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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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licher Läuffer-Schurtz, nebst den Bein-Kleidern,
vom weissen Barchent, und mit gelben Schnüren
bordirt. Auch hatten sie sich rothe lederne Stie-
feln machen lassen, worüber ich mich gantz beson-
ders wunderte, daß sie dieselben binnen so kurtzer
Frist fertig kriegen können, indem sie dieselben,
wie ich nachhero erfahren, selbst verfertigen helffen,
und weder Tag noch Nacht gefeyert, biß die gantze
Montur vollkommen fertig gewesen. Zur Bede-
ckung des Haupts hatte eine jede eine hohe Mütze
auf, welche mit denen in Deutschland und anderer
Orten üblichen Granadier-Mützen, oder, besser
zu sagen, Abts-Mützen eine starcke Gleichheit hat-
ten, ohngeachtet sie dergleichen Tracht Zeit ihres
Lebens niemahls gesehen.

Allein, mein werthester Hr. Bruder kan ja
leichtlich nachsinnen, daß unsere Hn. Europaeischen
Landes-Leute diese gantze Comoedie angestifftet,
und ich schäme mich nur vorjetzo diejenigen mit
Nahmen zu nennen, welche vielleicht die Haupt-
Ursächer davon gewesen seyn mögen. Mit dem
allen aber war es eine unvergleichliche Lust, dieses
wohlansehnliche Regiment zu Fuß, (und NB.
nicht zu Pferde) in Parade stehen zu sehen, denn
erstlich guckten gemeiniglich unter der schwartzen
Haube, oder so genannten Granadier-Mütze ein
Paar charmante Augen hervor, welche, dem An-
sehen nach, rechte feurige Pfeile in sich führeten,
um ihren Feind damit zu verletzen. Das eintzige,
was ich an ihnen auszusetzen hatte, war dieses, daß
sie keine schwartzen grossen Schnurr-Bärter füh-
reten; Allein diesen Fehler ersetzte entweder ein

Alaba-

licher Laͤuffer-Schurtz, nebſt den Bein-Kleidern,
vom weiſſen Barchent, und mit gelben Schnuͤren
bordirt. Auch hatten ſie ſich rothe lederne Stie-
feln machen laſſen, woruͤber ich mich gantz beſon-
ders wunderte, daß ſie dieſelben binnen ſo kurtzer
Friſt fertig kriegen koͤnnen, indem ſie dieſelben,
wie ich nachhero erfahren, ſelbſt verfertigen helffen,
und weder Tag noch Nacht gefeyert, biß die gantze
Montur vollkommen fertig geweſen. Zur Bede-
ckung des Haupts hatte eine jede eine hohe Muͤtze
auf, welche mit denen in Deutſchland und anderer
Orten uͤblichen Granadier-Muͤtzen, oder, beſſer
zu ſagen, Abts-Muͤtzen eine ſtarcke Gleichheit hat-
ten, ohngeachtet ſie dergleichen Tracht Zeit ihres
Lebens niemahls geſehen.

Allein, mein wertheſter Hr. Bruder kan ja
leichtlich nachſinnen, daß unſere Hn. Europæiſchen
Landes-Leute dieſe gantze Comœdie angeſtifftet,
und ich ſchaͤme mich nur vorjetzo diejenigen mit
Nahmen zu nennen, welche vielleicht die Haupt-
Urſaͤcher davon geweſen ſeyn moͤgen. Mit dem
allen aber war es eine unvergleichliche Luſt, dieſes
wohlanſehnliche Regiment zu Fuß, (und NB.
nicht zu Pferde) in Parade ſtehen zu ſehen, denn
erſtlich guckten gemeiniglich unter der ſchwartzen
Haube, oder ſo genannten Granadier-Muͤtze ein
Paar charmante Augen hervor, welche, dem An-
ſehen nach, rechte feurige Pfeile in ſich fuͤhreten,
um ihren Feind damit zu verletzen. Das eintzige,
was ich an ihnen auszuſetzen hatte, war dieſes, daß
ſie keine ſchwartzen groſſen Schnurr-Baͤrter fuͤh-
reten; Allein dieſen Fehler erſetzte entweder ein

Alaba-
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[272/0282] licher Laͤuffer-Schurtz, nebſt den Bein-Kleidern, vom weiſſen Barchent, und mit gelben Schnuͤren bordirt. Auch hatten ſie ſich rothe lederne Stie- feln machen laſſen, woruͤber ich mich gantz beſon- ders wunderte, daß ſie dieſelben binnen ſo kurtzer Friſt fertig kriegen koͤnnen, indem ſie dieſelben, wie ich nachhero erfahren, ſelbſt verfertigen helffen, und weder Tag noch Nacht gefeyert, biß die gantze Montur vollkommen fertig geweſen. Zur Bede- ckung des Haupts hatte eine jede eine hohe Muͤtze auf, welche mit denen in Deutſchland und anderer Orten uͤblichen Granadier-Muͤtzen, oder, beſſer zu ſagen, Abts-Muͤtzen eine ſtarcke Gleichheit hat- ten, ohngeachtet ſie dergleichen Tracht Zeit ihres Lebens niemahls geſehen. Allein, mein wertheſter Hr. Bruder kan ja leichtlich nachſinnen, daß unſere Hn. Europæiſchen Landes-Leute dieſe gantze Comœdie angeſtifftet, und ich ſchaͤme mich nur vorjetzo diejenigen mit Nahmen zu nennen, welche vielleicht die Haupt- Urſaͤcher davon geweſen ſeyn moͤgen. Mit dem allen aber war es eine unvergleichliche Luſt, dieſes wohlanſehnliche Regiment zu Fuß, (und NB. nicht zu Pferde) in Parade ſtehen zu ſehen, denn erſtlich guckten gemeiniglich unter der ſchwartzen Haube, oder ſo genannten Granadier-Muͤtze ein Paar charmante Augen hervor, welche, dem An- ſehen nach, rechte feurige Pfeile in ſich fuͤhreten, um ihren Feind damit zu verletzen. Das eintzige, was ich an ihnen auszuſetzen hatte, war dieſes, daß ſie keine ſchwartzen groſſen Schnurr-Baͤrter fuͤh- reten; Allein dieſen Fehler erſetzte entweder ein Alaba-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/282>, abgerufen am 19.05.2024.