reutend beywohnen dürffte. Demnach wurde ihr der Wille gelassen, sie erschien zu Pferde, der Fürst aber mit dem Jagd-Wagen, auf welchem er einen Cavalier an seine Seite genommen, die Für- stin hingegen in einem zugemachten Wagen, in welchem ich und noch 2. Frauenzimmer, als ihre Vertrauten, bey ihr sassen. Wie nun die Fräu- lein N. im vollen Gallop auf uns zugeritten kam, so wurde sie von der Fürstin angeruffen und ge- fragt: Warum sie sich nicht besserer Bequemlich- keit gebraucht, und sich zu dem Fürsten in den Jagd-Wagen gesetzt, dem Cavalier hergegen das Pferd zum Reuten überlassen hätte? Hierauf gab das Fräulein gantz höhnisch zur Antwort: Jch fürchte mich vor diesem Jagd-Wagen, weilen be- sorge, daß ich etwa noch einmahl gebadet werden möchte, will also lieber reuten, denn so schiesset das Wasser desto geschwinder vom Cörper ab. "War- &q;te! warte! (sagte die Fürstin zu uns, die wir &q;bey ihr in dem Wagen sassen) ich will dich reu- &q;ten lernen, gebt nur Achtung, meine Lieben! &q;was vor eine artige Reuterey vorgehen soll." Hierauf nahm die Jagd ihren Anfang, und es wurde viel Wildpret erlegt, jedoch die Fräulein N. welche sich gantz besonders angelegen seyn ließ, ihre Künste sehen zu lassen, und derowegen ihr Pferd auf das hefftigste strapazirte, stürtzte un- vermuthet mit demselben, so daß sie auf der Erden liegen blieb, ehe ihr nun die herzu eilenden Jäger noch zu Hülffe kommen konten, kam ein entsetzlich grosser Bär aus dem Gebüsche hervor gesprungen, kroch mit seinem dicken Kopffe dem Fräulein zwi-
schen
reutend beywohnen duͤrffte. Demnach wurde ihr der Wille gelaſſen, ſie erſchien zu Pferde, der Fuͤrſt aber mit dem Jagd-Wagen, auf welchem er einen Cavalier an ſeine Seite genommen, die Fuͤr- ſtin hingegen in einem zugemachten Wagen, in welchem ich und noch 2. Frauenzimmer, als ihre Vertrauten, bey ihr ſaſſen. Wie nun die Fraͤu- lein N. im vollen Gallop auf uns zugeritten kam, ſo wurde ſie von der Fuͤrſtin angeruffen und ge- fragt: Warum ſie ſich nicht beſſerer Bequemlich- keit gebraucht, und ſich zu dem Fuͤrſten in den Jagd-Wagen geſetzt, dem Cavalier hergegen das Pferd zum Reuten uͤberlaſſen haͤtte? Hierauf gab das Fraͤulein gantz hoͤhniſch zur Antwort: Jch fuͤrchte mich vor dieſem Jagd-Wagen, weilen be- ſorge, daß ich etwa noch einmahl gebadet werden moͤchte, will alſo lieber reuten, denn ſo ſchieſſet das Waſſer deſto geſchwinder vom Coͤrper ab. „War- &q;te! warte! (ſagte die Fuͤrſtin zu uns, die wir &q;bey ihr in dem Wagen ſaſſen) ich will dich reu- &q;ten lernen, gebt nur Achtung, meine Lieben! &q;was vor eine artige Reuterey vorgehen ſoll.‟ Hierauf nahm die Jagd ihren Anfang, und es wurde viel Wildpret erlegt, jedoch die Fraͤulein N. welche ſich gantz beſonders angelegen ſeyn ließ, ihre Kuͤnſte ſehen zu laſſen, und derowegen ihr Pferd auf das hefftigſte ſtrapazirte, ſtuͤrtzte un- vermuthet mit demſelben, ſo daß ſie auf der Erden liegen blieb, ehe ihr nun die herzu eilenden Jaͤger noch zu Huͤlffe kommen konten, kam ein entſetzlich groſſer Baͤr aus dem Gebuͤſche hervor geſprungen, kroch mit ſeinem dicken Kopffe dem Fraͤulein zwi-
ſchen
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><div><p><pbfacs="#f0442"n="432"/>
reutend beywohnen duͤrffte. Demnach wurde ihr<lb/>
der Wille gelaſſen, ſie erſchien zu Pferde, der<lb/>
Fuͤrſt aber mit dem Jagd-Wagen, auf welchem er<lb/>
einen <hirendition="#aq">Cavalier</hi> an ſeine Seite genommen, die Fuͤr-<lb/>ſtin hingegen in einem zugemachten Wagen, in<lb/>
