Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

fassung unserer Jnsul aufs genaueste betrachtet und
untersucht hätten. So bald ihnen nun dieses rotunde
abgeschlagen wurde, wolte der Ansehnlichste unter
den 3. Vornehmsten, aus einem höhern Tone zu re-
den anfangen, indem er sagte: Was nicht in Güte zu
erlangen stünde, müste man mit Gewalt zu erhalten
suchen, denn sie ja als vernünfftige Menschen doch
wohl endlich mit der Zeit die Schlüssel, Thore,
Thüren und Pforten zu diesen Neste finden würden,
welches seinen Gedancken nach, doch wohl nicht et-
wa vor ein verwünschtes und verzaubertes Schloß
oder Burg zu halten sey. Wir musten diese Thor-
heit fast wider unsern Willen belachen, jedoch der
hitzige Herr gab nur einen Winck mit dem rechten
Arme, worauf augenblicklich, ohngefähr 30. biß
40. mit Ober und Unter-Gewehr wohlversehene
Männer aus der Chalouppe ins Wasser heraus
sprungen, wie die Wasser-Hunde, und sich zu
uns an das Land begaben. Wir hielten dieses vor
einen unbesonnenen, unnöthigen und desperaten
Streich, da sie sich aber, nachdem sie festen Fuß
gefasset, so zu sagen, in vollkommene Schlacht-Ord-
nung stelleten, gab Herr Wolffgang auch ein Zei-
chen von sich, da denn unsere 50. Mann der aller-
tapffersten und freywilligen Junggesellen aus der
Felsen-Klufft, die man biß jetzo ihm zu Ehren
noch den Wolffgangischen Wasser-Fall zu nen-
nen pflegt, in allerschönster Ordnung, ebenfalls
mit Ober und Unter-Gewehr wohl versehen, her-
aus rückten, und sich darstelleten, den Feinden die
Spitze zu biethen. Jch will eben das uhralte Sprich-
wort nicht mißbrauchen, und sagen, daß die Herrn

Feinde

faſſung unſerer Jnſul aufs genaueſte betrachtet und
unterſucht haͤtten. So bald ihnen nun dieſes rotunde
abgeſchlagen wurde, wolte der Anſehnlichſte unter
den 3. Vornehmſten, aus einem hoͤhern Tone zu re-
den anfangen, indem er ſagte: Was nicht in Guͤte zu
erlangen ſtuͤnde, muͤſte man mit Gewalt zu erhalten
ſuchen, denn ſie ja als vernuͤnfftige Menſchen doch
wohl endlich mit der Zeit die Schluͤſſel, Thore,
Thuͤren und Pforten zu dieſen Neſte finden wuͤrden,
welches ſeinen Gedancken nach, doch wohl nicht et-
wa vor ein verwuͤnſchtes und verzaubertes Schloß
oder Burg zu halten ſey. Wir muſten dieſe Thor-
heit faſt wider unſern Willen belachen, jedoch der
hitzige Herr gab nur einen Winck mit dem rechten
Arme, worauf augenblicklich, ohngefaͤhr 30. biß
40. mit Ober und Unter-Gewehr wohlverſehene
Maͤnner aus der Chalouppe ins Waſſer heraus
ſprungen, wie die Waſſer-Hunde, und ſich zu
uns an das Land begaben. Wir hielten dieſes vor
einen unbeſonnenen, unnoͤthigen und deſperaten
Streich, da ſie ſich aber, nachdem ſie feſten Fuß
gefaſſet, ſo zu ſagen, in vollkommene Schlacht-Ord-
nung ſtelleten, gab Herr Wolffgang auch ein Zei-
chen von ſich, da denn unſere 50. Mann der aller-
tapfferſten und freywilligen Junggeſellen aus der
Felſen-Klufft, die man biß jetzo ihm zu Ehren
noch den Wolffgangiſchen Waſſer-Fall zu nen-
nen pflegt, in allerſchoͤnſter Ordnung, ebenfalls
mit Ober und Unter-Gewehr wohl verſehen, her-
aus ruͤckten, und ſich darſtelleten, den Feinden die
Spitze zu biethen. Jch will eben das uhralte Sprich-
wort nicht mißbrauchen, und ſagen, daß die Herrn

