darunter befindlich waren, die jedoch sonderlich mit dem Hand-Schieß-Gewehr unvergleichlich wohl umzugehen wusten; Jedoch, da ich ohne dem zum Voraus wohl wuste, daß es mit unsern Feinden nicht zum Hand-Gemenge kommen wür- de, machte ich mir nur einen heimlichen Spaß und Lust daraus.
Auser diesen hatte sich ein starckes Regiment Frauenzimmer zusammen geschlagen, so wohl Weiber als Jungfrauen, welches die Madame de Blac als Obristin commandirte, und ihre wohl ausgesuchten Subalternen um und neben sich hat- te. Es war dieses in meinen Ohren erstlich eine lächerliche Historie, ohngeachtet meine eigene Frau, da sie vielleicht Zeit-Lebens keinen todten Hund gesehen, einen Hauptmanns-Platz erworben, um eine gantze Compagnie von 200. und mehr Frau- enzimmern anzuführen. Wie gesagt, es kam nicht allein mir, sondern auch vielen andern recht lächer- lich vor, solches von diesen Amazoninnen zu hören; die aber, so bald sie dieses gemerckt, daß wir uns über sie aufhielten, um so viel desto hitziger und begieriger wurden, ihren Willen vor dißmahl zu haben, weßwegen man denn binnen wenig Tagen das gantze Regiment Frauenzimmer in artiger und sehr netter Forme vor sich stehen sahe.
Jhr Ober-Kleid war von leichten Zeuge, und zwar himmelblau, gefärbter gedoppelter Lei- newand, oder, wie man es nennen will, Barchent, mit gelben Schnüren; das Camisol aber rosen- farbe, mit weissen Schnüren verbrähmt, und der Schurtz eben so, wie in Deutschland ein gewöhn-
licher
darunter befindlich waren, die jedoch ſonderlich mit dem Hand-Schieß-Gewehr unvergleichlich wohl umzugehen wuſten; Jedoch, da ich ohne dem zum Voraus wohl wuſte, daß es mit unſern Feinden nicht zum Hand-Gemenge kommen wuͤr- de, machte ich mir nur einen heimlichen Spaß und Luſt daraus.
Auſer dieſen hatte ſich ein ſtarckes Regiment Frauenzimmer zuſammen geſchlagen, ſo wohl Weiber als Jungfrauen, welches die Madame de Blac als Obriſtin commandirte, und ihre wohl ausgeſuchten Subalternen um und neben ſich hat- te. Es war dieſes in meinen Ohren erſtlich eine laͤcherliche Hiſtorie, ohngeachtet meine eigene Frau, da ſie vielleicht Zeit-Lebens keinen todten Hund geſehen, einen Hauptmanns-Platz erworben, um eine gantze Compagnie von 200. und mehr Frau- enzimmern anzufuͤhren. Wie geſagt, es kam nicht allein mir, ſondern auch vielen andern recht laͤcher- lich vor, ſolches von dieſen Amazoninnen zu hoͤren; die aber, ſo bald ſie dieſes gemerckt, daß wir uns uͤber ſie aufhielten, um ſo viel deſto hitziger und begieriger wurden, ihren Willen vor dißmahl zu haben, weßwegen man denn binnen wenig Tagen das gantze Regiment Frauenzimmer in artiger und ſehr netter Forme vor ſich ſtehen ſahe.
