leckte er nicht allein die Hände, sondern zum öff- tern das Gesichte, welches denn zu verschiedenen mahlen bey uns zu einer hefftigen Verwunderung und vielen Lachen Anlaß gab. Kurtz: der Löwe führete sich dergestalt artig auf, daß ihn ein jeder von uns liebte, und in besondern Ehren hielt.
Nachdem wir abgeredeter Maassen noch die Woche daselbst zugebracht, in den Werckel-Tagen manchen sauren Schweiß-Tropffen vergossen, da uns Vincentius nicht allein in dem Heyden-Tem- pel, sondern auch in den neben liegenden Grotten dergestalt viel Arbeit angewiesen, daß wir von Morgen an biß zur Abends-Zeit alle Hände voll zu thun fanden, worbey aber niemand faul oder verdrüßlich wurde, weilen wir mit offenen Augen betrachten konten, wie unsere Mühe von Zeit zu Zeit 100. (ja ich lüge nicht, wenn ich sage, 1000. fach) belohnet war; so beschlossen wir noch den einen Sonntag abzuwarten, und des darauf fol- genden Tages nach unsern Hütten zu kehren. Es wurde also bemeldter Sonntag ohne Arbeit, son- dern in gutem Vergnügen zugebracht, weiln wir uns hauptsächlich die von unsern Leuten aus den Hütten abgehohlten Speisen und Weine wohl schmecken liessen, auser diesen aber war noch ein gantz besonderes Gerichte von einer Art ungemein grosser, wie auch mittelmäßiger und kleiner Fische, welche unsere Leute lebendig herbey gebracht hat- ten, und die alle in Wahrheit gegen andere Arten von Fischen einen gantz besondern Geschmack hat- ten; es waren aber diese Fische in der Klein-Fel- senburgischen grossen See und den daraus fliessen-
den
leckte er nicht allein die Haͤnde, ſondern zum oͤff- tern das Geſichte, welches denn zu verſchiedenen mahlen bey uns zu einer hefftigen Verwunderung und vielen Lachen Anlaß gab. Kurtz: der Loͤwe fuͤhrete ſich dergeſtalt artig auf, daß ihn ein jeder von uns liebte, und in beſondern Ehren hielt.
Nachdem wir abgeredeter Maaſſen noch die Woche daſelbſt zugebracht, in den Werckel-Tagen manchen ſauren Schweiß-Tropffen vergoſſen, da uns Vincentius nicht allein in dem Heyden-Tem- pel, ſondern auch in den neben liegenden Grotten dergeſtalt viel Arbeit angewieſen, daß wir von Morgen an biß zur Abends-Zeit alle Haͤnde voll zu thun fanden, worbey aber niemand faul oder verdruͤßlich wurde, weilen wir mit offenen Augen betrachten konten, wie unſere Muͤhe von Zeit zu Zeit 100. (ja ich luͤge nicht, wenn ich ſage, 1000. fach) belohnet war; ſo beſchloſſen wir noch den einen Sonntag abzuwarten, und des darauf fol- genden Tages nach unſern Huͤtten zu kehren. Es wurde alſo bemeldter Sonntag ohne Arbeit, ſon- dern in gutem Vergnuͤgen zugebracht, weiln wir uns hauptſaͤchlich die von unſern Leuten aus den Huͤtten abgehohlten Speiſen und Weine wohl ſchmecken lieſſen, auſer dieſen aber war noch ein gantz beſonderes Gerichte von einer Art ungemein groſſer, wie auch mittelmaͤßiger und kleiner Fiſche, welche unſere Leute lebendig herbey gebracht hat- ten, und die alle in Wahrheit gegen andere Arten von Fiſchen einen gantz beſondern Geſchmack hat- ten; es waren aber dieſe Fiſche in der Klein-Fel- ſenburgiſchen groſſen See und den daraus flieſſen-
den
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0402"n="392"/>
leckte er nicht allein die Haͤnde, ſondern zum oͤff-<lb/>
tern das Geſichte, welches denn zu verſchiedenen<lb/>
mahlen bey uns zu einer hefftigen Verwunderung<lb/>
