Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

auf einen solchen Lappen, und zwar gantz von ohn-
gefähr, trat, den ein Vogel aus der Lufft hatte fal-
len lassen, so fühlete er unter seinen Schuhsolen et-
was hartes, weßwegen er weiter nachsuchte, und
ein gantzes Bündlein der vortrefflichsten Diaman-
ten und anderer Edelgesteine darinnen fand, welche
man, weiln es noch heller-lichter Tag war, mehr
als zu genau erkennen konte, zumahlen uns derglei-
chen Sachen nicht so gar unbekannt sind; Wie wir
aber sahen, daß immer ein Vogel nach dem andern
seinen Lappen wegen Verfolgung seiner Mit-Brü-
der herunter auf die Erde muste fallen lassen, so ga-
ben wir etwas besser Achtung auf die Vögel, sonder-
lich aber auf die Lappen, so herunter fielen, da wir
denn einen jeglichen mit Diamanten und Edelgestei-
nen beschweret befanden. Dieses reitzte uns an, zu-
rück zu dem Cörper zu gehen, ohngeachtet derselbe
schon einen ziemlich übeln Geruch unsern Nasen-Lö-
chern eingeflösset hatte; Allein wir kehreten uns dar-
an eben so gar viel nicht, sondern waren nur be-
schäfftiget, das Uberbleibsel von den Kleidungs-
Stücken uns zuzueignen, den Cörger aber in
GOttes Gewalt liegen zu lassen, und dieses gescha-
he, ehe die Sonne sich noch gantz völlig von unserem
Horizonte zurück gezogen. Wie wir nun das
hatten, was wir haben wolten, nemlich der Had-
scha
noch übrigen Kleidungs-Stücke, welche wir
ziemlich schwer zu tragen befanden, begaben wir uns
auf den Weg nach unsern Hütten, um die Gesell-
schafft zu suchen. Es machte uns zwar, (ohnfehlbar
ein böser Geist) unterweges allerhand Firlefanzerey-
en vor; allein wir verspotteten ihn mit Beten und
Singen.

Nach-
(c c) 4

auf einen ſolchen Lappen, und zwar gantz von ohn-
gefaͤhr, trat, den ein Vogel aus der Lufft hatte fal-
len laſſen, ſo fuͤhlete er unter ſeinen Schuhſolen et-
was hartes, weßwegen er weiter nachſuchte, und
ein gantzes Buͤndlein der vortrefflichſten Diaman-
ten und anderer Edelgeſteine darinnen fand, welche
man, weiln es noch heller-lichter Tag war, mehr
als zu genau erkennen konte, zumahlen uns derglei-
chen Sachen nicht ſo gar unbekannt ſind; Wie wir
aber ſahen, daß immer ein Vogel nach dem andern
ſeinen Lappen wegen Verfolgung ſeiner Mit-Bruͤ-
der herunter auf die Erde muſte fallen laſſen, ſo ga-
ben wir etwas beſſer Achtung auf die Voͤgel, ſonder-
lich aber auf die Lappen, ſo herunter fielen, da wir
denn einen jeglichen mit Diamanten und Edelgeſtei-
nen beſchweret befanden. Dieſes reitzte uns an, zu-
ruͤck zu dem Coͤrper zu gehen, ohngeachtet derſelbe
ſchon einen ziemlich uͤbeln Geruch unſern Naſen-Loͤ-
chern eingefloͤſſet hatte; Allein wir kehreten uns dar-
an eben ſo gar viel nicht, ſondern waren nur be-
ſchaͤfftiget, das Uberbleibſel von den Kleidungs-
Stuͤcken uns zuzueignen, den Coͤrger aber in
GOttes Gewalt liegen zu laſſen, und dieſes geſcha-
he, ehe die Sonne ſich noch gantz voͤllig von unſerem
Horizonte zuruͤck gezogen. Wie wir nun das
hatten, was wir haben wolten, nemlich der Had-
ſcha
noch uͤbrigen Kleidungs-Stuͤcke, welche wir
ziemlich ſchwer zu tragen befanden, begaben wir uns
auf den Weg nach unſern Huͤtten, um die Geſell-
ſchafft zu ſuchen. Es machte uns zwar, (ohnfehlbar
ein boͤſer Geiſt) unterweges allerhand Firlefanzerey-
en vor; allein wir verſpotteten ihn mit Beten und
Singen.

