich zu verbergen,
daß man bey ihr eben keine sonderliche Verände-
rung merckte.

Es begab sich aber an eben diesem Tage noch
etwas gantz besonderes, denn da wir alle, so viel
unserer nur bey Hofe waren, durch eine lange Allee
spazierten, an deren Ende eine von Marmor-Stei-
nen erbauete Capelle befindlich, in welcher die An-
dacht verrichtet, und vor das fernere Glück und Le-
ben des Fürsten geopffert werden solte; so führete
der Fürst zuerst seine Gemahlin an der Hand, der
Ober-Hofmeister aber die Fräulein von N. und
das andere Frauenzimmer wurde dem Stande
nach von Cavaliers oder Personen ihres gleichen
der Capelle zugeführet, so daß alles Paar-weise
gieng. Wie wir aber das Ende der Allee erreicht,
und auf einem grossen grünen Platze etwa eine
Viertels-Stunde stehen blieben, und erwarteten,
biß uns von den Dervis der Eintritt angekündiget
werden solte, sahen wir in der Lufft über uns einen

grossen
(e e) 3

gelebt, ein Aufputz eines Frauenzimmers beſſer
gefallen und vergnuͤgt haͤtte, als dieſer, weßwegen
er denn ſogleich nach aufgehobener Taffel der
Fraͤulein ein koſtbares mit Jubelen beſetztes Hals-
Band, ingleichen ein Paar dergleichen Arm-Baͤn-
der und einen Diamantenen Ring von groſſem
Werthe verehrete.

Nun iſt leicht zu erachten, daß dergleichen Be-
ginnen bey der Fuͤrſtin eben kein beſonderes gutes
Gebluͤte muͤſſe verurſacht haben; Allein ſie wuſte
ihre Gemuͤths-Bewegungen, um die Luſt des Fuͤr-
ſten und aller ſeiner Bedienten nicht zu ſtoͤhren,
vor dieſes mahl dergeſtalt kluͤglich zu verbergen,
daß man bey ihr eben keine ſonderliche Veraͤnde-
rung merckte.

Es begab ſich aber an eben dieſem Tage noch
etwas gantz beſonderes, denn da wir alle, ſo viel
unſerer nur bey Hofe waren, durch eine lange Allee
ſpazierten, an deren Ende eine von Marmor-Stei-
nen erbauete Capelle befindlich, in welcher die An-
dacht verrichtet, und vor das fernere Gluͤck und Le-
ben des Fuͤrſten geopffert werden ſolte; ſo fuͤhrete
der Fuͤrſt zuerſt ſeine Gemahlin an der Hand, der
Ober-Hofmeiſter aber die Fraͤulein von N. und
das andere Frauenzimmer wurde dem Stande
nach von Cavaliers oder Perſonen ihres gleichen
der Capelle zugefuͤhret, ſo daß alles Paar-weiſe
gieng. Wie wir aber das Ende der Allee erreicht,
und auf einem groſſen gruͤnen Platze etwa eine
Viertels-Stunde ſtehen blieben, und erwarteten,
biß uns von den Dervis der Eintritt angekuͤndiget
werden ſolte, ſahen wir in der Lufft uͤber uns einen

