Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

sie uns wohl tractirten, und je eher je lieber nach
Engeland, oder wenigstens nach Gib raltar lie-
ferten; Allein wir haben, GOtt sey gedanckt,
ihnen keinen Flitter geben dürffen, weilen es uns
von unsern tapffern und freygebigen, theuren Er-
lösern durchaus verbothen worden, ihnen auch
nur das geringste zu zeigen, geschweige denn zu ge-
ben. Anbey muß die edle Tugend der Großmuth
und Freygebigkeit zu rühmen nicht vergessen, wel-
che nicht allein die beyden nie genug gepriesenen
Capitains Horn, sondern auch 2. Portugiesische
Capitains in unserm damahligen betrübten und
verwirrten Zustande allen erlöseten Christen-
Sclaven, vornemlich aber auch mir und den
Meinigen erwiesen. Der Himmel vergelte es
ihnen, und seegne sie alle auf Lebens-Zeit. Die-
ses muß ich aber noch melden, daß die Portugie-
sen so gütig waren, und versprachen, mich mit al-
lem meinem Zubehör und Haabseeligkeiten frey
und franck in den ersten Englischen Capital-Ha-
fen zu liefern; Allein wie gern ich das Land und
die Stadt meiner Geburth noch vor meinem Ende
wohl noch einmahl sehen mögen, so hatte ich doch
in meinem Hertzen einen besondern Wiederwillen
gegen die Portugiesen, nicht so wohl vor ihre Per-
sonen (denn es waren in Wahrheit 2. artige Ca-
valiers
von Person und Ansehen) aber ich fand
etwas an ihnen, das mir nicht gefiel, und welches
ich jetzo nicht sagen kan oder will. Derowegen
addressirte ich mich an unsern Haupt-Comman-
deur,
den ältesten Capitain Horn, und bath ihn
gewisser Ursachen wegen, weil ihm die Treue und

Red-
(p) 4

ſie uns wohl tractirten, und je eher je lieber nach
Engeland, oder wenigſtens nach Gib raltar lie-
ferten; Allein wir haben, GOtt ſey gedanckt,
ihnen keinen Flitter geben duͤrffen, weilen es uns
von unſern tapffern und freygebigen, theuren Er-
loͤſern durchaus verbothen worden, ihnen auch
nur das geringſte zu zeigen, geſchweige denn zu ge-
ben. Anbey muß die edle Tugend der Großmuth
und Freygebigkeit zu ruͤhmen nicht vergeſſen, wel-
che nicht allein die beyden nie genug geprieſenen
Capitains Horn, ſondern auch 2. Portugieſiſche
Capitains in unſerm damahligen betruͤbten und
verwirrten Zuſtande allen erloͤſeten Chriſten-
Sclaven, vornemlich aber auch mir und den
Meinigen erwieſen. Der Himmel vergelte es
ihnen, und ſeegne ſie alle auf Lebens-Zeit. Die-
ſes muß ich aber noch melden, daß die Portugie-
ſen ſo guͤtig waren, und verſprachen, mich mit al-
lem meinem Zubehoͤr und Haabſeeligkeiten frey
und franck in den erſten Engliſchen Capital-Ha-
fen zu liefern; Allein wie gern ich das Land und
die Stadt meiner Geburth noch vor meinem Ende
wohl noch einmahl ſehen moͤgen, ſo hatte ich doch
in meinem Hertzen einen beſondern Wiederwillen
gegen die Portugieſen, nicht ſo wohl vor ihre Per-
ſonen (denn es waren in Wahrheit 2. artige Ca-
valiers
von Perſon und Anſehen) aber ich fand
etwas an ihnen, das mir nicht gefiel, und welches
ich jetzo nicht ſagen kan oder will. Derowegen
addreſſirte ich mich an unſern Haupt-Comman-
deur,
den aͤlteſten Capitain Horn, und bath ihn
gewiſſer Urſachen wegen, weil ihm die Treue und

