Don JuansGeist: Jch halte mein Wort, dich zu besuchen, es solte mir aber Leid seyn, wenn ich dich in deiner Ruhe stöhrete:
Hierauf antwortete der
Geist desLemilii:Jch bin über deinen Zuspruch mit einem solchen Vergnügen über- schüttet, als nur immermehr ein Geist em- pfinden kan, und wovon die Sterblichen gantz und gar nichts wissen, oder empfinden können; Allein! (sprach der verdammte Geist) wir wollen noch ein mehreres mit einan- der reden, darum folge mir nach.
Demnach fasseten sich beyde Geister-Perso- nen an die Hände, und giengen in den grossen Garten, allwo sie unter beständigem Gespräch nicht anders thaten, als ob es in der schönsten Frühlings- Zeit gewesen wäre.
Meine Gefährden folgten mir getreulich auf dem Fusse nach, und haben mit angehöret, was diese verfluchten Geister vor erstaunliche Worte mit einander gewechselt; Sie haben auch ihre Aussage nach der Zeit redlich gethan, und dieselbe recht mit einem cörperlichen Eyde bekräfftiget, wovon ich jetzo, da ich doch noch vielmehr gehöret und verstanden, als sie, eben keine weitläufftige Wiederhohlung thun will, weil es schon in unser Archiv ad Acta gebracht ist.
Jch fahre nun aber in der Geschichts-Erzeh- lung weiter fort, und berichte, (weilen ich wegen Anwesenheit vieler unverständigen und unmün- digen auch superstitionsen Leutchen kein besonders Lerm stifften will, biß der Ausgang so gar biß
auf
Don JuansGeiſt: Jch halte mein Wort, dich zu beſuchen, es ſolte mir aber Leid ſeyn, wenn ich dich in deiner Ruhe ſtoͤhrete:
Hierauf antwortete der
Geiſt desLemilii:Jch bin uͤber deinen Zuſpruch mit einem ſolchen Vergnuͤgen uͤber- ſchuͤttet, als nur immermehr ein Geiſt em- pfinden kan, und wovon die Sterblichen gantz und gar nichts wiſſen, oder empfinden koͤnnen; Allein! (ſprach der verdammte Geiſt) wir wollen noch ein mehreres mit einan- der reden, darum folge mir nach.
Demnach faſſeten ſich beyde Geiſter-Perſo- nen an die Haͤnde, und giengen in den groſſen Garten, allwo ſie unter beſtaͤndigem Geſpraͤch nicht anders thaten, als ob es in der ſchoͤnſten Fruͤhlings- Zeit geweſen waͤre.
Meine Gefaͤhrden folgten mir getreulich auf dem Fuſſe nach, und haben mit angehoͤret, was dieſe verfluchten Geiſter vor erſtaunliche Worte mit einander gewechſelt; Sie haben auch ihre Ausſage nach der Zeit redlich gethan, und dieſelbe recht mit einem coͤrperlichen Eyde bekraͤfftiget, wovon ich jetzo, da ich doch noch vielmehr gehoͤret und verſtanden, als ſie, eben keine weitlaͤufftige Wiederhohlung thun will, weil es ſchon in unſer Archiv ad Acta gebracht iſt.