Feinde
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0298" n="288"/>
fa&#x017F;&#x017F;ung un&#x017F;erer Jn&#x017F;ul aufs genaue&#x017F;te betrachtet und<lb/>
unter&#x017F;ucht ha&#x0364;tten. So bald ihnen nun die&#x017F;es <hi rendition="#aq">rotunde</hi><lb/>
abge&#x017F;chlagen wurde, wolte der An&#x017F;ehnlich&#x017F;te unter<lb/>
den 3. Vornehm&#x017F;ten, aus einem ho&#x0364;hern Tone zu re-<lb/>
den anfangen, indem er &#x017F;agte: Was nicht in Gu&#x0364;te zu<lb/>
erlangen &#x017F;tu&#x0364;nde, mu&#x0364;&#x017F;te man mit Gewalt zu erhalten<lb/>
&#x017F;uchen, denn &#x017F;ie ja als vernu&#x0364;nfftige Men&#x017F;chen doch<lb/>
wohl endlich mit der Zeit die Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el, Thore,<lb/>
Thu&#x0364;ren und Pforten zu die&#x017F;en Ne&#x017F;te finden wu&#x0364;rden,<lb/>
welches &#x017F;einen Gedancken nach, doch wohl nicht et-<lb/>
wa vor ein verwu&#x0364;n&#x017F;chtes und verzaubertes Schloß<lb/>
oder Burg zu halten &#x017F;ey. Wir mu&#x017F;ten die&#x017F;e Thor-<lb/>
heit fa&#x017F;t wider un&#x017F;ern Willen belachen, jedoch der<lb/>
hitzige Herr gab nur einen Winck mit dem rechten<lb/>
Arme, worauf augenblicklich, ohngefa&#x0364;hr 30. biß<lb/>
40. mit Ober und Unter-Gewehr wohlver&#x017F;ehene<lb/>
Ma&#x0364;nner aus der <hi rendition="#aq">Chalouppe</hi> ins Wa&#x017F;&#x017F;er heraus<lb/>
&#x017F;prungen, wie die Wa&#x017F;&#x017F;er-Hunde, und &#x017F;ich zu<lb/>
uns an das Land begaben. Wir hielten die&#x017F;es vor<lb/>
einen unbe&#x017F;onnenen, unno&#x0364;thigen und <hi rendition="#aq">de&#x017F;perat</hi>en<lb/>
Streich, da &#x017F;ie &#x017F;ich aber, nachdem &#x017F;ie fe&#x017F;ten Fuß<lb/>
gefa&#x017F;&#x017F;et, &#x017F;o zu &#x017F;agen, in vollkommene Schlacht-Ord-<lb/>
nung &#x017F;telleten, gab Herr Wolffgang auch ein Zei-<lb/>
chen von &#x017F;ich, da denn un&#x017F;ere 50. Mann der aller-<lb/>
tapffer&#x017F;ten und freywilligen Jungge&#x017F;ellen aus der<lb/>
Fel&#x017F;en-Klufft, die man biß jetzo ihm zu Ehren<lb/>
noch den <hi rendition="#fr">Wolffgangi&#x017F;chen Wa&#x017F;&#x017F;er-Fall</hi> zu nen-<lb/>
nen pflegt, in aller&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ter Ordnung, ebenfalls<lb/>
mit Ober und Unter-Gewehr wohl ver&#x017F;ehen, her-<lb/>
aus ru&#x0364;ckten, und &#x017F;ich dar&#x017F;telleten, den Feinden die<lb/>
Spitze zu biethen. Jch will eben das uhralte Sprich-<lb/>
wort nicht mißbrauchen, und &#x017F;agen, daß die Herrn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Feinde</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[288/0298] faſſung unſerer Jnſul aufs genaueſte betrachtet und unterſucht haͤtten. So bald ihnen nun dieſes rotunde abgeſchlagen wurde, wolte der Anſehnlichſte unter den 3. Vornehmſten, aus einem hoͤhern Tone zu re- den anfangen, indem er ſagte: Was nicht in Guͤte zu erlangen ſtuͤnde, muͤſte man mit Gewalt zu erhalten ſuchen, denn ſie ja als vernuͤnfftige Menſchen doch wohl endlich mit der Zeit die Schluͤſſel, Thore, Thuͤren und Pforten zu dieſen Neſte finden wuͤrden, welches ſeinen Gedancken nach, doch wohl nicht et- wa vor ein verwuͤnſchtes und verzaubertes Schloß oder Burg zu halten ſey. Wir muſten dieſe Thor- heit faſt wider unſern Willen belachen, jedoch der hitzige Herr gab nur einen Winck mit dem rechten Arme, worauf augenblicklich, ohngefaͤhr 30. biß 40. mit Ober und Unter-Gewehr wohlverſehene Maͤnner aus der Chalouppe ins Waſſer heraus ſprungen, wie die Waſſer-Hunde, und ſich zu uns an das Land begaben. Wir hielten dieſes vor einen unbeſonnenen, unnoͤthigen und deſperaten Streich, da ſie ſich aber, nachdem ſie feſten Fuß gefaſſet, ſo zu ſagen, in vollkommene Schlacht-Ord- nung ſtelleten, gab Herr Wolffgang auch ein Zei- chen von ſich, da denn unſere 50. Mann der aller- tapfferſten und freywilligen Junggeſellen aus der Felſen-Klufft, die man biß jetzo ihm zu Ehren noch den Wolffgangiſchen Waſſer-Fall zu nen- nen pflegt, in allerſchoͤnſter Ordnung, ebenfalls mit Ober und Unter-Gewehr wohl verſehen, her- aus ruͤckten, und ſich darſtelleten, den Feinden die Spitze zu biethen. Jch will eben das uhralte Sprich- wort nicht mißbrauchen, und ſagen, daß die Herrn Feinde

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/298
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/298>, abgerufen am 26.05.2024.