der Kirche verschwanden. Worauf wir Wage- hälse erstlich einander noch einmahl ansahen, her- nach aber noch vor der Kirche zu Herr M. Schmel- tzern, sodann auch zu dem Regenten uns verfüg- ten, und ihnen alles erzehleten, was uns begegnet war, anbey bathen, dieserwegen der Gemeine nicht sogleich die Ohren zu füllen, worinnen sie uns, sonderlich der Schwachen und Blödsinnigen we- gen, auch den grösten Beyfall gaben, so, daß die allerwenigsten von allen unsern Jnsulanern etwas darvon erfuhren, was unter uns vorgegangen war.
Wenige Tage hernach verfügte ich mich mit Mons. Litzbergen, Mons. Cramern, meinen zwey- en in der Gefahr gehabten Beyständen, hiernächst in Gesellschafft noch mehrerer hertzhaffter Leute, aber- mahls in 2. Booten hinüber auf die Jnsul Klein- Felsenburg, um zu vernehmen, was etwa allda in- zwischen vorgegangen wäre. Unsere Gäste waren recht ungemein erfreuet, uns wieder zu sehen, und da wir ihnen noch eine und andere Nothwendigkeiten und Bedürffnissen mitbrachten, beklagten sie sich mit recht traurigen Geberden darüber, daß wir sie mit allzu vielen Wohlthaten fast überhäufften. Da wir aber weiter nach ihrem Zustande und Lebens- Art fragten, konten sie nicht von Wunder genung sagen, was ihnen vor seltsame Streiche passirten, denn ohngeachtet sie bey Tage gantz vergnügt und ruhig lebten, inmassen allezeit ihrer 4. arbeiteten, der 5te. aber Wechselsweise die Küche, den Fischfang und dergleichen besorgen müste, so würden sie des Nachts um so viel desto hefftiger gehudelt, nicht al- lein von den verzweiffelten Affen und so genannten
Minions,
der Kirche verſchwanden. Worauf wir Wage- haͤlſe erſtlich einander noch einmahl anſahen, her- nach aber noch vor der Kirche zu Herr M. Schmel- tzern, ſodann auch zu dem Regenten uns verfuͤg- ten, und ihnen alles erzehleten, was uns begegnet war, anbey bathen, dieſerwegen der Gemeine nicht ſogleich die Ohren zu fuͤllen, worinnen ſie uns, ſonderlich der Schwachen und Bloͤdſinnigen we- gen, auch den groͤſten Beyfall gaben, ſo, daß die allerwenigſten von allen unſern Jnſulanern etwas darvon erfuhren, was unter uns vorgegangen war.
Wenige Tage hernach verfuͤgte ich mich mit Monſ. Litzbergen, Monſ. Cramern, meinen zwey- en in der Gefahr gehabten Beyſtaͤnden, hiernaͤchſt in Geſellſchafft noch mehrerer hertzhaffter Leute, aber- mahls in 2. Booten hinuͤber auf die Jnſul Klein- Felſenburg, um zu vernehmen, was etwa allda in- zwiſchen vorgegangen waͤre. Unſere Gaͤſte waren recht ungemein erfreuet, uns wieder zu ſehen, und da wir ihnen noch eine und andere Nothwendigkeiten und Beduͤrffniſſen mitbrachten, beklagten ſie ſich mit recht traurigen Geberden daruͤber, daß wir ſie mit allzu vielen Wohlthaten faſt uͤberhaͤufften. Da wir aber weiter nach ihrem Zuſtande und Lebens- Art fragten, konten ſie nicht von Wunder genung ſagen, was ihnen vor ſeltſame Streiche paſſirten, denn ohngeachtet ſie bey Tage gantz vergnuͤgt und ruhig lebten, inmaſſen allezeit ihrer 4. arbeiteten, der 5te. aber Wechſelsweiſe die Kuͤche, den Fiſchfang und dergleichen beſorgen muͤſte, ſo wuͤrden ſie des Nachts um ſo viel deſto hefftiger gehudelt, nicht al- lein von den verzweiffelten Affen und ſo genannten
Minions,
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der Kirche verſchwanden. Worauf wir Wage-
haͤlſe erſtlich einander noch einmahl anſahen, her-
nach aber noch vor der Kirche zu Herr M. Schmel-
tzern, ſodann auch zu dem Regenten uns verfuͤg-
ten, und ihnen alles erzehleten, was uns begegnet
war, anbey bathen, dieſerwegen der Gemeine
nicht ſogleich die Ohren zu fuͤllen, worinnen ſie uns,
ſonderlich der Schwachen und Bloͤdſinnigen we-
gen, auch den groͤſten Beyfall gaben, ſo, daß die
allerwenigſten von allen unſern Jnſulanern etwas
darvon erfuhren, was unter uns vorgegangen war.
Wenige Tage hernach verfuͤgte ich mich mit
Monſ. Litzbergen, Monſ. Cramern, meinen zwey-
en in der Gefahr gehabten Beyſtaͤnden, hiernaͤchſt in
Geſellſchafft noch mehrerer hertzhaffter Leute, aber-
mahls in 2. Booten hinuͤber auf die Jnſul Klein-
Felſenburg, um zu vernehmen, was etwa allda in-
zwiſchen vorgegangen waͤre. Unſere Gaͤſte waren
recht ungemein erfreuet, uns wieder zu ſehen, und da
wir ihnen noch eine und andere Nothwendigkeiten
und Beduͤrffniſſen mitbrachten, beklagten ſie ſich mit
recht traurigen Geberden daruͤber, daß wir ſie mit
allzu vielen Wohlthaten faſt uͤberhaͤufften. Da
wir aber weiter nach ihrem Zuſtande und Lebens-
Art fragten, konten ſie nicht von Wunder genung
ſagen, was ihnen vor ſeltſame Streiche paſſirten,
denn ohngeachtet ſie bey Tage gantz vergnuͤgt und
ruhig lebten, inmaſſen allezeit ihrer 4. arbeiteten,
der 5te. aber Wechſelsweiſe die Kuͤche, den Fiſchfang
und dergleichen beſorgen muͤſte, ſo wuͤrden ſie des
Nachts um ſo viel deſto hefftiger gehudelt, nicht al-
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/354>, abgerufen am 25.11.2024.
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