und vielen Lachen Anlaß gab. Kurtz: der Loͤwe<lb/>
fuͤhrete ſich dergeſtalt artig auf, daß ihn ein jeder<lb/>
von uns liebte, und in beſondern Ehren hielt.</p><lb/><p>Nachdem wir abgeredeter Maaſſen noch die<lb/>
Woche daſelbſt zugebracht, in den Werckel-Tagen<lb/>
manchen ſauren Schweiß-Tropffen vergoſſen, da<lb/>
uns <hirendition="#aq">Vincentius</hi> nicht allein in dem Heyden-Tem-<lb/>
pel, ſondern auch in den neben liegenden Grotten<lb/>
dergeſtalt viel Arbeit angewieſen, daß wir von<lb/>
Morgen an biß zur Abends-Zeit alle Haͤnde voll<lb/>
zu thun fanden, worbey aber niemand faul oder<lb/>
verdruͤßlich wurde, weilen wir mit offenen Augen<lb/>
betrachten konten, wie unſere Muͤhe von Zeit zu<lb/>
Zeit 100. (ja ich luͤge nicht, wenn ich ſage, 1000.<lb/>
fach) belohnet war; ſo beſchloſſen wir noch den<lb/>
einen Sonntag abzuwarten, und des darauf fol-<lb/>
genden Tages nach unſern Huͤtten zu kehren. Es<lb/>
wurde alſo bemeldter Sonntag ohne Arbeit, ſon-<lb/>
dern in gutem Vergnuͤgen zugebracht, weiln wir<lb/>
uns hauptſaͤchlich die von unſern Leuten aus den<lb/>
Huͤtten abgehohlten Speiſen und Weine wohl<lb/>ſchmecken lieſſen, auſer dieſen aber war noch ein<lb/>
gantz beſonderes Gerichte von einer Art ungemein<lb/>
groſſer, wie auch mittelmaͤßiger und kleiner Fiſche,<lb/>
welche unſere Leute lebendig herbey gebracht hat-<lb/>
ten, und die alle in Wahrheit gegen andere Arten<lb/>
von Fiſchen einen gantz beſondern Geſchmack hat-<lb/>
ten; es waren aber dieſe Fiſche in der Klein-Fel-<lb/>ſenburgiſchen groſſen See und den daraus flieſſen-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">den</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[392/0402]
leckte er nicht allein die Haͤnde, ſondern zum oͤff-
tern das Geſichte, welches denn zu verſchiedenen
mahlen bey uns zu einer hefftigen Verwunderung
und vielen Lachen Anlaß gab. Kurtz: der Loͤwe
fuͤhrete ſich dergeſtalt artig auf, daß ihn ein jeder
von uns liebte, und in beſondern Ehren hielt.
Nachdem wir abgeredeter Maaſſen noch die
Woche daſelbſt zugebracht, in den Werckel-Tagen
manchen ſauren Schweiß-Tropffen vergoſſen, da
uns Vincentius nicht allein in dem Heyden-Tem-
pel, ſondern auch in den neben liegenden Grotten
dergeſtalt viel Arbeit angewieſen, daß wir von
Morgen an biß zur Abends-Zeit alle Haͤnde voll
zu thun fanden, worbey aber niemand faul oder
verdruͤßlich wurde, weilen wir mit offenen Augen
betrachten konten, wie unſere Muͤhe von Zeit zu
Zeit 100. (ja ich luͤge nicht, wenn ich ſage, 1000.
fach) belohnet war; ſo beſchloſſen wir noch den
einen Sonntag abzuwarten, und des darauf fol-
genden Tages nach unſern Huͤtten zu kehren. Es
wurde alſo bemeldter Sonntag ohne Arbeit, ſon-
dern in gutem Vergnuͤgen zugebracht, weiln wir
uns hauptſaͤchlich die von unſern Leuten aus den
Huͤtten abgehohlten Speiſen und Weine wohl
ſchmecken lieſſen, auſer dieſen aber war noch ein
gantz beſonderes Gerichte von einer Art ungemein
groſſer, wie auch mittelmaͤßiger und kleiner Fiſche,
welche unſere Leute lebendig herbey gebracht hat-
ten, und die alle in Wahrheit gegen andere Arten
von Fiſchen einen gantz beſondern Geſchmack hat-
ten; es waren aber dieſe Fiſche in der Klein-Fel-
ſenburgiſchen groſſen See und den daraus flieſſen-
den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/402>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.