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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Don Juans Geist: Jch halte mein Wort,
dich zu besuchen, es solte mir aber Leid seyn,
wenn ich dich in deiner Ruhe stöhrete:

Hierauf antwortete der

Geist des Lemilii: Jch bin über deinen
Zuspruch mit einem solchen Vergnügen über-
schüttet, als nur immermehr ein Geist em-
pfinden kan, und wovon die Sterblichen
gantz und gar nichts wissen, oder empfinden
können; Allein!
(sprach der verdammte Geist)
wir wollen noch ein mehreres mit einan-
der reden, darum folge mir nach.

Demnach fasseten sich beyde Geister-Perso-
nen an die Hände, und giengen in den grossen
Garten, allwo sie unter beständigem Gespräch nicht
anders thaten, als ob es in der schönsten Frühlings-
Zeit gewesen wäre.

Meine Gefährden folgten mir getreulich auf
dem Fusse nach, und haben mit angehöret, was
diese verfluchten Geister vor erstaunliche Worte
mit einander gewechselt; Sie haben auch ihre
Aussage nach der Zeit redlich gethan, und dieselbe
recht mit einem cörperlichen Eyde bekräfftiget,
wovon ich jetzo, da ich doch noch vielmehr gehöret
und verstanden, als sie, eben keine weitläufftige
Wiederhohlung thun will, weil es schon in unser
Archiv ad Acta gebracht ist.

Jch fahre nun aber in der Geschichts-Erzeh-
lung weiter fort, und berichte, (weilen ich wegen
Anwesenheit vieler unverständigen und unmün-
digen auch superstitionsen Leutchen kein besonders
Lerm stifften will, biß der Ausgang so gar biß

auf

Don Juans Geiſt: Jch halte mein Wort,
dich zu beſuchen, es ſolte mir aber Leid ſeyn,
wenn ich dich in deiner Ruhe ſtoͤhrete:

Hierauf antwortete der

Geiſt des Lemilii: Jch bin uͤber deinen
Zuſpruch mit einem ſolchen Vergnuͤgen uͤber-
ſchuͤttet, als nur immermehr ein Geiſt em-
pfinden kan, und wovon die Sterblichen
gantz und gar nichts wiſſen, oder empfinden
koͤnnen; Allein!
(ſprach der verdammte Geiſt)
wir wollen noch ein mehreres mit einan-
der reden, darum folge mir nach.

Demnach faſſeten ſich beyde Geiſter-Perſo-
nen an die Haͤnde, und giengen in den groſſen
Garten, allwo ſie unter beſtaͤndigem Geſpraͤch nicht
anders thaten, als ob es in der ſchoͤnſten Fruͤhlings-
Zeit geweſen waͤre.

Meine Gefaͤhrden folgten mir getreulich auf
dem Fuſſe nach, und haben mit angehoͤret, was
dieſe verfluchten Geiſter vor erſtaunliche Worte
mit einander gewechſelt; Sie haben auch ihre
Ausſage nach der Zeit redlich gethan, und dieſelbe
recht mit einem coͤrperlichen Eyde bekraͤfftiget,
wovon ich jetzo, da ich doch noch vielmehr gehoͤret
und verſtanden, als ſie, eben keine weitlaͤufftige
Wiederhohlung thun will, weil es ſchon in unſer
Archiv ad Acta gebracht iſt.

Jch fahre nun aber in der Geſchichts-Erzeh-
lung weiter fort, und berichte, (weilen ich wegen
Anweſenheit vieler unverſtaͤndigen und unmuͤn-
digen auch ſuperſtitiõſen Leutchen kein beſonders
Lerm ſtifften will, biß der Ausgang ſo gar biß

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[342/0352] Don Juans Geiſt: Jch halte mein Wort, dich zu beſuchen, es ſolte mir aber Leid ſeyn, wenn ich dich in deiner Ruhe ſtoͤhrete: Hierauf antwortete der Geiſt des Lemilii: Jch bin uͤber deinen Zuſpruch mit einem ſolchen Vergnuͤgen uͤber- ſchuͤttet, als nur immermehr ein Geiſt em- pfinden kan, und wovon die Sterblichen gantz und gar nichts wiſſen, oder empfinden koͤnnen; Allein! (ſprach der verdammte Geiſt) wir wollen noch ein mehreres mit einan- der reden, darum folge mir nach. Demnach faſſeten ſich beyde Geiſter-Perſo- nen an die Haͤnde, und giengen in den groſſen Garten, allwo ſie unter beſtaͤndigem Geſpraͤch nicht anders thaten, als ob es in der ſchoͤnſten Fruͤhlings- Zeit geweſen waͤre. Meine Gefaͤhrden folgten mir getreulich auf dem Fuſſe nach, und haben mit angehoͤret, was dieſe verfluchten Geiſter vor erſtaunliche Worte mit einander gewechſelt; Sie haben auch ihre Ausſage nach der Zeit redlich gethan, und dieſelbe recht mit einem coͤrperlichen Eyde bekraͤfftiget, wovon ich jetzo, da ich doch noch vielmehr gehoͤret und verſtanden, als ſie, eben keine weitlaͤufftige Wiederhohlung thun will, weil es ſchon in unſer Archiv ad Acta gebracht iſt. Jch fahre nun aber in der Geſchichts-Erzeh- lung weiter fort, und berichte, (weilen ich wegen Anweſenheit vieler unverſtaͤndigen und unmuͤn- digen auch ſuperſtitiõſen Leutchen kein beſonders Lerm ſtifften will, biß der Ausgang ſo gar biß auf

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/352>, abgerufen am 19.05.2024.