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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Jch hatte nicht allein den jämmerlichen An-
blick, meinen vor wenig Tagen angetrauten Mann
von einem Schiffs-Stücke herunter zu stürtzen,
und ertrincken zu sehen, sondern muste mir auch
gefallen lassen, daß ich von unsern besten Sachen
kaum den 4. Theil zu Lande bringen und retten
konte; Allein es halff mir auch dieses nichts, denn
die Herrn Persianer, welche schon von ferne gese-
hen hatten, was in dasiger Gegend vorgegangen
war, führeten sich nicht allein so unhöflich auf, alles
das, was wir doch schon zu Lande gebracht, als ob
es ihr Eigenthum wäre, hinweg zu nehmen, son-
dern auch mich, nebst noch 3. andern jungen Euro-
pae
ern in die Sclaverey zu führen.

O! wie winselte, seuffzete und weinete ich unter-
weges, auf der ziemlich langen Strasse biß nach
Candahar, und beklagte also nunmehro erst viel
zu spät, daß ich nicht bey meinen lieben Priesters-
Leuten in Amsterdam geblieben wäre, wenn ich
aber nun vollends an meinen lieben Bruder ge-
dachte, als welcher ein besser Theil, als ich, erwehlt
hatte, so wolten sich meine Thränen-Quellen fast
durch nichts verstopffen lassen. Die 16. Persianer,
die des Fürsten von Candahar Unterthanen wa-
ren, und uns 4. Arrestanten zwischen sich inne füh-
reten, bezeugten sich inzwischen gantz höflich und
freundlich gegen uns, machten nicht allein kurtze
Tage-Reisen von 2. bis 3. Deutscher Meilen, son-
dern verpflegten uns auch unterwegs, wo nur et-
was zu bekommen war, mit den allerbesten Spei-
sen und Geträncke, gaben uns auch mehr des be-
sten Persianischen Weins zu trincken, als Wasser,

welches

Jch hatte nicht allein den jaͤmmerlichen An-
blick, meinen vor wenig Tagen angetrauten Mann
von einem Schiffs-Stuͤcke herunter zu ſtuͤrtzen,
und ertrincken zu ſehen, ſondern muſte mir auch
gefallen laſſen, daß ich von unſern beſten Sachen
kaum den 4. Theil zu Lande bringen und retten
konte; Allein es halff mir auch dieſes nichts, denn
die Herrn Perſianer, welche ſchon von ferne geſe-
hen hatten, was in daſiger Gegend vorgegangen
war, fuͤhreten ſich nicht allein ſo unhoͤflich auf, alles
das, was wir doch ſchon zu Lande gebracht, als ob
es ihr Eigenthum waͤre, hinweg zu nehmen, ſon-
dern auch mich, nebſt noch 3. andern jungen Euro-
ern in die Sclaverey zu fuͤhren.

O! wie winſelte, ſeuffzete und weinete ich unter-
weges, auf der ziemlich langen Straſſe biß nach
Candahar, und beklagte alſo nunmehro erſt viel
zu ſpaͤt, daß ich nicht bey meinen lieben Prieſters-
Leuten in Amſterdam geblieben waͤre, wenn ich
aber nun vollends an meinen lieben Bruder ge-
dachte, als welcher ein beſſer Theil, als ich, erwehlt
hatte, ſo wolten ſich meine Thraͤnen-Quellen faſt
durch nichts verſtopffen laſſen. Die 16. Perſianer,
die des Fuͤrſten von Candahar Unterthanen wa-
ren, und uns 4. Arreſtanten zwiſchen ſich inne fuͤh-
reten, bezeugten ſich inzwiſchen gantz hoͤflich und
freundlich gegen uns, machten nicht allein kurtze
Tage-Reiſen von 2. bis 3. Deutſcher Meilen, ſon-
dern verpflegten uns auch unterwegs, wo nur et-
was zu bekommen war, mit den allerbeſten Spei-
ſen und Getraͤncke, gaben uns auch mehr des be-
ſten Perſianiſchen Weins zu trincken, als Waſſer,

welches
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[427/0437] Jch hatte nicht allein den jaͤmmerlichen An- blick, meinen vor wenig Tagen angetrauten Mann von einem Schiffs-Stuͤcke herunter zu ſtuͤrtzen, und ertrincken zu ſehen, ſondern muſte mir auch gefallen laſſen, daß ich von unſern beſten Sachen kaum den 4. Theil zu Lande bringen und retten konte; Allein es halff mir auch dieſes nichts, denn die Herrn Perſianer, welche ſchon von ferne geſe- hen hatten, was in daſiger Gegend vorgegangen war, fuͤhreten ſich nicht allein ſo unhoͤflich auf, alles das, was wir doch ſchon zu Lande gebracht, als ob es ihr Eigenthum waͤre, hinweg zu nehmen, ſon- dern auch mich, nebſt noch 3. andern jungen Euro- pæern in die Sclaverey zu fuͤhren. O! wie winſelte, ſeuffzete und weinete ich unter- weges, auf der ziemlich langen Straſſe biß nach Candahar, und beklagte alſo nunmehro erſt viel zu ſpaͤt, daß ich nicht bey meinen lieben Prieſters- Leuten in Amſterdam geblieben waͤre, wenn ich aber nun vollends an meinen lieben Bruder ge- dachte, als welcher ein beſſer Theil, als ich, erwehlt hatte, ſo wolten ſich meine Thraͤnen-Quellen faſt durch nichts verſtopffen laſſen. Die 16. Perſianer, die des Fuͤrſten von Candahar Unterthanen wa- ren, und uns 4. Arreſtanten zwiſchen ſich inne fuͤh- reten, bezeugten ſich inzwiſchen gantz hoͤflich und freundlich gegen uns, machten nicht allein kurtze Tage-Reiſen von 2. bis 3. Deutſcher Meilen, ſon- dern verpflegten uns auch unterwegs, wo nur et- was zu bekommen war, mit den allerbeſten Spei- ſen und Getraͤncke, gaben uns auch mehr des be- ſten Perſianiſchen Weins zu trincken, als Waſſer, welches

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/437>, abgerufen am 23.11.2024.