Jhr Ober-Kleid war von leichten Zeuge, und zwar himmelblau, gefaͤrbter gedoppelter Lei- newand, oder, wie man es nennen will, Barchent, mit gelben Schnuͤren; das Camiſol aber roſen- farbe, mit weiſſen Schnuͤren verbraͤhmt, und der Schurtz eben ſo, wie in Deutſchland ein gewoͤhn-
licher
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0281"n="271"/>
darunter befindlich waren, die jedoch ſonderlich<lb/>
mit dem Hand-Schieß-Gewehr unvergleichlich<lb/>
wohl umzugehen wuſten; Jedoch, da ich ohne<lb/>
dem zum Voraus wohl wuſte, daß es mit unſern<lb/>
Feinden nicht zum Hand-Gemenge kommen wuͤr-<lb/>
de, machte ich mir nur einen heimlichen Spaß und<lb/>
Luſt daraus.</p><lb/><p>Auſer dieſen hatte ſich ein ſtarckes <hirendition="#aq">Regiment</hi><lb/>
Frauenzimmer zuſammen geſchlagen, ſo wohl<lb/>
Weiber als Jungfrauen, welches die <hirendition="#aq">Madame<lb/>
de</hi> Blac als Obriſtin <hirendition="#aq">commandir</hi>te, und ihre wohl<lb/>
ausgeſuchten <hirendition="#aq">Subaltern</hi>en um und neben ſich hat-<lb/>
te. Es war dieſes in meinen Ohren erſtlich eine<lb/>
laͤcherliche Hiſtorie, ohngeachtet meine eigene Frau,<lb/>
da ſie vielleicht Zeit-Lebens keinen todten Hund<lb/>
geſehen, einen Hauptmanns-Platz erworben, um<lb/>
eine gantze <hirendition="#aq">Compagnie</hi> von 200. und mehr Frau-<lb/>
enzimmern anzufuͤhren. Wie geſagt, es kam nicht<lb/>
allein mir, ſondern auch vielen andern recht laͤcher-<lb/>
lich vor, ſolches von dieſen Amazoninnen zu hoͤren;<lb/>
die aber, ſo bald ſie dieſes gemerckt, daß wir uns<lb/>
uͤber ſie aufhielten, um ſo viel deſto hitziger und<lb/>
begieriger wurden, ihren Willen vor dißmahl zu<lb/>
haben, weßwegen man denn binnen wenig Tagen<lb/>
das gantze <hirendition="#aq">Regiment</hi> Frauenzimmer in artiger<lb/>
und ſehr netter Forme vor ſich ſtehen ſahe.</p><lb/><p>Jhr Ober-Kleid war von leichten Zeuge,<lb/>
und zwar himmelblau, gefaͤrbter gedoppelter Lei-<lb/>
newand, oder, wie man es nennen will, Barchent,<lb/>
mit gelben Schnuͤren; das Camiſol aber roſen-<lb/>
farbe, mit weiſſen Schnuͤren verbraͤhmt, und der<lb/>
Schurtz eben ſo, wie in Deutſchland ein gewoͤhn-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">licher</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[271/0281]
darunter befindlich waren, die jedoch ſonderlich
mit dem Hand-Schieß-Gewehr unvergleichlich
wohl umzugehen wuſten; Jedoch, da ich ohne
dem zum Voraus wohl wuſte, daß es mit unſern
Feinden nicht zum Hand-Gemenge kommen wuͤr-
de, machte ich mir nur einen heimlichen Spaß und
Luſt daraus.
Auſer dieſen hatte ſich ein ſtarckes Regiment
Frauenzimmer zuſammen geſchlagen, ſo wohl
Weiber als Jungfrauen, welches die Madame
de Blac als Obriſtin commandirte, und ihre wohl
ausgeſuchten Subalternen um und neben ſich hat-
te. Es war dieſes in meinen Ohren erſtlich eine
laͤcherliche Hiſtorie, ohngeachtet meine eigene Frau,
da ſie vielleicht Zeit-Lebens keinen todten Hund
geſehen, einen Hauptmanns-Platz erworben, um
eine gantze Compagnie von 200. und mehr Frau-
enzimmern anzufuͤhren. Wie geſagt, es kam nicht
allein mir, ſondern auch vielen andern recht laͤcher-
lich vor, ſolches von dieſen Amazoninnen zu hoͤren;
die aber, ſo bald ſie dieſes gemerckt, daß wir uns
uͤber ſie aufhielten, um ſo viel deſto hitziger und
begieriger wurden, ihren Willen vor dißmahl zu
haben, weßwegen man denn binnen wenig Tagen
das gantze Regiment Frauenzimmer in artiger
und ſehr netter Forme vor ſich ſtehen ſahe.
Jhr Ober-Kleid war von leichten Zeuge,
und zwar himmelblau, gefaͤrbter gedoppelter Lei-
newand, oder, wie man es nennen will, Barchent,
mit gelben Schnuͤren; das Camiſol aber roſen-
farbe, mit weiſſen Schnuͤren verbraͤhmt, und der
Schurtz eben ſo, wie in Deutſchland ein gewoͤhn-
licher
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/281>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.