welchem ich und noch 2. Frauenzimmer, als ihre<lb/>
Vertrauten, bey ihr ſaſſen. Wie nun die Fraͤu-<lb/>
lein <hirendition="#aq">N.</hi> im vollen <hirendition="#aq">Gallop</hi> auf uns zugeritten kam,<lb/>ſo wurde ſie von der Fuͤrſtin angeruffen und ge-<lb/>
fragt: Warum ſie ſich nicht beſſerer Bequemlich-<lb/>
keit gebraucht, und ſich zu dem Fuͤrſten in den<lb/>
Jagd-Wagen geſetzt, dem <hirendition="#aq">Cavalier</hi> hergegen das<lb/>
Pferd zum Reuten uͤberlaſſen haͤtte? Hierauf gab<lb/>
das Fraͤulein gantz hoͤhniſch zur Antwort: Jch<lb/>
fuͤrchte mich vor dieſem Jagd-Wagen, weilen be-<lb/>ſorge, daß ich etwa noch einmahl gebadet werden<lb/>
moͤchte, will alſo lieber reuten, denn ſo ſchieſſet das<lb/>
Waſſer deſto geſchwinder vom Coͤrper ab. „<hirendition="#fr">War-<lb/>&q;te! warte!</hi> (ſagte die Fuͤrſtin zu uns, die wir<lb/>&q;bey ihr in dem Wagen ſaſſen) <hirendition="#fr">ich will dich reu-<lb/>&q;ten lernen,</hi> gebt nur Achtung, meine Lieben!<lb/>&q;was vor eine artige Reuterey vorgehen ſoll.‟<lb/>
Hierauf nahm die Jagd ihren Anfang, und es<lb/>
wurde viel Wildpret erlegt, jedoch die Fraͤulein<lb/><hirendition="#aq">N.</hi> welche ſich gantz beſonders angelegen ſeyn ließ,<lb/>
ihre Kuͤnſte ſehen zu laſſen, und derowegen ihr<lb/>
Pferd auf das hefftigſte ſtrapazirte, ſtuͤrtzte un-<lb/>
vermuthet mit demſelben, ſo daß ſie auf der Erden<lb/>
liegen blieb, ehe ihr nun die herzu eilenden Jaͤger<lb/>
noch zu Huͤlffe kommen konten, kam ein entſetzlich<lb/>
groſſer Baͤr aus dem Gebuͤſche hervor geſprungen,<lb/>
kroch mit ſeinem dicken Kopffe dem Fraͤulein zwi-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſchen</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[432/0442]
reutend beywohnen duͤrffte. Demnach wurde ihr
der Wille gelaſſen, ſie erſchien zu Pferde, der
Fuͤrſt aber mit dem Jagd-Wagen, auf welchem er
einen Cavalier an ſeine Seite genommen, die Fuͤr-
ſtin hingegen in einem zugemachten Wagen, in
welchem ich und noch 2. Frauenzimmer, als ihre
Vertrauten, bey ihr ſaſſen. Wie nun die Fraͤu-
lein N. im vollen Gallop auf uns zugeritten kam,
ſo wurde ſie von der Fuͤrſtin angeruffen und ge-
fragt: Warum ſie ſich nicht beſſerer Bequemlich-
keit gebraucht, und ſich zu dem Fuͤrſten in den
Jagd-Wagen geſetzt, dem Cavalier hergegen das
Pferd zum Reuten uͤberlaſſen haͤtte? Hierauf gab
das Fraͤulein gantz hoͤhniſch zur Antwort: Jch
fuͤrchte mich vor dieſem Jagd-Wagen, weilen be-
ſorge, daß ich etwa noch einmahl gebadet werden
moͤchte, will alſo lieber reuten, denn ſo ſchieſſet das
Waſſer deſto geſchwinder vom Coͤrper ab. „War-
&q;te! warte! (ſagte die Fuͤrſtin zu uns, die wir
&q;bey ihr in dem Wagen ſaſſen) ich will dich reu-
&q;ten lernen, gebt nur Achtung, meine Lieben!
&q;was vor eine artige Reuterey vorgehen ſoll.‟
Hierauf nahm die Jagd ihren Anfang, und es
wurde viel Wildpret erlegt, jedoch die Fraͤulein
N. welche ſich gantz beſonders angelegen ſeyn ließ,
ihre Kuͤnſte ſehen zu laſſen, und derowegen ihr
Pferd auf das hefftigſte ſtrapazirte, ſtuͤrtzte un-
vermuthet mit demſelben, ſo daß ſie auf der Erden
liegen blieb, ehe ihr nun die herzu eilenden Jaͤger
noch zu Huͤlffe kommen konten, kam ein entſetzlich
groſſer Baͤr aus dem Gebuͤſche hervor geſprungen,
kroch mit ſeinem dicken Kopffe dem Fraͤulein zwi-
ſchen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/442>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.