groſſen
(e e) 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div>
              <p><pb facs="#f0447" n="437"/>
gelebt, ein Aufputz eines Frauenzimmers be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
gefallen und vergnu&#x0364;gt ha&#x0364;tte, als die&#x017F;er, weßwegen<lb/>
er denn &#x017F;ogleich nach aufgehobener Taffel der<lb/>
Fra&#x0364;ulein ein ko&#x017F;tbares mit Jubelen be&#x017F;etztes Hals-<lb/>
Band, ingleichen ein Paar dergleichen Arm-Ba&#x0364;n-<lb/>
der und einen Diamantenen Ring von gro&#x017F;&#x017F;em<lb/>
Werthe verehrete.</p><lb/>
              <p>Nun i&#x017F;t leicht zu erachten, daß dergleichen Be-<lb/>
ginnen bey der Fu&#x0364;r&#x017F;tin eben kein be&#x017F;onderes gutes<lb/>
Geblu&#x0364;te mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e verur&#x017F;acht haben; Allein &#x017F;ie wu&#x017F;te<lb/>
ihre Gemu&#x0364;ths-Bewegungen, um die Lu&#x017F;t des Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten und aller &#x017F;einer Bedienten nicht zu &#x017F;to&#x0364;hren,<lb/>
vor die&#x017F;es mahl derge&#x017F;talt klu&#x0364;glich zu verbergen,<lb/>
daß man bey ihr eben keine &#x017F;onderliche Vera&#x0364;nde-<lb/>
rung merckte.</p><lb/>
              <p>Es begab &#x017F;ich aber an eben die&#x017F;em Tage noch<lb/>
etwas gantz be&#x017F;onderes, denn da wir alle, &#x017F;o viel<lb/>
un&#x017F;erer nur bey Hofe waren, durch eine lange <hi rendition="#aq">Allee</hi><lb/>
&#x017F;pazierten, an deren Ende eine von Marmor-Stei-<lb/>
nen erbauete Capelle befindlich, in welcher die An-<lb/>
dacht verrichtet, und vor das fernere Glu&#x0364;ck und Le-<lb/>
ben des Fu&#x0364;r&#x017F;ten geopffert werden &#x017F;olte; &#x017F;o fu&#x0364;hrete<lb/>
der Fu&#x0364;r&#x017F;t zuer&#x017F;t &#x017F;eine Gemahlin an der Hand, der<lb/>
Ober-Hofmei&#x017F;ter aber die Fra&#x0364;ulein von <hi rendition="#aq">N.</hi> und<lb/>
das andere Frauenzimmer wurde dem Stande<lb/>
nach von <hi rendition="#aq">Cavaliers</hi> oder Per&#x017F;onen ihres gleichen<lb/>
der Capelle zugefu&#x0364;hret, &#x017F;o daß alles Paar-wei&#x017F;e<lb/>
gieng. Wie wir aber das Ende der <hi rendition="#aq">Allee</hi> erreicht,<lb/>
und auf einem gro&#x017F;&#x017F;en gru&#x0364;nen Platze etwa eine<lb/>
Viertels-Stunde &#x017F;tehen blieben, und erwarteten,<lb/>
biß uns von den <hi rendition="#aq">Dervis</hi> der Eintritt angeku&#x0364;ndiget<lb/>
werden &#x017F;olte, &#x017F;ahen wir in der Lufft u&#x0364;ber uns einen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(e e) 3</fw><fw place="bottom" type="catch">gro&#x017F;&#x017F;en</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[437/0447] gelebt, ein Aufputz eines Frauenzimmers beſſer gefallen und vergnuͤgt haͤtte, als dieſer, weßwegen er denn ſogleich nach aufgehobener Taffel der Fraͤulein ein koſtbares mit Jubelen beſetztes Hals- Band, ingleichen ein Paar dergleichen Arm-Baͤn- der und einen Diamantenen Ring von groſſem Werthe verehrete. Nun iſt leicht zu erachten, daß dergleichen Be- ginnen bey der Fuͤrſtin eben kein beſonderes gutes Gebluͤte muͤſſe verurſacht haben; Allein ſie wuſte ihre Gemuͤths-Bewegungen, um die Luſt des Fuͤr- ſten und aller ſeiner Bedienten nicht zu ſtoͤhren, vor dieſes mahl dergeſtalt kluͤglich zu verbergen, daß man bey ihr eben keine ſonderliche Veraͤnde- rung merckte. Es begab ſich aber an eben dieſem Tage noch etwas gantz beſonderes, denn da wir alle, ſo viel unſerer nur bey Hofe waren, durch eine lange Allee ſpazierten, an deren Ende eine von Marmor-Stei- nen erbauete Capelle befindlich, in welcher die An- dacht verrichtet, und vor das fernere Gluͤck und Le- ben des Fuͤrſten geopffert werden ſolte; ſo fuͤhrete der Fuͤrſt zuerſt ſeine Gemahlin an der Hand, der Ober-Hofmeiſter aber die Fraͤulein von N. und das andere Frauenzimmer wurde dem Stande nach von Cavaliers oder Perſonen ihres gleichen der Capelle zugefuͤhret, ſo daß alles Paar-weiſe gieng. Wie wir aber das Ende der Allee erreicht, und auf einem groſſen gruͤnen Platze etwa eine Viertels-Stunde ſtehen blieben, und erwarteten, biß uns von den Dervis der Eintritt angekuͤndiget werden ſolte, ſahen wir in der Lufft uͤber uns einen groſſen (e e) 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/447
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/447>, abgerufen am 18.05.2024.