Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

meine vertrauten Freunde abgeredter Maassen an-
traf, mit ihnen noch fernere Abrede nahm, daß
ich mich an des verfluchten Lemilii Schand-Seu-
le postiren wolte; sie aber möchten sich darum
vergleichen, welcher unter ihnen bey den beyden
Pyramiden Alberti Julii I. und der Concordiae
als unseren Uhr-Eltern, ihnen zu Ehren, Schild-
wacht halten wolte, indem wir solcher Gestalt alle
3. nur auf wenige Schritte von einander entfernet
wären, und bey jetzigem vortreflichen Mondenschei-
ne, einer dem andern fast das weisse im Auge er-
kennen könte, wessentwegen wir denn auch gantz
und gar keine Ursache uns zu fürchten hätten, zu-
mahlen, da wir uns insgesammt in den Schutz
unsers allmächtigen GOttes befohlen, als welcher
den Satan dergestalt binden könte, daß er uns,
die wir als getauffte Christen ohne dem die Herr-
schafft über den Satan und sein gantzes höllisches
Heer hätten, auch nicht die kleineste Haar unsers
Haupts zu krümmen vermögend sey.

Nun weiß ich mich zwar, als ein guter Christ,
sehr wohl zu bescheiden, daß GOtt seinen Schutz
und Schirm nur denjenigen versprochen, die auf
ihren Berufs-Wegen bleiben und nicht etwa extra-
vagir
en; wie mir denn dieses von unsern Herrn
Geistlichen nachdrücklich genug vorgestellet wur-
de; Allein diese Sache hatte gantz eine andere
Beschaffenheit, wovon ich eben jetzo nicht viel
Worte machen will, weilen sonsten befürchten
müste, daß einer oder anderer Blödsinniger unter
uns vielleicht auf die Gedancken gerathen möchte,
ich wäre etwa eben um dieselbe Zeit ein Fanaticus,

Mania-
(y) 2

meine vertrauten Freunde abgeredter Maaſſen an-
traf, mit ihnen noch fernere Abrede nahm, daß
ich mich an des verfluchten Lemilii Schand-Seu-
le poſtiren wolte; ſie aber moͤchten ſich darum
vergleichen, welcher unter ihnen bey den beyden
Pyramiden Alberti Julii I. und der Concordiæ
als unſeren Uhr-Eltern, ihnen zu Ehren, Schild-
wacht halten wolte, indem wir ſolcher Geſtalt alle
3. nur auf wenige Schritte von einander entfernet
waͤren, und bey jetzigem vortreflichen Mondenſchei-
ne, einer dem andern faſt das weiſſe im Auge er-
kennen koͤnte, weſſentwegen wir denn auch gantz
und gar keine Urſache uns zu fuͤrchten haͤtten, zu-
mahlen, da wir uns insgeſammt in den Schutz
unſers allmaͤchtigen GOttes befohlen, als welcher
den Satan dergeſtalt binden koͤnte, daß er uns,
die wir als getauffte Chriſten ohne dem die Herr-
ſchafft uͤber den Satan und ſein gantzes hoͤlliſches
Heer haͤtten, auch nicht die kleineſte Haar unſers
Haupts zu kruͤmmen vermoͤgend ſey.

Nun weiß ich mich zwar, als ein guter Chriſt,
ſehr wohl zu beſcheiden, daß GOtt ſeinen Schutz
und Schirm nur denjenigen verſprochen, die auf
ihren Berufs-Wegen bleiben und nicht etwa extra-
vagir
en; wie mir denn dieſes von unſern Herrn
Geiſtlichen nachdruͤcklich genug vorgeſtellet wur-
de; Allein dieſe Sache hatte gantz eine andere
Beſchaffenheit, wovon ich eben jetzo nicht viel
Worte machen will, weilen ſonſten befuͤrchten
muͤſte, daß einer oder anderer Bloͤdſinniger unter
uns vielleicht auf die Gedancken gerathen moͤchte,
ich waͤre etwa eben um dieſelbe Zeit ein Fanaticus,

