Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

dem allen aber blieb der Neid und die Verfolgung
des übrigen Fürstlichen Frauen zimmers nicht lan-
ge aussen, indem sie sahen, daß ich in vielen Stü-
cken ein Vor-Recht vor ihnen hatte, auch mehr
befehlen durffte, als diese oder jene. Jedoch ich
betete fleißig, verrichtete alles mir anvertraute
mit der grösten Treue und Redlichkeit, bemühete
mich im übrigen auf alle mögliche aufrichtige und
wohl erlaubte Art, mir die Gunst und Gnade mei-
ner Herrschafft, durch Leistung getreuer Dienste,
zu zuwenden. Hierinnen fehlete ich denn auch
nicht, sondern der Dollmetscher, welcher ein ge-
bohrner Holländer Protestantischer Religion
war, versicherte mich dessen zum öfftern, welches
ich auch ohne dem daraus abmercken konte, da mich
so wohl der Fürst, als die Fürstin von Zeit zu Zeit
mit den kostbarsten Geschencken fast überhäufften.

Niemand stund mir mehr im Wege, als 2.
verfluchte Persianische Weiber, welche Anbethe-
rinnen des Feuers waren, und der Fürstin die
Schwartzkünstelerey lernen solten, als worzu sie ein
gantz besonderes Belieben trug, es auch binnen
weniger Zeit sehr weit darinnen brachte, so daß sie
manchen lustigen Possen anstifften konte. Unter
andern kam dem Fürsten einstmahls an, bey dem
allerschönsten Sommer-Wetter spazieren zu fah-
ren, da aber die Fürstin nicht mitfahren wolte,
sondern sich damit entschuldigte, daß es binnen we-
nig Stunden gewaltig zu regnen anfangen würde;
wolte sich der Fürst von dieser Spazier-Fahrt
dennoch nicht abhalten lassen, sondern nahm ein
gewisses Fräulein, auf welches er vor vielen andern

gantz

dem allen aber blieb der Neid und die Verfolgung
des uͤbrigen Fuͤrſtlichen Frauen zimmers nicht lan-
ge auſſen, indem ſie ſahen, daß ich in vielen Stuͤ-
cken ein Vor-Recht vor ihnen hatte, auch mehr
befehlen durffte, als dieſe oder jene. Jedoch ich
betete fleißig, verrichtete alles mir anvertraute
mit der groͤſten Treue und Redlichkeit, bemuͤhete
mich im uͤbrigen auf alle moͤgliche aufrichtige und
wohl erlaubte Art, mir die Gunſt und Gnade mei-
ner Herrſchafft, durch Leiſtung getreuer Dienſte,
zu zuwenden. Hierinnen fehlete ich denn auch
nicht, ſondern der Dollmetſcher, welcher ein ge-
bohrner Hollaͤnder Proteſtantiſcher Religion
war, verſicherte mich deſſen zum oͤfftern, welches
ich auch ohne dem daraus abmercken konte, da mich
ſo wohl der Fuͤrſt, als die Fuͤrſtin von Zeit zu Zeit
mit den koſtbarſten Geſchencken faſt uͤberhaͤufften.

Niemand ſtund mir mehr im Wege, als 2.
verfluchte Perſianiſche Weiber, welche Anbethe-
rinnen des Feuers waren, und der Fuͤrſtin die
Schwartzkuͤnſtelerey lernen ſolten, als worzu ſie ein
gantz beſonderes Belieben trug, es auch binnen
weniger Zeit ſehr weit darinnen brachte, ſo daß ſie
manchen luſtigen Poſſen anſtifften konte. Unter
andern kam dem Fuͤrſten einſtmahls an, bey dem
allerſchoͤnſten Sommer-Wetter ſpazieren zu fah-
ren, da aber die Fuͤrſtin nicht mitfahren wolte,
ſondern ſich damit entſchuldigte, daß es binnen we-
nig Stunden gewaltig zu regnen anfangen wuͤrde;
wolte ſich der Fuͤrſt von dieſer Spazier-Fahrt
dennoch nicht abhalten laſſen, ſondern nahm ein
gewiſſes Fraͤulein, auf welches er vor vielen andern

