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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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auf die späten Nachkommen zeiget,) daß Eberhard
Julius sich so wohl gegen GOtt, als Menschen
vollkommen redlich aufgeführet, und jederzeit bey
der Verantwortung sich wohl zu bestehen getrauet.

Als bie beyden vermaledeyeten Geister nun
vor der Alberts-Burg stunden, sagte der Geist des
Lemilii; Dieses ist der verfluchte Hügel, wel-
cher, wie man höret, nunmehro eine Burg
genennet wird, unter welchem ich in einem
Gewölbe bin umgebracht, und in das Reich
der Todten geschickt worden.

Nachdem er nun noch viele erschröckliche Wor-
te, ja die gräßlichsten GOttes-Lästerungen ausge-
stossen, welche auch nur nachzusagen, ein Christe
billig Scheu tragen muß, worbey uns allen die
Haut schauderte, und die Haare zu Berge stunden;
giengen die Verfluchten weiter herunter, und blie-
ben der Kirche, oder unserm Haupt-gemeinschafft-
lichen-GOttes-Hause gegen über stehen, worbey
ich vor meine Person aber nur so viel sagen, daß ich
zwar ein Gemurmele mit Worten unter ihnen ver-
nommen, nicht aber berichten kan, worinnen die-
se Worte bestanden, welche mir durch einen fata-
l
en Nord-Wind vor meinen Ohren hinweg gewehet
wurden, geschweige denn das gantze Gespräch.

Mittlerweile, da eben ein Sonn-und zugleich
ein Fest-Tag eingefallen war, wurde bey Anbruch
des Tages die erste Losung mit einem Carthaunen
Schusse von der Alberts-Burg gegeben, um den Jn-
sulanern gewöhnlicher Maassen ein solches anzudeu-
ten, da denn in selbiger Minute die verdammten
Geister vor unsern Augen gleich auf der Stelle vor

der
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auf die ſpaͤten Nachkommen zeiget,) daß Eberhard
Julius ſich ſo wohl gegen GOtt, als Menſchen
vollkommen redlich aufgefuͤhret, und jederzeit bey
der Verantwortung ſich wohl zu beſtehen getrauet.

Als bie beyden vermaledeyeten Geiſter nun
vor der Alberts-Burg ſtunden, ſagte der Geiſt des
Lemilii; Dieſes iſt der verfluchte Huͤgel, wel-
cher, wie man hoͤret, nunmehro eine Burg
genennet wird, unter welchem ich in einem
Gewoͤlbe bin umgebracht, und in das Reich
der Todten geſchickt worden.

Nachdem er nun noch viele erſchroͤckliche Wor-
te, ja die graͤßlichſten GOttes-Laͤſterungen ausge-
ſtoſſen, welche auch nur nachzuſagen, ein Chriſte
billig Scheu tragen muß, worbey uns allen die
Haut ſchauderte, und die Haare zu Berge ſtunden;
giengen die Verfluchten weiter herunter, und blie-
ben der Kirche, oder unſerm Haupt-gemeinſchafft-
lichen-GOttes-Hauſe gegen uͤber ſtehen, worbey
ich vor meine Perſon aber nur ſo viel ſagen, daß ich
zwar ein Gemurmele mit Worten unter ihnen ver-
nommen, nicht aber berichten kan, worinnen die-
ſe Worte beſtanden, welche mir durch einen fata-
l
en Nord-Wind vor meinen Ohren hinweg gewehet
wurden, geſchweige denn das gantze Geſpraͤch.

Mittlerweile, da eben ein Sonn-und zugleich
ein Feſt-Tag eingefallen war, wurde bey Anbruch
des Tages die erſte Loſung mit einem Carthaunen
Schuſſe von der Alberts-Burg gegeben, um den Jn-
ſulanern gewoͤhnlicher Maaſſen ein ſolches anzudeu-
ten, da denn in ſelbiger Minute die verdammten
Geiſter vor unſern Augen gleich auf der Stelle vor

der
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[343/0353] auf die ſpaͤten Nachkommen zeiget,) daß Eberhard Julius ſich ſo wohl gegen GOtt, als Menſchen vollkommen redlich aufgefuͤhret, und jederzeit bey der Verantwortung ſich wohl zu beſtehen getrauet. Als bie beyden vermaledeyeten Geiſter nun vor der Alberts-Burg ſtunden, ſagte der Geiſt des Lemilii; Dieſes iſt der verfluchte Huͤgel, wel- cher, wie man hoͤret, nunmehro eine Burg genennet wird, unter welchem ich in einem Gewoͤlbe bin umgebracht, und in das Reich der Todten geſchickt worden. Nachdem er nun noch viele erſchroͤckliche Wor- te, ja die graͤßlichſten GOttes-Laͤſterungen ausge- ſtoſſen, welche auch nur nachzuſagen, ein Chriſte billig Scheu tragen muß, worbey uns allen die Haut ſchauderte, und die Haare zu Berge ſtunden; giengen die Verfluchten weiter herunter, und blie- ben der Kirche, oder unſerm Haupt-gemeinſchafft- lichen-GOttes-Hauſe gegen uͤber ſtehen, worbey ich vor meine Perſon aber nur ſo viel ſagen, daß ich zwar ein Gemurmele mit Worten unter ihnen ver- nommen, nicht aber berichten kan, worinnen die- ſe Worte beſtanden, welche mir durch einen fata- len Nord-Wind vor meinen Ohren hinweg gewehet wurden, geſchweige denn das gantze Geſpraͤch. Mittlerweile, da eben ein Sonn-und zugleich ein Feſt-Tag eingefallen war, wurde bey Anbruch des Tages die erſte Loſung mit einem Carthaunen Schuſſe von der Alberts-Burg gegeben, um den Jn- ſulanern gewoͤhnlicher Maaſſen ein ſolches anzudeu- ten, da denn in ſelbiger Minute die verdammten Geiſter vor unſern Augen gleich auf der Stelle vor der (y) 4

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/353>, abgerufen am 19.05.2024.