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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Redlichkeit gegen seinen bedrängten Nächsten, so
zu sagen, aus den Augen leuchtete, aufs allerweh-
müthigste mich nicht in die Hände der Portugie-
sen kommen zu lassen, sondern mir die Gefälligkeit
zu erweisen, und mich so wohl als meinen Zube-
hör aufs Vorgebürge der guten Hoffnung mit
sich zu nehmen, als von dannen ich mich denn schon
weiter nach einer gewissen Ost-Jndischen Jnsul zu
kommen getrauete, allwo mein seeliger Mann im
Nahmen seiner Principalen ungemein starcke
Geld-Posten einzuheben, auch deßfalls ein Blan-
quet
zur Vollmacht bekommen, welches er mir
unter seinen Schrifften hinterlassen hatte. Es
versprach mir jetzt gemeldter Capitain Horn zwar,
mich um weiter nichts zu bekümmern, sondern
versicherte mich mit nächsten, so bald es nemlich
möglich wäre, auf das Cap zu bringen, allein in
diesem Stücke muß ich ihn, wiewohl mit frölichem
und vergnügtem Hertzen einer Unwahrheit beschul-
digen, indem er mich an Statt des Möhrischen
Vorgebürges an diesen angenehmen Ort gebracht,
allwo ich den Himmel, oder so zu sagen, nur eine
der besten Haupt-Cammern des Himmels auf
dem Erdboden angetroffen, und mich nunmehro
Zeit meines Lebens von dieser glückseeligen Jnsul
nicht wünschen will, wenn einer von den vornehm-
sten Einwohnern derselben mir nur das Glück
gönnen will, mich als eine Magd, oder Kinder-
Magd bey sich zu behalten, denn ich bin, ohne eitlen
Ruhm zu melden, geschickt, nicht nur die sauber-
sten Sachen mit der Neh-Nadel zu verfertigen,
sondern weiß auch mit Spitzen-machen, Weben,

Spin-

Redlichkeit gegen ſeinen bedraͤngten Naͤchſten, ſo
zu ſagen, aus den Augen leuchtete, aufs allerweh-
muͤthigſte mich nicht in die Haͤnde der Portugie-
ſen kommen zu laſſen, ſondern mir die Gefaͤlligkeit
zu erweiſen, und mich ſo wohl als meinen Zube-
hoͤr aufs Vorgebuͤrge der guten Hoffnung mit
ſich zu nehmen, als von dannen ich mich denn ſchon
weiter nach einer gewiſſen Oſt-Jndiſchen Jnſul zu
kommen getrauete, allwo mein ſeeliger Mann im
Nahmen ſeiner Principalen ungemein ſtarcke
Geld-Poſten einzuheben, auch deßfalls ein Blan-
quet
zur Vollmacht bekommen, welches er mir
unter ſeinen Schrifften hinterlaſſen hatte. Es
verſprach mir jetzt gemeldter Capitain Horn zwar,
mich um weiter nichts zu bekuͤmmern, ſondern
verſicherte mich mit naͤchſten, ſo bald es nemlich
moͤglich waͤre, auf das Cap zu bringen, allein in
dieſem Stuͤcke muß ich ihn, wiewohl mit froͤlichem
und vergnuͤgtem Hertzen einer Unwahrheit beſchul-
digen, indem er mich an Statt des Moͤhriſchen
Vorgebuͤrges an dieſen angenehmen Ort gebracht,
allwo ich den Himmel, oder ſo zu ſagen, nur eine
der beſten Haupt-Cammern des Himmels auf
dem Erdboden angetroffen, und mich nunmehro
Zeit meines Lebens von dieſer gluͤckſeeligen Jnſul
nicht wuͤnſchen will, wenn einer von den vornehm-
ſten Einwohnern derſelben mir nur das Gluͤck
goͤnnen will, mich als eine Magd, oder Kinder-
Magd bey ſich zu behalten, denn ich bin, ohne eitlen
Ruhm zu melden, geſchickt, nicht nur die ſauber-
ſten Sachen mit der Neh-Nadel zu verfertigen,
ſondern weiß auch mit Spitzen-machen, Weben,

Spin-
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[232/0242] Redlichkeit gegen ſeinen bedraͤngten Naͤchſten, ſo zu ſagen, aus den Augen leuchtete, aufs allerweh- muͤthigſte mich nicht in die Haͤnde der Portugie- ſen kommen zu laſſen, ſondern mir die Gefaͤlligkeit zu erweiſen, und mich ſo wohl als meinen Zube- hoͤr aufs Vorgebuͤrge der guten Hoffnung mit ſich zu nehmen, als von dannen ich mich denn ſchon weiter nach einer gewiſſen Oſt-Jndiſchen Jnſul zu kommen getrauete, allwo mein ſeeliger Mann im Nahmen ſeiner Principalen ungemein ſtarcke Geld-Poſten einzuheben, auch deßfalls ein Blan- quet zur Vollmacht bekommen, welches er mir unter ſeinen Schrifften hinterlaſſen hatte. Es verſprach mir jetzt gemeldter Capitain Horn zwar, mich um weiter nichts zu bekuͤmmern, ſondern verſicherte mich mit naͤchſten, ſo bald es nemlich moͤglich waͤre, auf das Cap zu bringen, allein in dieſem Stuͤcke muß ich ihn, wiewohl mit froͤlichem und vergnuͤgtem Hertzen einer Unwahrheit beſchul- digen, indem er mich an Statt des Moͤhriſchen Vorgebuͤrges an dieſen angenehmen Ort gebracht, allwo ich den Himmel, oder ſo zu ſagen, nur eine der beſten Haupt-Cammern des Himmels auf dem Erdboden angetroffen, und mich nunmehro Zeit meines Lebens von dieſer gluͤckſeeligen Jnſul nicht wuͤnſchen will, wenn einer von den vornehm- ſten Einwohnern derſelben mir nur das Gluͤck goͤnnen will, mich als eine Magd, oder Kinder- Magd bey ſich zu behalten, denn ich bin, ohne eitlen Ruhm zu melden, geſchickt, nicht nur die ſauber- ſten Sachen mit der Neh-Nadel zu verfertigen, ſondern weiß auch mit Spitzen-machen, Weben, Spin-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/242>, abgerufen am 04.05.2024.