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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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erkläreten: sie wolten niemanden nichts von der
Sache sagen, hergegen sich GOtt befehlen, und
fleißig beten, und mitgehen, wo ich sie hinführete,
da sie mich denn in der Mitten behalten, jedoch pro
forma
nur, ihr Ober-und Unter-Gewehr mit sich
tragen wolten; Jch versprach dergleichen zu thun,
ohngeachtet ich wohl wuste, daß bey dergleichen Be-
gebenheiten weder Ober-noch Unter-Gewehr viel
nützen kan; Nachhero aber wurde verabredet, zu
welcher Zeit und Stunde und auf welcher gewissen
Stelle wir alle dreye einander antreffen wolten.
Demnach hatte ich weiter nichts auf meinem Her-
tzen, als mich mit guter Manier von meiner Frau-
en abzuschleichen, weilen ich bereits merckte, daß
eine und andere Weiber-Klatschereyen entstanden
waren; allein dieses gieng gantz gut an, indem
mich der Regente zur Abend-Mahlzeit zu sich bit-
ten ließ, welches ich denn nicht absagen wolte, son-
dern mit meinem Vertrauten (an andern Orten
werden solche Personen Bedienten genennet) der
bekannter Maassen ein recht sehr artiger Felsenbur-
gischer Jüngling war, immer nach der Alberts-
Burg zugieng. Jedoch, da ich meine Gelegenheit
ersahe, und vermuthete, daß, da ich etwa allzu lan-
ge und über die, mit meinen Wagehälsen abgere-
dete Stunde, versäumen möchte, welche mit dem
Glocken-Schlage der 10ten Stunde, (so bald die
gröste Glocken-Uhr dieselbe nemlich angezeiget
hätte, bestimmt war) so machte ich mit besagten
meinem Vertrauten lincks um, marchirte mit
demselben gerades Weges nach dem Gottes-Acker
zu, da ich denn, weil ich auf der bestimmten Stelle

meine

erklaͤreten: ſie wolten niemanden nichts von der
Sache ſagen, hergegen ſich GOtt befehlen, und
fleißig beten, und mitgehen, wo ich ſie hinfuͤhrete,
da ſie mich denn in der Mitten behalten, jedoch pro
forma
nur, ihr Ober-und Unter-Gewehr mit ſich
tragen wolten; Jch verſprach dergleichen zu thun,
ohngeachtet ich wohl wuſte, daß bey dergleichen Be-
gebenheiten weder Ober-noch Unter-Gewehr viel
nuͤtzen kan; Nachhero aber wurde verabredet, zu
welcher Zeit und Stunde und auf welcher gewiſſen
Stelle wir alle dreye einander antreffen wolten.
Demnach hatte ich weiter nichts auf meinem Her-
tzen, als mich mit guter Manier von meiner Frau-
en abzuſchleichen, weilen ich bereits merckte, daß
eine und andere Weiber-Klatſchereyen entſtanden
waren; allein dieſes gieng gantz gut an, indem
mich der Regente zur Abend-Mahlzeit zu ſich bit-
ten ließ, welches ich denn nicht abſagen wolte, ſon-
dern mit meinem Vertrauten (an andern Orten
werden ſolche Perſonen Bedienten genennet) der
bekannter Maaſſen ein recht ſehr artiger Felſenbur-
giſcher Juͤngling war, immer nach der Alberts-
Burg zugieng. Jedoch, da ich meine Gelegenheit
erſahe, und vermuthete, daß, da ich etwa allzu lan-
ge und uͤber die, mit meinen Wagehaͤlſen abgere-
dete Stunde, verſaͤumen moͤchte, welche mit dem
Glocken-Schlage der 10ten Stunde, (ſo bald die
groͤſte Glocken-Uhr dieſelbe nemlich angezeiget
haͤtte, beſtimmt war) ſo machte ich mit beſagten
meinem Vertrauten lincks um, marchirte mit
demſelben gerades Weges nach dem Gottes-Acker
zu, da ich denn, weil ich auf der beſtimmten Stelle

meine
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[338/0348] erklaͤreten: ſie wolten niemanden nichts von der Sache ſagen, hergegen ſich GOtt befehlen, und fleißig beten, und mitgehen, wo ich ſie hinfuͤhrete, da ſie mich denn in der Mitten behalten, jedoch pro forma nur, ihr Ober-und Unter-Gewehr mit ſich tragen wolten; Jch verſprach dergleichen zu thun, ohngeachtet ich wohl wuſte, daß bey dergleichen Be- gebenheiten weder Ober-noch Unter-Gewehr viel nuͤtzen kan; Nachhero aber wurde verabredet, zu welcher Zeit und Stunde und auf welcher gewiſſen Stelle wir alle dreye einander antreffen wolten. Demnach hatte ich weiter nichts auf meinem Her- tzen, als mich mit guter Manier von meiner Frau- en abzuſchleichen, weilen ich bereits merckte, daß eine und andere Weiber-Klatſchereyen entſtanden waren; allein dieſes gieng gantz gut an, indem mich der Regente zur Abend-Mahlzeit zu ſich bit- ten ließ, welches ich denn nicht abſagen wolte, ſon- dern mit meinem Vertrauten (an andern Orten werden ſolche Perſonen Bedienten genennet) der bekannter Maaſſen ein recht ſehr artiger Felſenbur- giſcher Juͤngling war, immer nach der Alberts- Burg zugieng. Jedoch, da ich meine Gelegenheit erſahe, und vermuthete, daß, da ich etwa allzu lan- ge und uͤber die, mit meinen Wagehaͤlſen abgere- dete Stunde, verſaͤumen moͤchte, welche mit dem Glocken-Schlage der 10ten Stunde, (ſo bald die groͤſte Glocken-Uhr dieſelbe nemlich angezeiget haͤtte, beſtimmt war) ſo machte ich mit beſagten meinem Vertrauten lincks um, marchirte mit demſelben gerades Weges nach dem Gottes-Acker zu, da ich denn, weil ich auf der beſtimmten Stelle meine

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/348>, abgerufen am 26.05.2024.