Nach-
(c c) 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0417" n="407"/>
auf einen &#x017F;olchen Lappen, und zwar gantz von ohn-<lb/>
gefa&#x0364;hr, trat, den ein Vogel aus der Lufft hatte fal-<lb/>
len la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o fu&#x0364;hlete er unter &#x017F;einen Schuh&#x017F;olen et-<lb/>
was hartes, weßwegen er weiter nach&#x017F;uchte, und<lb/>
ein gantzes Bu&#x0364;ndlein der vortrefflich&#x017F;ten Diaman-<lb/>
ten und anderer Edelge&#x017F;teine darinnen fand, welche<lb/>
man, weiln es noch heller-lichter Tag war, mehr<lb/>
als zu genau erkennen konte, zumahlen uns derglei-<lb/>
chen Sachen nicht &#x017F;o gar unbekannt &#x017F;ind; Wie wir<lb/>
aber &#x017F;ahen, daß immer ein Vogel nach dem andern<lb/>
&#x017F;einen Lappen wegen Verfolgung &#x017F;einer Mit-Bru&#x0364;-<lb/>
der herunter auf die Erde mu&#x017F;te fallen la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o ga-<lb/>
ben wir etwas be&#x017F;&#x017F;er Achtung auf die Vo&#x0364;gel, &#x017F;onder-<lb/>
lich aber auf die Lappen, &#x017F;o herunter fielen, da wir<lb/>
denn einen jeglichen mit Diamanten und Edelge&#x017F;tei-<lb/>
nen be&#x017F;chweret befanden. Die&#x017F;es reitzte uns an, zu-<lb/>
ru&#x0364;ck zu dem Co&#x0364;rper zu gehen, ohngeachtet der&#x017F;elbe<lb/>
&#x017F;chon einen ziemlich u&#x0364;beln Geruch un&#x017F;ern Na&#x017F;en-Lo&#x0364;-<lb/>
chern eingeflo&#x0364;&#x017F;&#x017F;et hatte; Allein wir kehreten uns dar-<lb/>
an eben &#x017F;o gar viel nicht, &#x017F;ondern waren nur be-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;fftiget, das Uberbleib&#x017F;el von den Kleidungs-<lb/>
Stu&#x0364;cken uns zuzueignen, den Co&#x0364;rger aber in<lb/>
GOttes Gewalt liegen zu la&#x017F;&#x017F;en, und die&#x017F;es ge&#x017F;cha-<lb/>
he, ehe die Sonne &#x017F;ich noch gantz vo&#x0364;llig von un&#x017F;erem<lb/><hi rendition="#aq">Horizont</hi>e zuru&#x0364;ck gezogen. Wie wir nun das<lb/>
hatten, was wir haben wolten, nemlich der <hi rendition="#aq">Had-<lb/>
&#x017F;cha</hi> noch u&#x0364;brigen Kleidungs-Stu&#x0364;cke, welche wir<lb/>
ziemlich &#x017F;chwer zu tragen befanden, begaben wir uns<lb/>
auf den Weg nach un&#x017F;ern Hu&#x0364;tten, um die Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chafft zu &#x017F;uchen. Es machte uns zwar, (ohnfehlbar<lb/>
ein bo&#x0364;&#x017F;er Gei&#x017F;t) unterweges allerhand Firlefanzerey-<lb/>
en vor; allein wir ver&#x017F;potteten ihn mit Beten und<lb/>
Singen.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">(c c) 4</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Nach-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[407/0417] auf einen ſolchen Lappen, und zwar gantz von ohn- gefaͤhr, trat, den ein Vogel aus der Lufft hatte fal- len laſſen, ſo fuͤhlete er unter ſeinen Schuhſolen et- was hartes, weßwegen er weiter nachſuchte, und ein gantzes Buͤndlein der vortrefflichſten Diaman- ten und anderer Edelgeſteine darinnen fand, welche man, weiln es noch heller-lichter Tag war, mehr als zu genau erkennen konte, zumahlen uns derglei- chen Sachen nicht ſo gar unbekannt ſind; Wie wir aber ſahen, daß immer ein Vogel nach dem andern ſeinen Lappen wegen Verfolgung ſeiner Mit-Bruͤ- der herunter auf die Erde muſte fallen laſſen, ſo ga- ben wir etwas beſſer Achtung auf die Voͤgel, ſonder- lich aber auf die Lappen, ſo herunter fielen, da wir denn einen jeglichen mit Diamanten und Edelgeſtei- nen beſchweret befanden. Dieſes reitzte uns an, zu- ruͤck zu dem Coͤrper zu gehen, ohngeachtet derſelbe ſchon einen ziemlich uͤbeln Geruch unſern Naſen-Loͤ- chern eingefloͤſſet hatte; Allein wir kehreten uns dar- an eben ſo gar viel nicht, ſondern waren nur be- ſchaͤfftiget, das Uberbleibſel von den Kleidungs- Stuͤcken uns zuzueignen, den Coͤrger aber in GOttes Gewalt liegen zu laſſen, und dieſes geſcha- he, ehe die Sonne ſich noch gantz voͤllig von unſerem Horizonte zuruͤck gezogen. Wie wir nun das hatten, was wir haben wolten, nemlich der Had- ſcha noch uͤbrigen Kleidungs-Stuͤcke, welche wir ziemlich ſchwer zu tragen befanden, begaben wir uns auf den Weg nach unſern Huͤtten, um die Geſell- ſchafft zu ſuchen. Es machte uns zwar, (ohnfehlbar ein boͤſer Geiſt) unterweges allerhand Firlefanzerey- en vor; allein wir verſpotteten ihn mit Beten und Singen. Nach- (c c) 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/417
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/417>, abgerufen am 22.11.2024.