Mania-
(y) 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0349" n="339"/>
meine vertrauten Freunde abgeredter Maa&#x017F;&#x017F;en an-<lb/>
traf, mit ihnen noch fernere Abrede nahm, daß<lb/>
ich mich an des verfluchten <hi rendition="#aq">Lemilii</hi> Schand-Seu-<lb/>
le <hi rendition="#aq">po&#x017F;tir</hi>en wolte; &#x017F;ie aber mo&#x0364;chten &#x017F;ich darum<lb/>
vergleichen, welcher unter ihnen bey den beyden<lb/>
Pyramiden <hi rendition="#aq">Alberti Julii I.</hi> und der <hi rendition="#aq">Concordiæ</hi><lb/>
als un&#x017F;eren Uhr-Eltern, ihnen zu Ehren, Schild-<lb/>
wacht halten wolte, indem wir &#x017F;olcher Ge&#x017F;talt alle<lb/>
3. nur auf wenige Schritte von einander entfernet<lb/>
wa&#x0364;ren, und bey jetzigem vortreflichen Monden&#x017F;chei-<lb/>
ne, einer dem andern fa&#x017F;t das wei&#x017F;&#x017F;e im Auge er-<lb/>
kennen ko&#x0364;nte, we&#x017F;&#x017F;entwegen wir denn auch gantz<lb/>
und gar keine Ur&#x017F;ache uns zu fu&#x0364;rchten ha&#x0364;tten, zu-<lb/>
mahlen, da wir uns insge&#x017F;ammt in den Schutz<lb/>
un&#x017F;ers allma&#x0364;chtigen GOttes befohlen, als welcher<lb/>
den Satan derge&#x017F;talt binden ko&#x0364;nte, daß er uns,<lb/>
die wir als getauffte Chri&#x017F;ten ohne dem die Herr-<lb/>
&#x017F;chafft u&#x0364;ber den Satan und &#x017F;ein gantzes ho&#x0364;lli&#x017F;ches<lb/>
Heer ha&#x0364;tten, auch nicht die kleine&#x017F;te Haar un&#x017F;ers<lb/>
Haupts zu kru&#x0364;mmen vermo&#x0364;gend &#x017F;ey.</p><lb/>
        <p>Nun weiß ich mich zwar, als ein guter Chri&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;ehr wohl zu be&#x017F;cheiden, daß GOtt &#x017F;einen Schutz<lb/>
und Schirm nur denjenigen ver&#x017F;prochen, die auf<lb/>
ihren Berufs-Wegen bleiben und nicht etwa <hi rendition="#aq">extra-<lb/>
vagir</hi>en; wie mir denn die&#x017F;es von un&#x017F;ern Herrn<lb/>
Gei&#x017F;tlichen nachdru&#x0364;cklich genug vorge&#x017F;tellet wur-<lb/>
de; Allein die&#x017F;e Sache hatte gantz eine andere<lb/>
Be&#x017F;chaffenheit, wovon ich eben jetzo nicht viel<lb/>
Worte machen will, weilen &#x017F;on&#x017F;ten befu&#x0364;rchten<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;te, daß einer oder anderer Blo&#x0364;d&#x017F;inniger unter<lb/>
uns vielleicht auf die Gedancken gerathen mo&#x0364;chte,<lb/>
ich wa&#x0364;re etwa eben um die&#x017F;elbe Zeit ein <hi rendition="#aq">Fanaticus,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(y) 2</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Mania-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[339/0349] meine vertrauten Freunde abgeredter Maaſſen an- traf, mit ihnen noch fernere Abrede nahm, daß ich mich an des verfluchten Lemilii Schand-Seu- le poſtiren wolte; ſie aber moͤchten ſich darum vergleichen, welcher unter ihnen bey den beyden Pyramiden Alberti Julii I. und der Concordiæ als unſeren Uhr-Eltern, ihnen zu Ehren, Schild- wacht halten wolte, indem wir ſolcher Geſtalt alle 3. nur auf wenige Schritte von einander entfernet waͤren, und bey jetzigem vortreflichen Mondenſchei- ne, einer dem andern faſt das weiſſe im Auge er- kennen koͤnte, weſſentwegen wir denn auch gantz und gar keine Urſache uns zu fuͤrchten haͤtten, zu- mahlen, da wir uns insgeſammt in den Schutz unſers allmaͤchtigen GOttes befohlen, als welcher den Satan dergeſtalt binden koͤnte, daß er uns, die wir als getauffte Chriſten ohne dem die Herr- ſchafft uͤber den Satan und ſein gantzes hoͤlliſches Heer haͤtten, auch nicht die kleineſte Haar unſers Haupts zu kruͤmmen vermoͤgend ſey. Nun weiß ich mich zwar, als ein guter Chriſt, ſehr wohl zu beſcheiden, daß GOtt ſeinen Schutz und Schirm nur denjenigen verſprochen, die auf ihren Berufs-Wegen bleiben und nicht etwa extra- vagiren; wie mir denn dieſes von unſern Herrn Geiſtlichen nachdruͤcklich genug vorgeſtellet wur- de; Allein dieſe Sache hatte gantz eine andere Beſchaffenheit, wovon ich eben jetzo nicht viel Worte machen will, weilen ſonſten befuͤrchten muͤſte, daß einer oder anderer Bloͤdſinniger unter uns vielleicht auf die Gedancken gerathen moͤchte, ich waͤre etwa eben um dieſelbe Zeit ein Fanaticus, Mania- (y) 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/349
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/349>, abgerufen am 26.05.2024.