Jch fahre nun aber in der Geſchichts-Erzeh- lung weiter fort, und berichte, (weilen ich wegen Anweſenheit vieler unverſtaͤndigen und unmuͤn- digen auch ſuperſtitiõſen Leutchen kein beſonders Lerm ſtifften will, biß der Ausgang ſo gar biß
auf
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0352"n="342"/><p><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Don Juans</hi></hi><hirendition="#fr">Geiſt: Jch halte mein Wort,<lb/>
dich zu beſuchen, es ſolte mir aber Leid ſeyn,<lb/>
wenn ich dich in deiner Ruhe ſtoͤhrete:</hi></p><lb/><p>Hierauf antwortete der</p><lb/><p><hirendition="#fr">Geiſt des</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Lemilii</hi>:</hi><hirendition="#fr">Jch bin uͤber deinen<lb/>
Zuſpruch mit einem ſolchen Vergnuͤgen uͤber-<lb/>ſchuͤttet, als nur immermehr ein Geiſt em-<lb/>
pfinden kan, und wovon die Sterblichen<lb/>
gantz und gar nichts wiſſen, oder empfinden<lb/>
koͤnnen; Allein!</hi> (ſprach der verdammte Geiſt)<lb/><hirendition="#fr">wir wollen noch ein mehreres mit einan-<lb/>
der reden, darum folge mir nach.</hi></p><lb/><p>Demnach faſſeten ſich beyde Geiſter-Perſo-<lb/>
nen an die Haͤnde, und giengen in den groſſen<lb/>
Garten, allwo ſie unter beſtaͤndigem Geſpraͤch nicht<lb/>
anders thaten, als ob es in der ſchoͤnſten Fruͤhlings-<lb/>
Zeit geweſen waͤre.</p><lb/><p>Meine Gefaͤhrden folgten mir getreulich auf<lb/>
dem Fuſſe nach, und haben mit angehoͤret, was<lb/>
dieſe verfluchten Geiſter vor erſtaunliche Worte<lb/>
mit einander gewechſelt; Sie haben auch ihre<lb/>
Ausſage nach der Zeit redlich gethan, und dieſelbe<lb/>
recht mit einem coͤrperlichen Eyde bekraͤfftiget,<lb/>
wovon ich jetzo, da ich doch noch vielmehr gehoͤret<lb/>
und verſtanden, als ſie, eben keine weitlaͤufftige<lb/>
Wiederhohlung thun will, weil es ſchon in unſer<lb/><hirendition="#aq">Archiv ad Acta</hi> gebracht iſt.</p><lb/><p>Jch fahre nun aber in der Geſchichts-Erzeh-<lb/>
lung weiter fort, und berichte, (weilen ich wegen<lb/>
Anweſenheit vieler unverſtaͤndigen und unmuͤn-<lb/>
digen auch <hirendition="#aq">ſuperſtitiõ</hi>ſen Leutchen kein beſonders<lb/>
Lerm ſtifften will, biß der Ausgang ſo gar biß<lb/><fwplace="bottom"type="catch">auf</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[342/0352]
Don Juans Geiſt: Jch halte mein Wort,
dich zu beſuchen, es ſolte mir aber Leid ſeyn,
wenn ich dich in deiner Ruhe ſtoͤhrete:
Hierauf antwortete der
Geiſt des Lemilii: Jch bin uͤber deinen
Zuſpruch mit einem ſolchen Vergnuͤgen uͤber-
ſchuͤttet, als nur immermehr ein Geiſt em-
pfinden kan, und wovon die Sterblichen
gantz und gar nichts wiſſen, oder empfinden
koͤnnen; Allein! (ſprach der verdammte Geiſt)
wir wollen noch ein mehreres mit einan-
der reden, darum folge mir nach.
Demnach faſſeten ſich beyde Geiſter-Perſo-
nen an die Haͤnde, und giengen in den groſſen
Garten, allwo ſie unter beſtaͤndigem Geſpraͤch nicht
anders thaten, als ob es in der ſchoͤnſten Fruͤhlings-
Zeit geweſen waͤre.
Meine Gefaͤhrden folgten mir getreulich auf
dem Fuſſe nach, und haben mit angehoͤret, was
dieſe verfluchten Geiſter vor erſtaunliche Worte
mit einander gewechſelt; Sie haben auch ihre
Ausſage nach der Zeit redlich gethan, und dieſelbe
recht mit einem coͤrperlichen Eyde bekraͤfftiget,
wovon ich jetzo, da ich doch noch vielmehr gehoͤret
und verſtanden, als ſie, eben keine weitlaͤufftige
Wiederhohlung thun will, weil es ſchon in unſer
Archiv ad Acta gebracht iſt.
Jch fahre nun aber in der Geſchichts-Erzeh-
lung weiter fort, und berichte, (weilen ich wegen
Anweſenheit vieler unverſtaͤndigen und unmuͤn-
digen auch ſuperſtitiõſen Leutchen kein beſonders
Lerm ſtifften will, biß der Ausgang ſo gar biß
auf
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/352>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.