gantz
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div>
              <p><pb facs="#f0439" n="429"/>
dem allen aber blieb der Neid und die Verfolgung<lb/>
des u&#x0364;brigen Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Frauen zimmers nicht lan-<lb/>
ge au&#x017F;&#x017F;en, indem &#x017F;ie &#x017F;ahen, daß ich in vielen Stu&#x0364;-<lb/>
cken ein Vor-Recht vor ihnen hatte, auch mehr<lb/>
befehlen durffte, als die&#x017F;e oder jene. Jedoch ich<lb/>
betete fleißig, verrichtete alles mir anvertraute<lb/>
mit der gro&#x0364;&#x017F;ten Treue und Redlichkeit, bemu&#x0364;hete<lb/>
mich im u&#x0364;brigen auf alle mo&#x0364;gliche aufrichtige und<lb/>
wohl erlaubte Art, mir die Gun&#x017F;t und Gnade mei-<lb/>
ner Herr&#x017F;chafft, durch Lei&#x017F;tung getreuer Dien&#x017F;te,<lb/>
zu zuwenden. Hierinnen fehlete ich denn auch<lb/>
nicht, &#x017F;ondern der Dollmet&#x017F;cher, welcher ein ge-<lb/>
bohrner Holla&#x0364;nder <hi rendition="#aq">Prote&#x017F;tanti</hi>&#x017F;cher <hi rendition="#aq">Religi</hi>on<lb/>
war, ver&#x017F;icherte mich de&#x017F;&#x017F;en zum o&#x0364;fftern, welches<lb/>
ich auch ohne dem daraus abmercken konte, da mich<lb/>
&#x017F;o wohl der Fu&#x0364;r&#x017F;t, als die Fu&#x0364;r&#x017F;tin von Zeit zu Zeit<lb/>
mit den ko&#x017F;tbar&#x017F;ten Ge&#x017F;chencken fa&#x017F;t u&#x0364;berha&#x0364;ufften.</p><lb/>
              <p>Niemand &#x017F;tund mir mehr im Wege, als 2.<lb/>
verfluchte Per&#x017F;iani&#x017F;che Weiber, welche Anbethe-<lb/>
rinnen des Feuers waren, und der Fu&#x0364;r&#x017F;tin die<lb/>
Schwartzku&#x0364;n&#x017F;telerey lernen &#x017F;olten, als worzu &#x017F;ie ein<lb/>
gantz be&#x017F;onderes Belieben trug, es auch binnen<lb/>
weniger Zeit &#x017F;ehr weit darinnen brachte, &#x017F;o daß &#x017F;ie<lb/>
manchen lu&#x017F;tigen Po&#x017F;&#x017F;en an&#x017F;tifften konte. Unter<lb/>
andern kam dem Fu&#x0364;r&#x017F;ten ein&#x017F;tmahls an, bey dem<lb/>
aller&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Sommer-Wetter &#x017F;pazieren zu fah-<lb/>
ren, da aber die Fu&#x0364;r&#x017F;tin nicht mitfahren wolte,<lb/>
&#x017F;ondern &#x017F;ich damit ent&#x017F;chuldigte, daß es binnen we-<lb/>
nig Stunden gewaltig zu regnen anfangen wu&#x0364;rde;<lb/>
wolte &#x017F;ich der Fu&#x0364;r&#x017F;t von die&#x017F;er Spazier-Fahrt<lb/>
dennoch nicht abhalten la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ondern nahm ein<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;es Fra&#x0364;ulein, auf welches er vor vielen andern<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gantz</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[429/0439] dem allen aber blieb der Neid und die Verfolgung des uͤbrigen Fuͤrſtlichen Frauen zimmers nicht lan- ge auſſen, indem ſie ſahen, daß ich in vielen Stuͤ- cken ein Vor-Recht vor ihnen hatte, auch mehr befehlen durffte, als dieſe oder jene. Jedoch ich betete fleißig, verrichtete alles mir anvertraute mit der groͤſten Treue und Redlichkeit, bemuͤhete mich im uͤbrigen auf alle moͤgliche aufrichtige und wohl erlaubte Art, mir die Gunſt und Gnade mei- ner Herrſchafft, durch Leiſtung getreuer Dienſte, zu zuwenden. Hierinnen fehlete ich denn auch nicht, ſondern der Dollmetſcher, welcher ein ge- bohrner Hollaͤnder Proteſtantiſcher Religion war, verſicherte mich deſſen zum oͤfftern, welches ich auch ohne dem daraus abmercken konte, da mich ſo wohl der Fuͤrſt, als die Fuͤrſtin von Zeit zu Zeit mit den koſtbarſten Geſchencken faſt uͤberhaͤufften. Niemand ſtund mir mehr im Wege, als 2. verfluchte Perſianiſche Weiber, welche Anbethe- rinnen des Feuers waren, und der Fuͤrſtin die Schwartzkuͤnſtelerey lernen ſolten, als worzu ſie ein gantz beſonderes Belieben trug, es auch binnen weniger Zeit ſehr weit darinnen brachte, ſo daß ſie manchen luſtigen Poſſen anſtifften konte. Unter andern kam dem Fuͤrſten einſtmahls an, bey dem allerſchoͤnſten Sommer-Wetter ſpazieren zu fah- ren, da aber die Fuͤrſtin nicht mitfahren wolte, ſondern ſich damit entſchuldigte, daß es binnen we- nig Stunden gewaltig zu regnen anfangen wuͤrde; wolte ſich der Fuͤrſt von dieſer Spazier-Fahrt dennoch nicht abhalten laſſen, ſondern nahm ein gewiſſes Fraͤulein, auf welches er vor vielen andern gantz

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/439
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/439>, abgerufen am 22.11.2024.