Red-
(p) 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0241" n="231"/>
&#x017F;ie uns wohl <hi rendition="#aq">tracti</hi>rten, und je eher je lieber nach<lb/>
Engeland, oder wenig&#x017F;tens nach <hi rendition="#aq">Gib raltar</hi> lie-<lb/>
ferten; Allein wir haben, GOtt &#x017F;ey gedanckt,<lb/>
ihnen keinen Flitter geben du&#x0364;rffen, weilen es uns<lb/>
von un&#x017F;ern tapffern und freygebigen, theuren Er-<lb/>
lo&#x0364;&#x017F;ern durchaus verbothen worden, ihnen auch<lb/>
nur das gering&#x017F;te zu zeigen, ge&#x017F;chweige denn zu ge-<lb/>
ben. Anbey muß die edle Tugend der Großmuth<lb/>
und Freygebigkeit zu ru&#x0364;hmen nicht verge&#x017F;&#x017F;en, wel-<lb/>
che nicht allein die beyden nie genug geprie&#x017F;enen<lb/><hi rendition="#aq">Capitains</hi> <hi rendition="#fr">Horn,</hi> &#x017F;ondern auch 2. Portugie&#x017F;i&#x017F;che<lb/><hi rendition="#aq">Capitains</hi> in un&#x017F;erm damahligen betru&#x0364;bten und<lb/>
verwirrten Zu&#x017F;tande allen erlo&#x0364;&#x017F;eten Chri&#x017F;ten-<lb/>
Sclaven, vornemlich aber auch mir und den<lb/>
Meinigen erwie&#x017F;en. Der Himmel vergelte es<lb/>
ihnen, und &#x017F;eegne &#x017F;ie alle auf Lebens-Zeit. Die-<lb/>
&#x017F;es muß ich aber noch melden, daß die Portugie-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;o gu&#x0364;tig waren, und ver&#x017F;prachen, mich mit al-<lb/>
lem meinem Zubeho&#x0364;r und Haab&#x017F;eeligkeiten frey<lb/>
und franck in den er&#x017F;ten Engli&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Capital-</hi>Ha-<lb/>
fen zu liefern; Allein wie gern ich das Land und<lb/>
die Stadt meiner Geburth noch vor meinem Ende<lb/>
wohl noch einmahl &#x017F;ehen mo&#x0364;gen, &#x017F;o hatte ich doch<lb/>
in meinem Hertzen einen be&#x017F;ondern Wiederwillen<lb/>
gegen die Portugie&#x017F;en, nicht &#x017F;o wohl vor ihre Per-<lb/>
&#x017F;onen (denn es waren in Wahrheit 2. artige <hi rendition="#aq">Ca-<lb/>
valiers</hi> von Per&#x017F;on und An&#x017F;ehen) aber ich fand<lb/>
etwas an ihnen, das mir nicht gefiel, und welches<lb/>
ich jetzo nicht &#x017F;agen kan oder will. Derowegen<lb/><hi rendition="#aq">addre&#x017F;&#x017F;ir</hi>te ich mich an un&#x017F;ern Haupt-<hi rendition="#aq">Comman-<lb/>
deur,</hi> den a&#x0364;lte&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Capitain</hi> <hi rendition="#fr">Horn,</hi> und bath ihn<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;er Ur&#x017F;achen wegen, weil ihm die Treue und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(p) 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Red-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[231/0241] ſie uns wohl tractirten, und je eher je lieber nach Engeland, oder wenigſtens nach Gib raltar lie- ferten; Allein wir haben, GOtt ſey gedanckt, ihnen keinen Flitter geben duͤrffen, weilen es uns von unſern tapffern und freygebigen, theuren Er- loͤſern durchaus verbothen worden, ihnen auch nur das geringſte zu zeigen, geſchweige denn zu ge- ben. Anbey muß die edle Tugend der Großmuth und Freygebigkeit zu ruͤhmen nicht vergeſſen, wel- che nicht allein die beyden nie genug geprieſenen Capitains Horn, ſondern auch 2. Portugieſiſche Capitains in unſerm damahligen betruͤbten und verwirrten Zuſtande allen erloͤſeten Chriſten- Sclaven, vornemlich aber auch mir und den Meinigen erwieſen. Der Himmel vergelte es ihnen, und ſeegne ſie alle auf Lebens-Zeit. Die- ſes muß ich aber noch melden, daß die Portugie- ſen ſo guͤtig waren, und verſprachen, mich mit al- lem meinem Zubehoͤr und Haabſeeligkeiten frey und franck in den erſten Engliſchen Capital-Ha- fen zu liefern; Allein wie gern ich das Land und die Stadt meiner Geburth noch vor meinem Ende wohl noch einmahl ſehen moͤgen, ſo hatte ich doch in meinem Hertzen einen beſondern Wiederwillen gegen die Portugieſen, nicht ſo wohl vor ihre Per- ſonen (denn es waren in Wahrheit 2. artige Ca- valiers von Perſon und Anſehen) aber ich fand etwas an ihnen, das mir nicht gefiel, und welches ich jetzo nicht ſagen kan oder will. Derowegen addreſſirte ich mich an unſern Haupt-Comman- deur, den aͤlteſten Capitain Horn, und bath ihn gewiſſer Urſachen wegen, weil ihm die Treue und Red- (p) 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/241
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/241>, abgerufen am 04.05.2024.