Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

gieng ein jeder hin, und that sich einmahl was rechts
zu gute, der liebe Fürst aber nebst seiner Fräulein
kamen erstlich nach Verlauffe zweyer Stunden
zurück, und sahen beyde aus, wie die gebadeten Ka-
tzen, worüber die Fürstin ein hefftiges Hohn-Ge-
lächter aufschlug, allein, da der Fürst vielleicht be-
mercken mochte, daß er sich in etwas gegen seine
Gemahlin vergangen hätte, machte er vor dieses
mahl aus der gantzen Sache einen höflichen Spaß
oder Schertz, und ließ sich auf das kalte Bad in
eine warme Bad-Stube bringen, auch darinnen
gut pflegen, kam aber dennoch so wohl als seine
Fräulein in dreyen Tagen nicht ordentlicher Weise
zur Taffel, vielweniger in der Fürstin, als seiner
Gemahlin Zimmer.

Als dieser Streich kaum vergessen war, be-
gab sich bald eine andere Geschichte: Denn da der
Fürst eine grosse Jagd angestellet, ließ derselbe bey
seiner Gemahlin anfragen: ob es ihr beliebte, mit
ihm in einem offenen Wagen zu fahren, um diese
Jagd-Lust mit anzusehen? Hierauf ließ die Fürstin
zur Antwort melden, wie sie bereit und willig darzu
sey, indessen sähe sie lieber, wenn ihr Herr Gemahl
die Fräulein N. zu sich auf seinen Jagd-Wagen
nähme, da sie denn mit ihrem Frauenzimmer
seinem Jagd-Wagen nachfolgen wolte, und
zwar in einem zugemachten Wagen. Es wurde
demnach die Fräulein N. genöthiget, mit dem Für-
sten auf seinem Jagd-Wagen zu fahren, es ließ aber
diese zurück melden, wie sie es vor eine besondere
Gnade erkennen würde, wenn sie die Erlaubniß
erhielte, daß sie vor dieses mahl der Jagd zu Pferde

reutend

gieng ein jeder hin, und that ſich einmahl was rechts
zu gute, der liebe Fuͤrſt aber nebſt ſeiner Fraͤulein
kamen erſtlich nach Verlauffe zweyer Stunden
zuruͤck, und ſahen beyde aus, wie die gebadeten Ka-
tzen, woruͤber die Fuͤrſtin ein hefftiges Hohn-Ge-
laͤchter aufſchlug, allein, da der Fuͤrſt vielleicht be-
mercken mochte, daß er ſich in etwas gegen ſeine
Gemahlin vergangen haͤtte, machte er vor dieſes
mahl aus der gantzen Sache einen hoͤflichen Spaß
oder Schertz, und ließ ſich auf das kalte Bad in
eine warme Bad-Stube bringen, auch darinnen
gut pflegen, kam aber dennoch ſo wohl als ſeine
Fraͤulein in dreyen Tagen nicht ordentlicher Weiſe
zur Taffel, vielweniger in der Fuͤrſtin, als ſeiner
Gemahlin Zimmer.

Als dieſer Streich kaum vergeſſen war, be-
gab ſich bald eine andere Geſchichte: Denn da der
Fuͤrſt eine groſſe Jagd angeſtellet, ließ derſelbe bey
ſeiner Gemahlin anfragen: ob es ihr beliebte, mit
ihm in einem offenen Wagen zu fahren, um dieſe
Jagd-Luſt mit anzuſehen? Hierauf ließ die Fuͤrſtin
zur Antwort melden, wie ſie bereit und willig darzu
ſey, indeſſen ſaͤhe ſie lieber, wenn ihr Herr Gemahl
die Fraͤulein N. zu ſich auf ſeinen Jagd-Wagen
naͤhme, da ſie denn mit ihrem Frauenzimmer
ſeinem Jagd-Wagen nachfolgen wolte, und
zwar in einem zugemachten Wagen. Es wurde
demnach die Fraͤulein N. genoͤthiget, mit dem Fuͤr-
ſten auf ſeinem Jagd-Wagen zu fahren, es ließ aber
dieſe zuruͤck melden, wie ſie es vor eine beſondere
Gnade erkennen wuͤrde, wenn ſie die Erlaubniß
erhielte, daß ſie vor dieſes mahl der Jagd zu Pferde

