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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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welches wir nur verstohlner Weise trincken mu-
sten. Nachdem wir aber (die Rast-Tage mit
eingeschlossen) fast einen gantzen Monath auf der
Reise zugebracht, gelangeten wir endlich auf einem
Lust-Schlosse des Fürsten von Candahar an, wel-
cher eben damahls auf demselben nebst seiner Ge-
mahlin residirte. Er bezeugte ein besonderes
Vergnügen über die jungen wohlgewachsenen Eu-
ropae
er, mich aber stellete er seiner Gemahlin vor,
die, als sie durch einen Dollmetscher von mir ver-
nommen, wer ich sey, und wie meine Umstände be-
schaffen wären? mir so gleich die gnädige Erklä-
rung that: ich solte mich beruhigen, und vor gar
nichts sorgen, sondern in ihren Diensten bleiben,
da sie denn auf das allermöglichste und beste vor
mein Wohlergehen sorgen wolte.

Es war diese Dame eine unvergleichlich schöne
und liebreiche Fürstin, ja fast eben so schön, als ihre
dermahlen sich auf dieser Jnsul befindende Tochter
Mirzamanda. Wie ich nun dieser Fürstin Leut-
seelig- und Gütigkeit wegen sogleich des ersten Ta-
ges überführet wurde, indem sie gantz und gar kein
demüthiges Bezeugen von mir erdulten wolte, so
gewann ich dieselbe recht von Hertzen lieb, sie aber
machte mich in wenig Tagen, so zu sagen, zu ihrer
Hauß-Hofmeisterin, nachdem der Fürst, ihr
Gemahl, denen 3. mitgebrachten wohlgewachsenen
Europaeern unter seiner Leib-Guarde Officiers-
Plätze gegeben, und dieselben vorhero recht reichlich
beschenckt, auch mir ein Geschencke an Gold- und
Silber-Werck zuschickte, das wenigstens 500.
Holländische Gulden werth zu schätzen war. Bey

dem

welches wir nur verſtohlner Weiſe trincken mu-
ſten. Nachdem wir aber (die Raſt-Tage mit
eingeſchloſſen) faſt einen gantzen Monath auf der
Reiſe zugebracht, gelangeten wir endlich auf einem
Luſt-Schloſſe des Fuͤrſten von Candahar an, wel-
cher eben damahls auf demſelben nebſt ſeiner Ge-
mahlin reſidirte. Er bezeugte ein beſonderes
Vergnuͤgen uͤber die jungen wohlgewachſenen Eu-
ropæ
er, mich aber ſtellete er ſeiner Gemahlin vor,
die, als ſie durch einen Dollmetſcher von mir ver-
nommen, wer ich ſey, und wie meine Umſtaͤnde be-
ſchaffen waͤren? mir ſo gleich die gnaͤdige Erklaͤ-
rung that: ich ſolte mich beruhigen, und vor gar
nichts ſorgen, ſondern in ihren Dienſten bleiben,
da ſie denn auf das allermoͤglichſte und beſte vor
mein Wohlergehen ſorgen wolte.

Es war dieſe Dame eine unvergleichlich ſchoͤne
und liebreiche Fuͤrſtin, ja faſt eben ſo ſchoͤn, als ihre
dermahlen ſich auf dieſer Jnſul befindende Tochter
Mirzamanda. Wie ich nun dieſer Fuͤrſtin Leut-
ſeelig- und Guͤtigkeit wegen ſogleich des erſten Ta-
ges uͤberfuͤhret wurde, indem ſie gantz und gar kein
demuͤthiges Bezeugen von mir erdulten wolte, ſo
gewann ich dieſelbe recht von Hertzen lieb, ſie aber
machte mich in wenig Tagen, ſo zu ſagen, zu ihrer
Hauß-Hofmeiſterin, nachdem der Fuͤrſt, ihr
Gemahl, denen 3. mitgebrachten wohlgewachſenen
Europæern unter ſeiner Leib-Guarde Officiers-
Plaͤtze gegeben, und dieſelben vorhero recht reichlich
beſchenckt, auch mir ein Geſchencke an Gold- und
Silber-Werck zuſchickte, das wenigſtens 500.
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[428/0438] welches wir nur verſtohlner Weiſe trincken mu- ſten. Nachdem wir aber (die Raſt-Tage mit eingeſchloſſen) faſt einen gantzen Monath auf der Reiſe zugebracht, gelangeten wir endlich auf einem Luſt-Schloſſe des Fuͤrſten von Candahar an, wel- cher eben damahls auf demſelben nebſt ſeiner Ge- mahlin reſidirte. Er bezeugte ein beſonderes Vergnuͤgen uͤber die jungen wohlgewachſenen Eu- ropæer, mich aber ſtellete er ſeiner Gemahlin vor, die, als ſie durch einen Dollmetſcher von mir ver- nommen, wer ich ſey, und wie meine Umſtaͤnde be- ſchaffen waͤren? mir ſo gleich die gnaͤdige Erklaͤ- rung that: ich ſolte mich beruhigen, und vor gar nichts ſorgen, ſondern in ihren Dienſten bleiben, da ſie denn auf das allermoͤglichſte und beſte vor mein Wohlergehen ſorgen wolte. Es war dieſe Dame eine unvergleichlich ſchoͤne und liebreiche Fuͤrſtin, ja faſt eben ſo ſchoͤn, als ihre dermahlen ſich auf dieſer Jnſul befindende Tochter Mirzamanda. Wie ich nun dieſer Fuͤrſtin Leut- ſeelig- und Guͤtigkeit wegen ſogleich des erſten Ta- ges uͤberfuͤhret wurde, indem ſie gantz und gar kein demuͤthiges Bezeugen von mir erdulten wolte, ſo gewann ich dieſelbe recht von Hertzen lieb, ſie aber machte mich in wenig Tagen, ſo zu ſagen, zu ihrer Hauß-Hofmeiſterin, nachdem der Fuͤrſt, ihr Gemahl, denen 3. mitgebrachten wohlgewachſenen Europæern unter ſeiner Leib-Guarde Officiers- Plaͤtze gegeben, und dieſelben vorhero recht reichlich beſchenckt, auch mir ein Geſchencke an Gold- und Silber-Werck zuſchickte, das wenigſtens 500. Hollaͤndiſche Gulden werth zu ſchaͤtzen war. Bey dem

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/438>, abgerufen am 22.11.2024.