reutend
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div>
              <p><pb facs="#f0441" n="431"/>
gieng ein jeder hin, und that &#x017F;ich einmahl was rechts<lb/>
zu gute, der liebe Fu&#x0364;r&#x017F;t aber neb&#x017F;t &#x017F;einer Fra&#x0364;ulein<lb/>
kamen er&#x017F;tlich nach Verlauffe zweyer Stunden<lb/>
zuru&#x0364;ck, und &#x017F;ahen beyde aus, wie die gebadeten Ka-<lb/>
tzen, woru&#x0364;ber die Fu&#x0364;r&#x017F;tin ein hefftiges Hohn-Ge-<lb/>
la&#x0364;chter auf&#x017F;chlug, allein, da der Fu&#x0364;r&#x017F;t vielleicht be-<lb/>
mercken mochte, daß er &#x017F;ich in etwas gegen &#x017F;eine<lb/>
Gemahlin vergangen ha&#x0364;tte, machte er vor die&#x017F;es<lb/>
mahl aus der gantzen Sache einen ho&#x0364;flichen Spaß<lb/>
oder Schertz, und ließ &#x017F;ich auf das kalte Bad in<lb/>
eine warme Bad-Stube bringen, auch darinnen<lb/>
gut pflegen, kam aber dennoch &#x017F;o wohl als &#x017F;eine<lb/>
Fra&#x0364;ulein in dreyen Tagen nicht ordentlicher Wei&#x017F;e<lb/>
zur Taffel, vielweniger in der Fu&#x0364;r&#x017F;tin, als &#x017F;einer<lb/>
Gemahlin Zimmer.</p><lb/>
              <p>Als die&#x017F;er Streich kaum verge&#x017F;&#x017F;en war, be-<lb/>
gab &#x017F;ich bald eine andere Ge&#x017F;chichte: Denn da der<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;t eine gro&#x017F;&#x017F;e Jagd ange&#x017F;tellet, ließ der&#x017F;elbe bey<lb/>
&#x017F;einer Gemahlin anfragen: ob es ihr beliebte, mit<lb/>
ihm in einem offenen Wagen zu fahren, um die&#x017F;e<lb/>
Jagd-Lu&#x017F;t mit anzu&#x017F;ehen? Hierauf ließ die Fu&#x0364;r&#x017F;tin<lb/>
zur Antwort melden, wie &#x017F;ie bereit und willig darzu<lb/>
&#x017F;ey, inde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;a&#x0364;he &#x017F;ie lieber, wenn ihr Herr Gemahl<lb/>
die Fra&#x0364;ulein <hi rendition="#aq">N.</hi> zu &#x017F;ich auf &#x017F;einen Jagd-Wagen<lb/>
na&#x0364;hme, da &#x017F;ie denn mit ihrem Frauenzimmer<lb/>
&#x017F;einem Jagd-Wagen nachfolgen wolte, und<lb/>
zwar in einem zugemachten Wagen. Es wurde<lb/>
demnach die Fra&#x0364;ulein <hi rendition="#aq">N.</hi> geno&#x0364;thiget, mit dem Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten auf &#x017F;einem Jagd-Wagen zu fahren, es ließ aber<lb/>
die&#x017F;e zuru&#x0364;ck melden, wie &#x017F;ie es vor eine be&#x017F;ondere<lb/>
Gnade erkennen wu&#x0364;rde, wenn &#x017F;ie die Erlaubniß<lb/>
erhielte, daß &#x017F;ie vor die&#x017F;es mahl der Jagd zu Pferde<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">reutend</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[431/0441] gieng ein jeder hin, und that ſich einmahl was rechts zu gute, der liebe Fuͤrſt aber nebſt ſeiner Fraͤulein kamen erſtlich nach Verlauffe zweyer Stunden zuruͤck, und ſahen beyde aus, wie die gebadeten Ka- tzen, woruͤber die Fuͤrſtin ein hefftiges Hohn-Ge- laͤchter aufſchlug, allein, da der Fuͤrſt vielleicht be- mercken mochte, daß er ſich in etwas gegen ſeine Gemahlin vergangen haͤtte, machte er vor dieſes mahl aus der gantzen Sache einen hoͤflichen Spaß oder Schertz, und ließ ſich auf das kalte Bad in eine warme Bad-Stube bringen, auch darinnen gut pflegen, kam aber dennoch ſo wohl als ſeine Fraͤulein in dreyen Tagen nicht ordentlicher Weiſe zur Taffel, vielweniger in der Fuͤrſtin, als ſeiner Gemahlin Zimmer. Als dieſer Streich kaum vergeſſen war, be- gab ſich bald eine andere Geſchichte: Denn da der Fuͤrſt eine groſſe Jagd angeſtellet, ließ derſelbe bey ſeiner Gemahlin anfragen: ob es ihr beliebte, mit ihm in einem offenen Wagen zu fahren, um dieſe Jagd-Luſt mit anzuſehen? Hierauf ließ die Fuͤrſtin zur Antwort melden, wie ſie bereit und willig darzu ſey, indeſſen ſaͤhe ſie lieber, wenn ihr Herr Gemahl die Fraͤulein N. zu ſich auf ſeinen Jagd-Wagen naͤhme, da ſie denn mit ihrem Frauenzimmer ſeinem Jagd-Wagen nachfolgen wolte, und zwar in einem zugemachten Wagen. Es wurde demnach die Fraͤulein N. genoͤthiget, mit dem Fuͤr- ſten auf ſeinem Jagd-Wagen zu fahren, es ließ aber dieſe zuruͤck melden, wie ſie es vor eine beſondere Gnade erkennen wuͤrde, wenn ſie die Erlaubniß erhielte, daß ſie vor dieſes mahl der Jagd zu Pferde reutend

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/441
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/441>, abgerufen am 24.05.2024.